Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-01/0027
(p. 122): „In Ansehung der Gemeinde habe er noch zu erinnern, daß Pracht und
Ubermuth in Kleidung anfange enorm zu werden", so darf das alles doch nicht
darüber hinwegtäuschen, daß in allen Gemeinden mit alleiniger Ausnahme von
Blansingen (p. 30: „Es finden sich unter ihnen keine Arme, die ihr Brod nicht
haben") z. T. in erschreckendem Ausmaß Einzelpersonen oder ganze Familien
dringend der Unterstützung bedurften. Uber den Umfang der Not nur ein
paar wenige Beispiele. Fischingen gibt an (p. 95): „Es seyen zimmlich Haussarme
da...", Rötteln (p. 119): „Arme seyen genug da...", Eimeidingen
(p. 143): „. . . zwey Waysen . . ., die ihrem Verderben nahe seyen", Lörrach
(p. 239): „ . . . dahier in zimmlicher Anzahl", Grenzach (p. 212): Hauss-Arme
finden sich dahier genug, und mehr, als man besorgen könne..." Schlimm
sieht es in Hauingen aus (p. 129): „Die meisten Leute seyen arm; . . .", noch
schlimmer in Markt (p. 143): „...lauter arme Leute"; wobei jedoch mit sichtlichem
Stolz hinzugefügt wird: „aber keine Bettler". Dieses Betteln aber ist
vielfach letzter Ausweg aus der Not und scheinbar als ein in schwerer Lage
normales Tun empfunden worden. Läßt darauf nicht die Einstellung in Egringen
schließen (p. 61): „Es seyen etliche Arme da, die sich aber doch mit Arbeiten
ernehren können. Gehe die Arbeit aus, so müssen sie betteln"? Von Gemeindegliedern
, die genötigt waren zu betteln, wissen auch zu berichten Kirchen (p. 49),
Wollbach (p. 72), wo es um 1750 acht Familien waren, und Binzen-Rümmingen
(p. 156), wo es 1751 sechzehn in Binzen und sechs in Rümmingen gab, von denen
„etliche wenige" betteln gehen. Aus acht Gemeinden wird ausdrücklich angegeben,
daß „der Allmosen" einspringt. Meist wird nur dann und wann etwas gegeben,
so z. B. in Fischingen (p. 95), Otlingen (p. 167) oder Haltingen (p. 181):
„ . . . bekommen von Zeit zu Zeit etwas...". Von regelmäßigen Gaben aus „dem
Allmosen" weiß Schallbach zu berichten (p. 83): „ ... man gebe ihnen alle quartal
etwas weniges . . .". Aus verschiedenen Kapitalien und Stiftungen erhalten die
Bedürftigen in Lörrach, wo es allerdings auch mit die meisten Hausarmen gibt
(b. 12), Beihilfen. Hier (p. 239) wird ausführlich berichtet: „ . . . viele (Hausarme)
haben ein wöchentliches Allmosen, welches sich jährlich auf 24 Gulden belaufft.
So werde auch das offenburgische Legat, so jährlich 3 Gulden betrage und von
der Burgvogtey aus der Steuer von Thumringen bezahlt werde, unter sie aus-
getheilt. Gleichwie noch ferner ihnen und andern in der Dioeces sich befindlichen
Armen zu statten kommen die 5 Gulden Zinnse, so da fallen von denen auf
Christian Hauri dahier stehenden 100 Gulden Capital. Dann es sey vom seel.
Herrn Spec. Wenkebach das von Ihro Durchl. der letztverstorbenen Frau Mark-
gräffin Hochsei. Andenkens denen Haussarme vermachte Legat zu Capital
geschlagen und gedachtem Christian Hauri dargeliehen worden in der Absicht,
dass er jährlich den Zinnss einem jeweiligen Speciali einliefern, diser aber denselben
den Hauss-Armen austheilen solle." Wie wir sehen, gedachte auch das
Markgräfliche Haus der Armen. Außer an dieser Stelle hören wir nur noch aus
Hauingen von Hilfe aus der gleichen Quelle (p. 129): „...etliche genießen
Allmosen von Gnädigster Herrschaft, . . .". Neben Lörrach stellt auch Grenzach
Kapitalzinsen zur Hilfe für Hausarme bereit (p. 212): Es „werden jährlich die
Capital-Zinnsse von 600 Pfund Vitzdumischer, Bernholdischer und Paulischer
Stifftung ausgetheilt". Von hilfreichem Eingreifen in besonders krassen Fällen
hören wir aus Eimeidingen (p. 143): Die Gemeinde ist bereit, die beiden
genannten Waisen im Pforzheimer Waisenhaus unterzubringen und hierzu namhafte
finanzielle Beihilfe zu leisten. In Hauingen (p. 129) wird „eine elende Persohn,
die schon 6 V2 Jahr sich keine Hülfe mehr geben könne, . . . von der Gemeinde
umgeätzt". Egringen (p. 61), Wittlingen (p. 105) und Binzen (p. 156) zahlen für
arme Kinder das Schulgeld aus dem „Allmosen".

25


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-01/0027