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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0024
geht vielmehr auf lateinisch villa = Landhaus zurück. Dieses Wort „villa" wurde
als Lehnwort schon in die germanischen Sprachen übernommen, als die Alemannen
noch in ihren alten Wohnsitzen an der Elbe saßen, und lautete nun gedehnt „wüa".
Beim Einrücken der Alemannen in unser heutiges Gebiet besaßen sie also bereits
dieses Wort „wila" in ihrem Wortschatz und bezeichneten damit die noch sichtbaren
römischen Landhäuser. Hierauf gehen die vielen Weil-Orte zurück, die ja noch
immer „Wil" ausgesprochen werden, wie z. B. Weil am Rhein. Wollten die neuen
Besitzer nun eine Stelle bezeichnen, wo mehrere solcher römischer Landhäuser
nach der Eroberung im dritten und vierten Jahrhundert noch zu sehen waren,
so nahmen sie dazu eben die Mehrzahlform von „Wila", die im Dativ „Wilon"
lautete, „ze wilon bedeutete also: „bei den römischen Landhäusern". Darauf geht
der Ortsname Wyhlen zurück, der 1240 noch Wilon geschrieben wurde.

Nach der Deutung der beiden Ortsnamen soll nun versucht werden, mit Hilfe
der Flurnamen die siedlungsgeschichtliche Entwicklung Grenzachs und auch zum
Teil diejenige Wyhlens seit der alemannischen Landnahme aufzuzeigen. Mit
diesen im 14. oder 15. Jahrhundert erstmals in Urkunden und Berainen überlieferten
Flurnamen können wir nämlich nicht nur die örtliche Siedlungsgeschichte
seit jener Zeit rekonstruieren, sondern wir können sehr oft mit ihrer Hilfe das
Siedlungsbild der Landnahmezeit im vierten oder fünften Jahrhundert wiedergewinnen
. Denn wie bei den Ortsnamen ist nämlich auch hier der Namenkunde
die Feststellung gelungen, daß die Alemannen zur Zeit ihrer Niederlassung im
ehemals römischen Gebiet bestimmte Flurnamen verwendet haben. Dies ist eine
ganz entscheidende Erkenntnis, weil wir nun fast in jedem alten Dorf den
ursprünglichen Siedlungskern aus dem heutigen Dorfbild herausschälen können.
Bei den -ingen-Orten wurde schon erwähnt, daß die erste Ansiedlung in Form der
Sippengemeinschaft vor sich ging, d. h. das Land gehörte der ganzen Sippe und
wurde gemeinschaftlich von dem großen Herrengut des Sippenältesten aus bebaut.
Von der Masse der gewöhnlichen Bauerngüter, die später noch dazukamen, hebt
sich deshalb in den alten Dörfern ein großer, durch wichtige Besonderheiten
ausgezeichneter Gutsbestand ab, der in den alten Urkunden als terra salica,
Selhof, Fronhof, Meierhof oder Kelhof bezeichnet wird. Die Äcker dieses Herrenhofes
hießen Breite, Hofacker oder Fronacker, die Wiesen Brühl, Anger oder
Fronwiese. Dieses Herrengut zeichnete sich durch seine Größe aus und befand
sich in bevorzugter Lage auf leicht zu bewässerndem Boden. Dieser Hof behielt
auch nach der Auflösung der Sippengemeinschaft seine Rechte, und die anderen
Dorfbewohner waren ihm gegenüber fronpflichtig.

In Grenzach fehlen nun diese typischen Flurnamen der alemannischen Landnahmezeit
vollständig. Da die Flurnamen „Brühl", „Breite", „Hofacker" usw.
aber für die meisten alten alemannischen Dörfer von entscheidender Bedeutung
sind, möchte ich an einem Beispiel zeigen, wie wir mit Hilfe dieser Flurnamen
die ursprüngliche Siedlung der ersten alemannischen Sippe rekonstruieren können.
Dazu wähle ich Wyhlen, wo geradezu wie an einem Musterbeispiel die siedlungsgeschichtliche
Entwicklung der Gemarkung aufgezeigt werden kann. Ich muß hier
auch deshalb auf die Verhältnisse Wyhlens kurz eingehen, da sonst das für Grenzach
Folgende nicht verständlich wäre.

Aus dem heutigen Bild Wyhlens hebt sich der alte Siedlungskern ganz klar
heraus. Der schon 1301 erwähnte Brühl und die nahe dabei gelegene, 1437
erstmals genannte Breite, also die Wiesen und Äcker des Herrengutes, liegen auf
dem leicht zu bewässernden und daher ertragreichen Boden in der Nähe der
heutigen katholischen Kirche. Die Lage des Kelhofes, des Örtlichen Herrenhofes,
ist aus der einzigen Erwähnung von 1511 nicht genau zu bestimmen. Er kann
aber nur in dem von der Breite und dem Brühl begrenzten Bereich, also etwa an

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