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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0029
ungewöhnliche Breite von 14 m, was die Wichtigkeit dieser Anlage dokumentiert.
Möglicherweise konnte dieser Rheinübergang weitere Inseln für die Überbrückung
benützen, wurden doch bei älteren Landaufnahmen noch mehrere Rheininseln
fixiert. So ist auch eine kleine Insel mit den Relikten eines römischen Rundturmes
(Siegesdenkmal?) erst zu Beginn des 19, Jhdts. weggeschwemmt worden.

Diese Rheinbrücke wurde wohl, wie auch die Stadt Augusta Raurica, bei den
Alemannenstürmen nach der Mitte des 3. Jhdts. zerstört. Zwar konnte die römische
Hoheit im linksrheinischen Raum noch einmal konsolidiert werden, aber der
rechtsrheinische Bereich der Provinz Germania superior war verloren, und die
römische Reichsgrenze mußte auf die alte augusteische Rheinlinie zurückgenommen
werden. Unmittelbar am Strom entstand so in diokletianisch-konstantinischer Zeit
(284—337 n. Chr.) ein befestigtes Lager, zu dessen Ausbau die Trümmer von
Augusta Raurica verwendet wurden. In den Ruinen dieses spätrömischen Kastells
liegt das heutige Dorf Kaiseraugst. Zum römischen Sicherungssystem gehörte neben
zahlreichen Wachttürmen eine weitere Rheinbrücke, die etwa der Linie der
heutigen Rheinfähre Wyhlen—Äugst folgte. Sie führte von der Mitte der Nordfront
des „Castrum Rauracense" zum nördlichen Ufer. Hier wurde unmittelbar
am Hochgestaderand ein befestigter Brückenkopf errichtet. Die Reste der nach
Norden gerichteten drei Türme sind in dem Uferdickicht zwischen Rheinfähre
und Kiesgrube (Zeltplatz) freigelegt. Der weitaus größte Teil der Schutzanlage
ist jedoch schon früh unterspült und weggeschwemmt worden. In den verbliebenen
Trümmern sind etliche Ziegelstücke mit dem Stempel der „Legio I Martia"
gefunden worden, was eine Datierung ermöglicht, da diese Legion von Kaiser
Diocletian neu gegründet und zur Besetzung der Provinz Maxima Sequanorum
(nach der Neuordnung entstanden und den linksrheinischen Raum im Hoch- und
Oberrheingebiet, hier bis gegen Colmar, umfassend) bestimmt war. Von der
Brückenanlage selbst sind heute keinerlei Spuren mehr vorhanden, wie auch die
Zufahrtsstraße auf badischer Seite noch nicht einwandfrei festgestellt werden
konnte. Alte Beschreibungen aus dem 16. Jhdt. (Speckle, Ryff) erwähnen jedoch
noch Jochpfeiler, die bei Niedrigwasser herausragten. Möglicherweise sind der
Brückenkopf und die Wachttürme auch etwas jüngeren Datums als das Castrum
Rauracense und seine Brücke und bestanden nur während der kurzen Spanne
einer letzten Sicherung der Rheingrenze durch Valentinian (364—375 n. Chr.).

Beide römischen Brücken hatten neben der militärisch-politischen Bedeutung
auch wirtschaftliche Funktionen. Seiner ganzen Art nach war zumindest der erste
Brückenbau weniger ein Brückenschlag, von Pionieren in Frontnähe ausgeführt,
sondern entsprach eher einem Werk zur wirtschaftlichen und verkehrstechnischen
Erschließung des rechtsrheinischen Raumes. Die Einbeziehung des westlichen
Hochrheingebietes in den Kulturraum von Augusta Raurica ist unbestritten. Die
Klimagunst der lößbedeckten Dinkelbergsüdhänge zog die römischen Kolonisten
und ausgedienten Veteranen an, von deren Urbarisierung nicht nur die Relikte
ehemaliger Gutshöfe zwischen Wiese und Wehra zeugen. Auch die heute unter
Naturschutz stehenden Buchswälder (Buxus sempervirens L.) zwischen Grenzach
und Wyhlen sind wahrscheinlich römischen Ursprungs, und vielleicht verdankt der
einst so bedeutsame Weinbau an den sonnenreichen Steilhängen der Muschelkalkberge
seine ersten Impulse dieser römischen Besiedlungsphase. Wohl ist der Beginn
systematischer römischer Durchdringung und Kulturarbeit in der Kontaktzone
mit Äugst nicht feststellbar, mag aber bis in claudische Zeit zurückreichen; doch
legt man dem ersten belegten römischen Brückenbau eine wirtschaftliche Teilfunktion
zu Grunde — Verbindung des agrarisch geprägten Vorortbereiches auf
der rechten Rheinseite als Wirtschaftsgebiet von Äugst mit dem städtischen
Zentrum durch einen festen und ständigen Übergang —, so ist für die früh-
geschichtliche Siedlungsschicht ein konkreter Zeitstein gesetzt. Diese erste römische

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