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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
26.1964, Heft 1.1964
Seite: 25
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in Sicht kommen. Ja, da ist es. Das Münster, das Wahrzeichen von Breisach. Aber
nun hieß es besonders acht geben. Die Kleinkemser waren schon recht nahe an die
Stadt herangekommen. Sie wußten von vielen Fahrten von früher, daß kurz vor der
Stadt der Strom eine scharfe Krümmung nach rechts macht, um den sogenannten
„Gaiskopfgiessen" herum.

Aber je näher sie sich dieser Stelle näherten, desto mehr blieben ihre Augen
an einem besonderen Punkt des Geländes vor ihnen haften. Da, wo der „Gaiskopfgiessen
" lag, um den herum sich der Rheinstrom nach rechts krümmte. Da war doch
eine Öffnung! Und zwar eine Öffnung, die den Giessen rechts liegen ließ. Die sah
beinahe so aus, als ob man da hindurch fahren könnte und die weite Krümmung des
Giessen abschneiden.

Die Schiffer überlegten nicht lang. Sie hielten ans linke Ufer und legten an.
Dann schickten sie einen Schiffsknecht weg, um die Lage zu untersuchen. Flugs eilte
dieser auf der linken Rheinseite der Stadt zu, ging am Giessen-Kanal vorbei und
kam schon nach einer halben Stunde mit der Botschaft zurück: „Wir können durchfahren
und brauchen nicht außen herum. Der Kanal ist so breit, daß alle drei Schiffe
nebeneinander fahren können."

Nun, der Knecht mußte wohl mehr als einen Schnaps getrunken haben, daß
er das Maul so voll nahm. Froh über die gute Botschaft, die ihnen der Knecht gebracht
hatte, stießen die Schiffer ab, dem Giessen-Kanal zu. Wie sie aber hier direkt
davor waren, merkten sie sofort, daß es unmöglich sei, zu dritt hindurchzukommen.
Sogar e i n Schiff brauchte alles, um den Kanal zu passieren. Einmal stießen sie
links an, das andere Mal rechts. Die Knechte hatten schwer zu schaffen, bis sie das
Schiff hindurchgezwängt hatten. Dann kam das zweite und dann das dritte Schiff.
Bei jedem war es das Gleiche: Der Kanal war in Gotts Namen zu eng.

Aber endlich war's geschafft. Man war wieder im alten Fahrwasser, und die
Fahrt ging wieder flott von statten. Nach einigen Tagen landeten sie in der Residenz
des Markgrafen, wo sie herzlich empfangen wurden. Sie ladeten ab, nahmen das
Geld dafür in Empfang und gönnten sich selbst ein gutes Essen. Dann ging's sofort
wieder auf die Heimfahrt. So schnell wie stromab ging's diesmal nicht. Die Knechte
mußten tüchtig zulangen. Aber auch das ging vorüber. Frohgemut legten sie ihre
Schiffe am heimischen Rheinufer an und gingen wieder zu ihren Leuten. Stundenlang
mußten sie ihnen erzählen, wie es ihnen ergangen ist.

Drei Wochen waren seit dem Weintransport ins Land gegangen, da kam ein
Bote vom Lörracher Oberamt (in den Akten zweimal vermerkt!) und verlangte, den
Stabhalter von Kleinkems zu sprechen. Der Stabhalter erschien und nahm das große
Schreiben in Empfang, das ihm der Obervogt in Lörrach schickte. Der Bote ging,
der Stabhalter ließ sich hinter dem Stubentisch nieder. Umständlich öffnete er das
Schreiben, las und kratzte sich dann nachdenklich hinter den Ohren. „Eine dumme,
eine ganz dumme Geschichte!" murmelte er. Dann ging er hinaus, bestellte den Ratsdiener
. Er solle ihm sofort die vier Schiffer holen, die vor einigen Wochen in Karlsruhe
waren.

Nach einer Stunde waren die bei ihm. Der Stabhalter eröffnete ihnen den Befehl
des Obervogts in Lörrach. Am 9. Juni haben sie mitsamt ihren drei Schiffen in
Breisach zu sein. Ja, was wollten sie machen, die armen Schiffer? Wenn der Obervogt
in Lörrach etwas sagte, so kam das gleich hinter dem lieben Herrgott. So
parierten die Schiffsmänner der Ordre und gingen. Aber statt des 9. trafen sie erst
am 10. Juni in Breisach ein. Mit drei Schiffen, und wenn diese auch leer sind, konnten
sie nicht allein fahren. Einige Knechte mußten sie schon mitnehmen. Ob die
Schiffer etwas geahnt hatten von ihrer Missetat? Aus den Akten geht nichts dergleichen
hervor.

Die Schiffer fuhren los, nach kurzer Fahrt kamen sie nach Breisach und legten dort
an. Die künftige Fürsorge für ihre Schiffe überließen sie den wenigen Knechten und

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