Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1966-01/0011
berg" gab es Ende der 70er Jahre des verflossenen Jahrhunderts ganz ansehnliche
Rebstücke. Die Hauptursache des Rückganges des Rebbaues lag in den niedrigen
Weinpreisen. Fehljahre, gesteigerte Arbeitslöhne und höhere Produktionskosten belasteten
die Rebbauern, die die Mehrkosten nicht kompensieren konnten, allzu
stark und machten den Weinbau ziemlich unrentabel. Der Rebbau wurde im
rechtsrheinischen Untertanenland in den Jahren 276—282 n. Chr. durch den
römischen Kaiser Probus eingeführt.

Stellen wir uns die Frage, wann die Hertinger Gemarkung besiedelt worden
sei, sehen wir uns vor einer Aufgabe, die im Rahmen dieser Arbeit kaum bewältigt
werden kann. Die gewaltigen Wellen der Welt- und Völkergeschichte umbrandeten
im Laufe der Jahrhunderte auch dieses so stille Dörflein. Die günstigen Wasserverhältnisse
, Funde aus der Steinzeit, Auffinden eines an die Universität Freiburg
abgelieferten Mammutzahnes, aufgedeckte Keltengräber usw. lassen wohl auf
eine frühe Besiedlung schließen. Ein genauer Nachweis dafür ist indessen nicht erbracht
. Der wechselvolle Kampf der Römer und Germanen um rechtsrheinisches
Gebiet hat auch Hertingen nicht verschont. Das „Römerströßli" mahnt noch an
ehemalige römische Gutshöfe. „Rümpel" soll aus Rampolla entstanden sein. Ob
schon die Römer in der Umgebung der Gemeinde Erz gegraben haben, ist nicht mit
Sicherheit festzustellen.

Die Bewohner Hertingens wie der ganzen Markgrafschaft und des Großteils
der Schweiz und des Elsasses gehören dem alemannischen Stamme an. Dieses
Volkstum hat sich besonders im Markgräflerland noch ziemlich rein erhalten.

Als hauptsächlichste Berufsart stand von altersher das Bauerntum an erster
Stelle. Neben diesem florierte aber auch das Handwerk. Die Industrie im heutigen
Sinne kam in ihren Anfängen erst im 18. Jahrhundert auf, um dann nach und
nach die heutige Ausdehnung mit ihren Licht- und Schattenseiten zu erreichen.

Die stolze, selbstbewußte Art des Markgräfler Bauern fußt auf einem altgermanischen
Unabhängigkeitssinn, der sich Jahrhunderte hindurch bewährte. Er
liebte keine Städte, sondern zog das Leben in freier Natur vor und baute seinen
Hof dort, wo ihm ein Hain, eine Quelle oder eine Flur besonders gefielen. Diese
selbstbewußte Art führte in der Markgrafschaft zu einem gewissen „verfassungsmäßigen
Ausdruck". Im Mittelalter und in der Neuzeit, d.h. nach der Reformation
, konnte sich der Bauer wegen Unterdrückung durch die Herrschaft nicht beklagen
. Er lebte sozusagen unbehelligt auf seinem Hofe. Große und drückende
Fronden waren nicht zu erleiden. Außerordentlich waren hingegen die Fuhrleistungen
zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als die Markgrafschaft mit der Durlacher
Linie vereinigt wurde.

Der Beginn der Markgrafschaft ist auf das Jahr 1444 zurückzuführen. Die
Herren von Sausenberg, die 1315 Rötteln geerbt hatten, erhielten 1444 durch
Schenkung die Herrschaft Badenweiler. Die dem Rheine zu liegenden Gebiete (die
heute noch katholischen Orte Rheinweiler, Bamlach, Bellingen und Neuenburg)
gehörten zu Vorderösterreich bzw. unterstanden damit dem Bistum Basel (Istein,
Huttingen, Schliengen, Mauchen, Steinenstadt). Die dortigen Bauern waren ziemlich
rechtlos und arm. Dies zeigte sich noch in jüngster Zeit in den Häusern
dieser Dörfer, die im Gegensatz zu den alten Markgräfler Dörfern von keinem
hohen Wohlstand zeugten. Die ganze Gesetzgebung Vorderösterreichs lag in den
Händen der Geistlichkeit, und der Fürstabt von St. Blasien verhandelte für das
ganze Gebiet. Die Tatsache, daß die Klöster im Markgräflerlande über kein weites
Land verfügten, erlaubte dem dortigen Bauern eine freiere Entwicklung. Dies
zeigte sich besonders im Bauernkriege 1524/25, in dem sich die Markgräfler, die
keinen Anlaß zur Klage hatten, viel ruhiger benahmen, als die sich wild gebärden-

9


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1966-01/0011