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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1966-01/0018
schaft von Baden mit den Inhabern des Eisenwerkes zu Wehr, Ph. Merian ßt Co.,
einen zehnjährigen Lieferungsvertrag ab, den gewöhnlichen Markgräfler
Kübel zu 5 Kreuzern. Im Jahre 1811 waren die Lieler Gruben mit 21 Mann
belegt, lieferten indessen monatlich nur 200 bis 300 Kübel Erz. Die Bergleute
der vorderösterreichischen Gruben stammten meistens aus Tirol. Später wurden
sie durch die Gemeinde selbst gestellt, wobei sie allgemein „Erzknappen" genannt
wurden. - Wann im Kanderner Bezirk und auch in Hertingen nach Erz
gegraben wurde, ist nicht zu ermitteln. Aus Werken, über die die Badische Landesbibliothek
verfügt, ist nicht zu ersehen, ob schon vor 500 Jahren nach Erz geschürft
worden ist. Die Vermutung, daß dies schon in frühester Zeit, etwa nach
der Bronze-Zeit (500 v. Chr), der sog. Eisenzeit in dieser Gegend der Fall gewesen
sei, ist nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Der Umstand, daß
das an manchen Orten obenauf liegende Bohnerz (z. B. im Löhli, Tannenkircher
Felsen usw.) geradezu zum Nachgraben nach solchen Erzbohnen reizte, darf nicht
außer acht gelassen werden. Die alten Völker dürfen von uns modernen Menschen
durchaus nicht zu tief eingeschätzt werden. Schon sie erhielten vom Schöpfer
Verstand, Vernunft, Geist, Forschungs- und Erhaltungstrieb. Über Stollen, Schächte
und Erzhalden berichtet H. Kasper, daß der ganze Hertinger Wald durchwühlt
sei. Er entdeckte überall Vertiefungen, zuweilen trichterförmige Löcher. Nach
Einstellung des Bergwerks (1860) wurden die Schächte und einzelne Stollen
zugedeckt, z. B. am Westrand der Gemeindesteingrube. Der Eingang wurde zum
Teil verschüttet, doch soll der Stollen noch gut erhalten sein. Das unbrauchbare
Material (Erde, Steine) wurde seinerzeit im „Schlammweiher" angehäuft, Ocker,
weiter östlich, dort, wo ein Waldweg nach Norden abzweigt. Im Mösle besteht
noch ein Stollen mit einer das Tälchen sperrenden Erzhalde. Zwei Stollen
befinden sich am Weg, der durch den Kaibenschinder nach Liel führt (Altinger
Stollen), ein weiterer südlich der Gauchmatt, im Löhle ein Schacht, der angeblich
auf den „Löhlisee" stößt, nach welchem die Tannenkircher seit langem gedürstet
haben sollen usw. usw.

Bei der im Jahre 1860 erfolgten Aufgabe des Bergwerks soll der „Berg-
Muser", der lange Zeit Ratschreiber war, einige der Erzhalden, die heute einen
schönen Waldwuchs aufweisen, um geringes Geld gekauft haben. Die früheren
„Erzwäscher" sollen den Wald dort, wo solche Wäschereien eingerichtet worden
sind, gänzlich ruiniert haben.

Nach überlieferten Erzählungen waren die Hertinger Erzknappen ein lustiges,
etwas leichtlebiges Völklein. Sie lebten nach ihrem Sprichwort: „Kommt der Tag,
bringt's der Tag!" Hatten sie Glück und fanden viel Erz, huldigten sie nach
fröhlich verlebtem Sonntag dem blauen Montag. Reichte das Geld noch weiter,
wurde auch der Dienstag dazugenommen. Im allgemeinen werden sie aber als
friedfertige Leute beschrieben, und Hertingen soll beim Amt den guten Ruf einer
„Mustergemeinde" gehabt haben.

Die Hertinger Erzknappen besaßen wenig Feld; ihre Äcker lagen an der äußersten
Peripherie des Dorfbannes. Hauptsächlich befanden sie sich auf „Schwärzi-
buck" und „Eierberg", wo kein Weizenboden, sondern nur leichter Lixboden war.
Ihre Gärten legten sie zum Teil im „Moos", der späteren Waldwiese an. Nach
Aufgabe des Bergwerkes mußten sie sich umstellen, Landwirtschaft treiben oder
auswandern. Einige davon fanden Arbeit in den Baumwollfabriken in Mülhausen.

Der letzte Hertinger Steiger namens Oelwang starb im Jahre 1873 „in der
Ern". Er war ein aufrechter, charaktervoller und hochgeachteter Mann. Ein Ölgemälde
stellte ihn in seiner Bergmannstracht dar. Die Erzknappen hatten eine
besondere Tracht und trugen einen schwarzen Tschako mit roter Kokarde.

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