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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-01/0029
geben, um sicher zu seyn". Auch daran sei an dieser Stelle gedacht, was bereits
oben von Eimeidingen und seinem Pfarrherrn berichtet ist.

Um dem Übel zu steuern, haben zwei Gemeinden „Hatschirer" eingesetzt, wenn
auch vergebens. So berichtet Rötteln (p. 120): „ . . . sie thun, was sie können, um
dergleichen Leute fortzuweisen; aber die Hatschierer,die zu dem End angenommen
worden, daß sie das Land rein halten sollen, bezeigen sich gar saumselig." Die
gleiche schlechte Erfahrung mit diesen Ordnungshütern machte Brombach (p. 223):
„Die Hatschiers, die dazu angenommen seyen, dass sie das Land von Vaganten
rein halten sollen, erfüllen die Absicht ihrer Annahm nicht." Erstaunen aber erregt
100 Jahre vor Wichern der Gedanke, die Vagabundenplage durch Erstellung
einer Herberge zu lindern (L. p. 240): „ . . . Anlauft dahier sehr stark. Sonsten
sey vor fremde Bettler erst in diesem Jahr 100 Gulden zu einer Herberge legirt
worden von Maria Schantzlerin, Joh. Jacob Bredlis im Röttier Weiler abgeschiedener
Ehfrauen." Eine durchgreifende Hilfe und ein problemlösendes und
schnell wirkendes Mittel aber sieht der Spezial in folgendem Vorschlag, den er
anknüpft an seine oben bereits mitgeteilte Meinung, daß allen Hausarmen seiner
Diözese geholfen werden könne: „Wollten Ewer Hochfürstliche Durchleucht den
Befehl zu erteilen geruhen, dass alle Vaganten, die mit keinem tüchtigen passeport
versehen oder sich eines solchen zum vagiren bedienen sollen angehalten und ad
operas publicas gebraucht werden; so bin ich der festen Meynung, in Zeit von
einem Monat würde das Land des Anlauffs zimmlich überhoben seyn: und weil
doch ein jeder durch seine Hand-Arbeit sein Brod soll verdienen können, so
dächte ich, die daraufgehende Unkosten würden solchergestalt hinlänglich ersetzt"
(b. 12/13).

Darf man die oben erwähnte Angabe der Wollbacher, daß ihr Dorf namentlich
von Franzosen überlaufen werde, dahin auslegen, daß diese entlassene Soldaten
waren, dann haben wir in diesen Worten einen Hinweis darauf, wie nachhaltig
die Kriegsereignisse um die Wende des Jahrhunderts wirkten. Es möge daher hier
der Platz sein zu zeigen, auf welche Weise sich Kriegsereignisse in den vorliegenden
Protokollen widerspiegeln, wobei bereits Erwähntes zur Abrundung
des Ganzen nochmals kurz gestreift werde.

Der Egringer Pfarrer Mathias Wilhelm Tulla ist „gebohren in Kriegszeit zu
Basel 1703"; seine Eltern waren der Hertinger Pfarrer Gottfrid Tulla und
Rosamunda geb. Paulin (Eg. p. 61). Ein Bruder von ihm, Joh. Gottfrid Tulla,
dann wieder 1704 in Hertingen selbst geboren, erscheint 1751 als neuer Pfarrer
von Rötteln. Basel war auch die Geburtsstätte des Pfarrers Joh. Philipp Helminger
von Wollbach; er war 1695 „in der Flucht" geboren als Sohn des fürstlichen
Kammerdieners Joh. Philipp Helminger und seiner Ehefrau Anna Elisabetha
Schweinfurterin (Wo. p. 73). Der Stand des Vaters und die Tatsache, daß der
Sohn „das paedagogium zu Lörrach" (a. a. O.) besucht hatte, lassen darauf
schließen, daß er normalerweise das Licht der Welt in Lörrach hätte erblicken
sollen. Kleinkems berichtet von Schäden in der Bibliothek (p. 18): „Bücher, die
zur Kirche gehören bestehen in ... 5.) 3 letzten Theilen von den Würtem-
bergischen Summarien, nachdem die erste Theile im Krieg verloren gegangen."
Im Jahre 1751 steht des 75 jährigen Kleinkemser Pfarrers Johann Gerson Buttler
Sohn „in Kriegsdienst" (p. 20). Auf welch tragische Weise die Gemeinde Rötteln
ihre mit vielen Mühen nach Basel gebrachte Orgel dort verloren hat, ist oben
(S. 10) berichtet. Joh. Bernhard Fecht, 1749 Pfarrer in Rötteln, muß über
Schäden an seiner Privatbibliothek klagen (p. 120): „Seine Bibliotheque sey in
gutem Stand, ob sie gleich durch Flüchten in Kriegszeiten geschwächt worden."
Daß Kriegs Verluste an Glocken noch nach 100 Jahren schmerzen können, läßt
sich aus den ötlinger Angaben herauslesen (p. 164). Die Kirche hat drei Glocken;

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