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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0025
der Kirchstraße gelegen haben, da für ihn die Lage bei der Kirche ebenfalls sehr
typisch ist. Die nördliche Grenze dieser Ursiedlung läßt sich durch den 1301
erstmals genannten Hofacker beim Kloster Himmelspforte genau bestimmen. Der
Besitzer dieses Gutes, der sog. Urmaier, war Inhaber der Gerichtsbarkeit, des
Zwinges und Bannes, also der gesamten obrigkeitlichen Gewalt. Zu dieser Ursiedlung
gehörte der große alemannische Friedhof im Gewann „Steinboden"
unterhalb des heutigen Bahnhofes, den man ins siebte Jahrhundert datiert. Früher
hieß dieses Gewann „im Lewe", was auf mittelhochdeutsch hleo-wes = Grabhügel
zurückgeht. Wäre man in den dreißiger Jahren nicht zufällig bei Bauarbeiten auf
diese Gräber gestoßen, so könnte man heute auf Grund des in den Urkunden
gefundenen Flurnamens dennoch genau sagen, daß sich hier ein Alemannenfriedhof
befand, woraus der Nutzen dieser Namen für die Archäologie sichtbar wird.

Diese alemannische Ursiedlung war bald von zahlreichen Außensiedlungen an
den Grenzen der Gemarkung umgeben. 1284 wird beim heutigen Schacht am
Rhein eine Siedlung Linda erwähnt, die in Gestalt mehrerer Höfe bis ins
18. Jahrhundert hinein fortbestanden hat. Der Name geht auf lint-ahi = Ort,
wo es viele Linden hat, zurück und lebt noch heute in den Flurnamen Lindweg
und Lindhölzlein weiter. In der Nähe des heutigen Fußballplatzes sind bereits
zu Beginn des 14. Jahrhunderts Hofstetten genannt, und bis ins 18. Jahrhundert
hinein heißt jenes Gebiet „ze Stetten". Die beiden schon im 15. Jahrhundert urkundlich
belegten Höfe, der Auhof und der Markhof, haben sich dagegen bis heute
erhalten. Der Name Markhof gibt dabei die Lage des Hofes an, denn mittelhochdeutsch
marc heißt ja soviel wie Grenze. Sehr früh, schon 1294, wird auch „das
guot . . . uf dem Ruerberge" erwähnt. Der Name selbst weist auf eine Rodesiedlung
hin. Mittelhochdeutsch „ruor" bedeutet „Auflockerung der Erde, zweites
Pflügen". Das Wort ist heute noch in dem Begriff „Reben rühren" erhalten.

Auf den weiteren Ausbau der Gemarkung Wyhlen, wie er etwa mit Hilfe
vieler Rodenamen aufgezeigt werden könnte, soll jetzt nicht näher eingegangen
werden. Ich wollte hier nur die sehr typische Form der alemannischen Siedlung,
nämlich Niederlassung in Form der Sippengemeinschaft und spätere Anlegung von
Außensiedlungen, mit Hilfe der Flurnamen aufzeigen.

Wenden wir uns nun unserer eigenen Gemarkung zu, um zu sehen, was hier
die Flurnamen über die siedlungsgeschichtliche Entwicklung aussagen können.

Bei der Deutung des Namens „Grenzach" konnte gezeigt werden, daß unser
Ortsname auf die vorgermanischen Besiedler unseres Gebietes zurückgeht, also
etwa im zweiten oder dritten Jahrhundert nach Christi Geburt entstanden ist.
Dies setzt natürlich keineswegs voraus, daß unsere Gemarkung nun seit damals
ununterbrochen besiedelt gewesen wäre und daß sich also die Alemannen gleich
nach der Eroberung des ehemals römischen Landes im vierten und fünften Jahrhundert
hier niedergelassen hätten. Der Name Carantiacum als Bezeichnung der
hiesigen römischen Siedlung kann auch bei den Nachbarsiedlungen weitergelebt
haben und von späteren Ansiedlern auf unserer Gemarkung einfach von diesen
Nachbarn wieder übernommen worden sein. Ich habe unter Wyhlen ausgeführt,
daß wir an Hand der Flurnamen Brühl, Breite, Hofacker, Meierhof usw. die
alemannische Ursiedlung, so wie sie im vierten oder fünften Jahrhundert in Form
der Sippengemeinschaft angelegt worden ist, genau rekonstruieren können. Diese
typischen Flurnamen der alemannischen Landnahmezeit fehlen nun — wie schon
gesagt — in Grenzach ganz, was bedeuten könnte, daß sich die Alemannen nach
ihrem Vorstoß bis zum Rhein nicht gleich auf dem Boden unserer Gemarkung
niedergelassen haben. Als sie sich dann schließlich innerhalb der römischen
Ruinen von Carantiacum angesiedelt hatten, gründeten sie wohl auch bald an

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