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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1963-02/0042
Phase trockenen Klimas angelegt worden. Ihnen voraus gingen angeblich auch in
einer Trockenheit angelegte spätsteinzeitliche Dörfer (um 2000 v. Chr.). Beide Trok-
kenzeiten (um 2000 und nach 1200 v. Chr.) waren wiederum nach seinen Angaben
durch eine kühlere, niederschlagsreichere Zeit unterbrochen. — Auch P. Groschopf (in:
Oskar Paret, Das Steinzeitdorf Ehrenstein bei Ulm (Donau), Stuttgart, 1955, S. 34ff.)
hat sich zu dieser Frage der Abfolge trockener und niederschlagsreicherer Zeiten nach
pollenanalytischen Untersuchungen der neolithischen Siedlung Ehrenstein bei Ulm
geäußert. So glaubt er nach dem Pollendiagramm von Ehrenstein „zu Beginn der
EMW-Zeit" (Eichenmischwaldzeit) in einer Sedimentationsunterbrechung" deutliche
Anzeichen einer Austrocknung" feststellen zu können, der er allerdings nur eine
lokale Bedeutung zuspricht. Andererseits konnten unter der Kulturschicht pollenanalytisch
keine Anzeichen einer Austrocknung und damit einer Zerstörung der Pollen
nachgewiesen werden. Groschopf schließt daraus, daß der an der Stelle der späteren
Siedlung gelegene, durch Schotter aufgestaute (Blau-) See „sehr rasch", bedingt durch
lokale Ursachen (Verlegung des Abflußbettes) absank. Auf den nun trockenen Ablagerungen
wurde die Siedlung angelegt. — Spricht damit dieser Befund nicht für
die zwingende Annahme einer Trockenzeit am Ende der Jungsteinzeit, so müssen
wir auch darauf verzichten, der Aufgabe der Siedlung ein Ansteigen des Grundwasserspiegels
zugrundelegen zu wollen. Das Pollendiagramm läßt uns darüber im
unklaren. In Übereinstimmung mit Parets These sieht P. Groschopf in den ständig
erhöhten Hüttenböden dieser Siedlung und ihrer späteren Aufgabe Anzeichen, „daß
der Grundwasserspiegel schon bald wieder anstieg" und die zunehmende Versumpfung
die Bewohner zur Aufgabe des Ortes zwang. Uber die Siedlungsschicht legte
sich später eine Kalktuffschicht. „Eine ziemlich trockene Periode wird zu Beginn der
Bronzezeit durch eine Zeit vermehrter Niederschläge, eine ,Naßzeit', abgelöst" (P.
Groschopf, a. a. O., S. 39). — Ablehnend gegenüber dieser klimatischen Interpretation
der Hüttenböden in obigem Sinne äußerte sich u. a. H. Zürn (Eine jungsteinzeitliche
Siedlung bei Ehrenstein, Kr. Ulm/Donau, in: Neue Ausgrabungen in Deutschland
, Berlin, 1958, S. 75 ff). H. Zürn wies nach, daß die Erneuerung der Hütten
mit Bränden zusammenfällt (a.a.O., S. 91). Damit entfällt ein stichhaltiger Beweis
für die Annahme einer die Aufgabe der Siedlung verursachenden Klimaverschlechterung
zu diesem Zeitpunkt (ausgehende EMW-Zeit). Zu einem uns unbekannten Zeitpunkt
, aus unbekannter Ursache aufgegeben, wurde die Kulturschicht wohl erst nach
einem längeren Zeitraum von Kalktuff überzogen, dessen Sedimentation vielleicht
mit der für den Übergang von Jungsteinzeit zur Bronzezeit von einigen Forschern
postulierten Klimaverschlechterung in Zusammenhang gebracht werden kann. (vgl.
H. Zürn, a. a. O., S. 91)

(9) G. Smolla (Klimasturz um 800 v. Chr., in: Festschrift für Peter Goeßler, Tübinger
Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, Stuttgart 1954, S. 184) entwirft zusammenfassend
für die urnenfelderzeitlichen Siedlungen folgendes Bild: Während der ersten
Phase der jüngeren Urnenfelderkultur (Hallstatt B 1) herrschte ein warmes, trockenes,
kontinentaleres Klima. Eine „Trockenzeit", in der jedoch immer noch, um nur ein
Beispiel zu nennen, ausreichende Niederschläge das reichliche Vorkommen der Buche
ermöglichten. Die folgende zweite Phase der jüngeren Urnenfelderkultur (Hallstatt
B 2) wird in Anlehnung an E. Gersbach durch „politische Unruhen" eingeleitet bzw.
verursacht, die jedoch eine Verknüpfung mit dem „kaum sehr viel später", um 800
v. Chr. von Smolla angenommenen Klimasturz nicht erkennen lassen (G. Smolla,
a. a. O., S. 184).

(10) P. Filzer, Erdkunde, Band VI, 1952, S. 21 f.

(11) G. Smolla, a. a. O., S. 169

(12) E. Schmid, Jahresber. u. Mitteil, des Oberrhein. Geol. Vereines, N. F. 32, 1943/50,
S. 128 ff.

(13) G. Smolla, a. a. O., S. 172

(14) Belege im einzelnen und Literatur bei G. Smolla a. a. O. S. 172, Anm. 31

(15) F. Klute, Das Klima Europas während des Maximums der Weichsel-Würmeiszeit und
die Änderungen bis zur Jetztzeit, in: Erdkunde, Band V, H. 4, 1951, S. 282; vgl.
G. Lang, Zur späteiszeitlichen Vegetations- und Florengeschichte Südwestdeutschlands,
in: Flora, 139. Bd., Jena, 1952, S. 243 ff.

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