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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1966-01/0026
Die Gewann- und Flurnamen hängen mit der Ortsgeschichte eng zusammen.
Wissenschaftliche Abhandlungen über diese Frage zeugen davon. Die vorliegende
Arbeit soll indessen eine volkstümliche, allgemein verständliche sein.

Die betreffenden Namen sind nicht einem Zufall zu verdanken. Sie fußen
auf einer gewissen Bedeutung und geben einen Hinweis auf irgendeine hervorstechende
Eigentümlichkeit des Gewannes. Bei der Benennung des „Lettenbuckes",
„im Letten" und „Steinriese" z.B. gab die Bodenart den Ausschlag. Beim „Isenacker
" wurde früher vermutlich Eisen gegraben oder auf dessen Oberfläche aus
der Kreidezeit herrührende Eisenstückchen gefunden, wie dies im Hertinger Feld
vielfach heute noch der Fall sein soll. Auch die Bodengestaltung spielte bei der
Namensbezeichnung eine Rolle, wie „im Tal", „aufm Lielberg", „Eierberg",
„Ettenbühl" (bühel = Buckel), „Hohe Höhle", „Ebene", „im Ried" (Sumpf),
„Sonnholen", „im Lo", „Egelsee", „Egesen Buck", „Muchheimer Buck", „Lüre-
buck" usw.

Ausschlaggebend waren oft auch an bestimmten Orten häufig vorkommende
Pflanzenarten, z. B.:

„Holdere", „Holderboden", „Dörnle", „Haselstud", „Haselbach", „Rebstl" (an
Reben?), dann Quellen wie „im Ebersbrunn", „beim guten Bronnen", „Brunnenacker
", oder Gewanne, in denen neue Kulturarten entstanden: „die neue Matte",
„Neumatt", „Freudenmatt". Oft spielen auch die Namen der Besitzer, die Lage
bei Gebäuden oder die Gestalt der Äcker eine Rolle, wie: „Ettebühl" = Buckel
eines gewissen Etto, „Kilchmatt", „Mühlimatt", „St. Peter" (bis 1801 gebräuchlich
), „im langen Acker", „im Langacker", „im krummen Acker".

Die um das Dorf liegenden Gärten, oft „Bündene" genannt, mit Reisig „eingebundenes
" Gelände (Gläng), waren in früheren Jahren viel zahl- und umfangreicher
als heute. Hierauf lassen sich die Namen „Sure Garte", „Becke Garte",
„Lettegärtli" zurückführen.

Seit ca. 1780 wurden allgemein Kartoffeln angebaut. Da Kaffee vor 100 Jahren
noch zur Seltenheit gehörte, bestand die Morgenmahlzeit aus Milchsuppe, Brotsuppe
, gerösteter Mehl- oder Rahmsuppe, und das Abendessen aus den gleichen
Suppenarten und süßer oder saurer Milch. Die oben erwähnten, außerhalb des
Dorfes liegenden „Bünde" oder „Chrutgärte" wurden mit Erbsen, Bohnen, Kraut
und Rüben bepflanzt. Linsen gediehen auf dem Hertinger Lößboden besonders
gut, woher auch der Ubername der Hertinger „Linsibündel" kommt.

In Hertingen erscheinen noch eine Reihe hübscher, alter Flurnamen. Ein Gewann
heißt z.B. „Aeddebül". Im Jahre 1905 schrieb Prof. Dr. Heilig, daß dies
seines Wissens von „ätte" herkomme, d. h. einer gewissen Art von Hofäckern =
Bühel, Bühl, Buckel. Aedde stamme von Atto, Hatto, Eto ab. Als Namen von
Waldgewannen seien erwähnt: „Löli" = le = Grabhügel, Ii = Verkleinerungssilbe
; oder = loh = Wald, Ii == Verkleinerungssilbe, löhli = kleiner Wald; „in
der Wanne", „in dr Chärnle", „in dr Fluei" = Wand, „Eierberg" von egonberg
= höchste Anhöhe.

Namen von Feldern sind: „Echseli" = Esche, „Iseacker" = Eisenacker, „Ebersbrunn
" weist auf dortige Quelle hin, „Einig" = einoti = Einöde, „Sunnhole" =
sonniger Rebhügel mit Hohlweg, „Rebstl" = nicht eindeutig erklärt, eventuell
„im Rumpl" oder „rampolla". Vor uralter Zeit soll hier ein Hof gestanden
haben. „Prädikante-Brünnli" = Quelle am Nordhang des durch die Schlacht von
1796 bekannten Schliengener Berges, neben welchem das „Römerströßli" über
Schliengen und Istein nach Basel vorbeiführte.

Hermann Kasper bemerkt in diesem Zusammenhang, daß „Egesen = Egelsen"
daher stammt, daß die dort entspringende Quelle des Haselbaches früher einen

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