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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-02/0032
Setzungen unterbrochen — ein wirtschaftlich-kultureller Austausch und eine
ständige Verbindung zwischen den beiden Rheinufern weiter angenommen werden.
Nach dem endgültigen Abzug der römischen Truppen (ca. 400 n. Chr.) war jedoch
die Bevölkerung weder zahlenmäßig noch technisch in der Lage, die Brücke zu
erhalten oder gar wieder aufzubauen.

In enger Nachbarschaft mit dem spätrömischen Brückenkopf liegt auf der
rechtsrheinischen Niederterrasse der für die Frühgeschichte bedeutsame Alemannenfriedhof
Herten mit seinen Reihengräberfeldern. Die zugehörige, wohl schon im
Mittelalter wüst gefallene Siedlungsstelle konnte bisher zwar nicht genau festgelegt
werden, doch ist der Standort nur in einer raumzeitlichen Verknüpfung mit Äugst
und dem Rheinübergang zu verstehen. Vielleicht darf der 752 im St. Galler
Urkundenbuch (1, 18) genannte Wohnplatz „Anghoma", welcher bisher nicht
lokalisiert werden konnte, hier zugeordnet werden. Mit einem Ortsnamen auf
-heim ist diese Brückensiedlung dann in ihrem Ursprung in die frühe Landnahmezeit
zu datieren. Ob die Wüstwerdung der Siedlung mit dem Abgang der
Brücke und dem substantiellen Wandel von Äugst in Zusammenhang steht, kann
nicht entschieden werden; die Ungunst der Standortsfaktoren konnte auch
zwangsläufig zu einer Verkoppelung mit den Hangfußsiedlungen am Dinkelbergrand
(Herten, Wyhlen) führen.

Stille und Einsamkeit hüllten die Landschaft wieder ein, Gras und Gestrüpp
überwucherten die Reste des stolzen Römerreiches und ließen die geschichtsträch-
tigen Jahrhunderte vergessen. Wer gedenkt heute noch der Legionen, die hier über
den Rhein zum Schwarzwald zogen, wer der Bauern, die nach Äugst zum Markte
fuhren?

In eigener Weise würdigte die Technik diesen klassischen Verkehrsangelpunkt
an Hoch- und Oberrhein und rührte am Schicksal der vergessenen Brückensituation.
Wiederum kam der Anstoß von Süden: Regionale Eifersüchteleien in der Eisenbahnpolitik
der Schweizer Kantone ließen zwei Brückenprojekte keimen, die der
römischen Tradition würdig gewesen wären, sofern sie sich nicht auf die Planung
beschränkt hätten.

Da der Kanton Basel-Land sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts gegen den
Bau einer Bahnlinie Zürich—Basel durch das Kantonsgebiet sträubte, während die
anderen „betroffenen" Kantone ihr Einverständnis gaben, wurde eine Eisenbahnbrücke
von Kaiseraugst nach Wyhlen projektiert, um so das „Baselbiet" zu umgehen
. Die dadurch notwendige Änderung in der Trassenführung wurde nun
wiederum vom Kanton Aargau abgelehnt, der die Bözbergbahn verwirklicht sehen
wollte. Ob dieses „Kantönligeistes" blieben alle Pläne unausgeführt, und Zürich
schloß sich durch den Bau der Linie Turgi—Waldshut an die badische Hauptbahn
an, die im Jahre 1856 fertiggestellt wurde (Eröffnung Basel—Säckingen: 4.Februar
1856; Säckingen—Waldshut: 30. November 1856). Der gesamte Schienenverkehr
zwischen Basel und Zürich vollzog sich so bis 1875 auf der rechtsrheinischen Talseite
via Säckingen—Waldshut.

Die zweite Brückenplanung bei der klassischen Brückenstelle verdankt ihre Projektierung
einer ähnlichen wirtschaftspolitischen Situation. Das Volksprojekt einer
schweizerischen Nationalbahn fand anfangs der 70 er Jahre in den verschiedenen
Schweizer Eisenbahn-Aktiengesellschaften eine gewaltige Opposition. So versuchte
die Nationalbahn, welche bereits ein Liniennetz vom Bodensee zum Genfer See
geschaffen hatte, einen Anschluß und Zugang zu den deutschen Bahnen zu erhalten
. Dies wurde von den privaten Gesellschaften der „Zentralbahn" und der
„Nordostbahn" unterbunden, resp. über ihre Linien nicht gestattet. Deshalb wurde
eine Bahnverbindung projektiert, die den Jura bei dem Bergübergang „Wasserfalle
" (östlich von Paßwang) queren — daher Wasserfallenbahn — und über Liestal
nach Baselaugst führen sollte. Um den Anschluß an das badische Eisenbahn-

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