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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0013
daß die siedlungsgeschichtliche Forschung auf namenkundlicher Grundlage keineswegs
auf die archäologische Bodenforschung verzichten kann oder will. Zum Teil
wurde ja die zeitliche Festlegung des Gebrauchs gewisser Ortsnamentypen erst
mit Hilfe von Gräberfunden möglich. Umgekehrt kann aber auch die Namenforschung
der Archäologie sehr fruchtbar werden.

Auf alle diese Fragen wird später noch im einzelnen eingegangen. Hier sollte
nur einleitend gezeigt werden, welche Möglichkeiten siedlungsgeschichtlicher Forschung
mit Hilfe einer richtig angewandten Namenkunde gegeben sind. Ich
betone: einer richtig angewandten Namenkunde, denn auf fast keinem
wissenschaftlichen Gebiet ist wohl schon soviel gesündigt worden wie gerade hier,
weil nahezu jeder, der sich einmal aus einem durchaus begrüßenswerten Interesse
heraus mit der Heimatgeschichte seines Dorfes beschäftigt hat, es leider auch nicht
lassen konnte, den dazugehörigen Ortsnamen und die betreffenden Flurnamen
deuten zu wollen. Daß dies ohne Hilfe der Sprachgeschichte und Namenkunde
nun einmal nicht möglich ist, beweisen die zahlreichen Ortschroniken, deren
Namendeutungen zu einem großen Teil nur auf phantasievollen Kombinationen
beruhen. Orts- und Flurnamen sind sehr oft Zeugen alter Sprachzustände und
folglich nur mit sprachgeschichtlichen Mitteln deutbar. Fehldeutungen sind um so
gefährlicher, weil sie sich fast nicht mehr aus dem Bewußtsein der jeweiligen
Bevölkerung verdrängen lassen.

Dies zeigt uns gerade auch das Beispiel der beiden Ortsnamen „Grenzach"
und „Wyhlen". Man hat Wyhlen bisher im allgemeinen von dem in einer
St. Gallener Urkunde von 754 erwähnten Adaghiliniswillare abgeleitet, was
sprachgeschichtlich und namenkundlich völlig unmöglich ist. Auch der Ortsname
Grenzach war schon solchen falschen Deutungen ausgesetzt, wozu selbst noch ein
keltischer Häuptling namens Crenzo, den man zu diesem Zwecke eigens erfunden
hatte, herhalten mußte.

Ich werde später noch auf die Deutung dieser beiden Ortsnamen näher eingehen
. Hier sollte nur auf den Schaden hingewiesen werden, welcher mit solchen
völlig aus der Luft gegriffenen Deutungen der Namenkunde immer wieder
zugefügt wird und ihr Ansehen als Wissenschaft stets von neuem untergräbt.

Die folgenden Ausführungen wollen nun zeigen, wie wir mit Hilfe der
namenkundlichen Forschungsergebnisse ein Bild von der Besiedlung unseres
engeren Heimatgebietes gewinnen können. Daß dabei natürlich auch die allgemeingeschichtlichen
Fakten sowie die Bodenfunde berücksichtigt werden müssen,
braucht wohl nicht besonders betont zu werden. Geschichte, Namenkunde und
Archäologie sollen sich so gegenseitig ergänzen, um eine möglichst getreue
Siedlungsgeschichte zu ergeben.

Nach dieser Darstellung soll das siedlungsgeschichtliche Werden der Gemarkung
Grenzach beleuchtet werden. Hier wird sich dann im Kleinen in den Flurnamen
die Entwicklung widerspiegeln, die zunächst im Großen mit Hilfe der Ortsnamen
für ein ausgedehnteres Gebiet aufgezeigt werden soll.

Schon in vorhistorischer Zeit war unser Gebiet von Menschen bewohnt. Die
frühesten Spuren ihrer Anwesenheit fand Fr. Moog, ein ehemals in Grenzach
wohnhaft gewesener Chemiker der Firma Hoff mann - La Roche, 1936 im älteren
Löß der Solvaysteinbrüche von Wyhlen. Das Alter dieser äußerst wichtigen
paläolithischen oder altsteinzeitlichen Fundstätte beträgt etwa 190 000 Jahre.
Damit ist Wyhlen die früheste Lößstation in Baden. Älter ist nur noch der
berühmte Unterkiefer des Homo heidelbergensis. Andere Funde in Grenzach und
Wyhlen weisen in die Altsteinzeit, die Endsteinzeit und in die frühe Bronzezeit
zurück, gehören also dem Zeitraum vom Auftreten der ersten Menschen bis etwa
um 1000 v. Chr. an.

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