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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1963-02/0026
Als dann etwa zwei Jahre lang Schlag auf Schlag Klagen gegen mich erfolgten,
verteidigte ich mich dagegen beim Ministerium mit aller Schärfe und deckte dabei
schonungslos die Verleumdungen, Verdrehungen u. a. auf.

Jahre des Kampfes um Schule und Jugendführung (1933—1941)

Ich habe in den Zeiten der Verfolgungen von seiten der Nazis, denen ich stets
scharf und kampfbereit, aber trotzdem mit Vorsicht entgegentrat, meine Stellung
allen Angriffen zum Trotz voll und ganz zu halten vermocht und noch an der
Weiterentwicklung unserer Wieslocher „Heimat- und Arbeitsschule" unentwegt
weitergearbeitet, soweit dies eben die Verhältnisse gestatteten. Die Schule lebte
und gedieh weiter — gefördert von allen denen, die mir in diesen Jahren treu
zur Seite standen, und auch andere machten eben an Hand der ihnen jeweils zu
Ostern in die Hand gegebenen Arbeitspläne stillschweigend mit im allgemeinen
Betrieb. Nur litt die Arbeit naturgemäß unter den doch oft unerquicklichen
Kampfverhältnissen ebenso wie unter der bei mir allmählich zunehmenden Nervosität
und sonstigen gesundheitlichen Störungen.

Ein anderes schädliches Moment in unseren Schulen jener Zeit wurde uns deshalb
nicht so fühlbar, da es mir gelang, die schlimmsten Schäden zu verhindern.
Im übrigen brachte der nun bald ausbrechende unselige Krieg großes Durcheinander
in unsere Schulen. Auch unser Schulhaus war längere Zeit militärisch belegt,
und es gab viele Störungen durch Abkommandierung verschiedener Lehrer zum
Kriegsdienst u. a. m.

Dazu kamen für mich selbst mehr und mehr Krankheitstage, da die Zeiten
der politischen Verfolgung und der vielen aufreibenden Kämpfe nicht spurlos an
mir vorbeigegangenen waren. Und als gar infolge eines alten Weltkriegs-Rheumas
und späterer wiederholter Kniegelenksentzündungen allmählich vom rechten Hüftgelenk
ausgehend eine Arthritis-deformans dazukam, konnte ich bald nur noch
am Stock gehen, und besonders das Treppensteigen in unserem Schulhaus wurde
mir von Tag zu Tag beschwerlicher, so daß ich mich schließlich — ich war unterdessen
65 % Jahre alt geworden — durch mein zunehmendes Leiden gezwungen
sah, das Ministerium um meine Zurruhesetzung zu bitten. So wurde ich mit Wirkung
vom 1. 8. 1941 in den Ruhestand versetzt und zog nach Steinen.

Bilanz einer Lehrerarbeit

So war ich nun nach 47jähriger Tätigkeit im Dienste der badischen Volksschule
und nach 12jähriger Tätigkeit als Schulleiter in Wiesloch aus meinem mir liebgewordenen
Berufe geschieden mit dem beruhigenden Bewußtsein, alle diese Zeit
treu mitgearbeitet zu haben im Dienste der Jugendbildung und Jugenderziehung
unserer Heimat und unseres Vaterlandes.

Zusammen mit unserem ganzen Volke mußte ich schließlich auch den furchtbaren
Zusammenbruch des Reiches im Jahre 1945 miterleben und damit auch die
beispiellos schlimme fast völlige Zerschlagung unserer so hoffnungsvoll aufblühenden
deutschen Schule. Dieser Schlag, der auch meine Hoffnung für Deutschlands
Jugend aufs furchtbarste getroffen hat, hat unsere zielbewußte Schul- und
Erziehungsarbeit auf Jahrzehnte hinaus zurückgeworfen und vieles unwiederbringlich
vernichtet.

Steinen, im September 1949 J. Böser

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