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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0049
Dann interessiert uns besonders der Beitrag von Friedrich Disch über „Schweigmatt
und Sattelhof im südlichen Schwarzwald — eine Luftbildauswertung". Der Verfasser
schildert zunächst das Relief der Landschaft, die ein Grenzgebiet zwischen Schwarzwald
und Vorbergzone darstellt. Dann behandelt er den Kulturraum, aufgegliedert nach den
Gesichtspunkten des Verkehrs, der Siedlungen und der Landnutzung. Reichhaltiges Karten-
und Bildmaterial ergänzt die Ausführungen, in denen uns neue Möglichkeiten der landeskundlichen
Betrachtung erschlossen werden. J. Helm

Lina Kromer: „An Bruder Namenlos". Alemannische Gedichte. Zweite Auflage.
Verlag Rombach, Freiburg i. Br. 1965. 104 S., 7,80 DM.

Es git no Zeiche und Wunder. Der Gedichtband „An Bruder Namenlos" isch jetzt
zum zweite Mol ufglegt worde. Hundert Site Mundartgedicht, echt im Wort, riif in der
Form, ergriifend fromm, wo's um die letzte Froge goht. E Morge im Wald — E Maiedag
— Am Weisefeld — Im Dal — Obegang — Dr Sternehimmel — Johannisnacht — Gsicht
am Strom — Mensch un Erde — Ewigi Froge . . . das sin numme ne paar Garbe us dr
chöstlichen Arn. Farbig wie ne Regeboge reihe sich die letzte biblische Gedicht anenander,
g'chrönt vorne Gebet.

Unsere verehrti, bescheideni fünfesiebzigjährigi Markgräflere Lina Kromer vo Ober-
eggene (3. 9. 1889) macht im Johann Peter Hebel vo Huuse und im Fründ Hermann Burte
vo Mulberg alli Ehr. Me mueß ihri Gedicht in stille Stunde mit Bedacht läse, und wenn
me dr Sinn mit dr Seel erfaßt het, mueß me de Riim Lut geh und loosen uf ihre diefen
edle Don; er dönt wie Glockelüte.

Isch es nit tröstlich für alli Haimetfründ, wenn's in dere moderne Zit no Tausig und
mehr git, wo uf das Glockelüte loose? Otto Reinacher

Paula Hollenweger: „Markgräflerland, du Land am Rhii". Rombach-Verlag,
Freiburg, 1965. 128 S. 7,80 DM.

Seit 1945 erschienen in unserer Südwestecke 44 Veröffentlichungen alemannischer
Gedichte und Reimgebilde. (Die Zahl 44 stimmt tatsächlich!) Unter ihnen ist das jetzt
herausgekommene Buch „Markgräflerland, du Land am Rhii" der in Feldberg bei Müllheim
lebenden Bäuerin Paula Hollenweger (geb. 3. 10. 1900) eines der erfreulichsten. Verlegt
wurde es im Rombach-Verlag, der sich in den letzten Jahren um die Herausgabe
alemannischen guten Schrifttums verdient gemacht hat.

Schlagen wir das hübsch ausgestattete Buch auf, so fällt uns zuerst die schöne Druckschrift
ins Auge. Die bei uns oft zu vielen Apostrophe wurden vermieden, so daß der
Grauton des Druckes einheitlich wirkt. Die Schreibweise ist vernünftig und lesbar, auch
für Nichtalemannen. Sie ist der hochdeutschen Schreibart angepaßt, denn nur diese lernen
wir ja lesen. Wir wissen nur zu gut, daß eine phonetische Schrift nur mit den von den
Wissenschaftlern geschaffenen Zeichen möglich ist und mit den üblichen Buchstaben nicht
konsequent durchgeführt werden kann.

Aber nicht diese äußeren Dinge sind es, die uns ansprechen - eine reiche Welt des
Frohen und doch Verinnerlichten, des Tiefen und Herben tut sich uns auf. Jubelnd klingen
die eigenwillig geformten Strophen des Eingangsgedichtes hinaus: „Was all my Herz
erfreut . . .", das wird dann wiederholt, wodurch dieser Vers eine unerwartete Steigerung
erfährt. Wie ich schon in meinem Vorwort im Buch erwähnte, wird nicht - wie ach,
so oft - das „Bächlein im Tal", der „muntere Quell" besungen. Dagegen hören wrir das
kräftig und knapp brausende „drin bruusche Bergbäch wild!" Wir blättern weiter im
Buch und stoßen auf Kostbarkeiten, etwa „Uber Nacht". Wie das flötet und klingt:
„E Meisli singt am Morge schon, zeig, weidli Maidli, d Zit isch do". Dreimal tönt das
„ei" in zeig, weidli, Maidli, und das oft besungene „d Zit isch do" erhält hier
einen neuen und eigenen Platz. Das Gedicht „Roter Mohn" mit seinem grüblerischen Ernst,
den grell leuchtenden Farben und dem harten Klang des unerbittlichen „im heerte Bode
zue" gehört zum schönsten unserer alemannischen Dichtung. Wie erstaunen wir über den
Reichtum der Gedanken und des verinnerlichten Schauens, wenn uns das Bild einer
Bäuerin im Gedicht „Leim" dargestellt wird, die dasteht und „e Hampfle Dreck" in ihrer
Hand hält. Sie spürt die Kraft, das Mütterliche, die im Erdreich wirken und deren
„Segen bis an Rand". Daraus wird ihr deutlich, warum Gott den Menschen aus demselben
„Grund" schuf und warum er ihn am Ende wieder heimnimmt in den „Leim". So finden

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