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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1966-01/0030
Das Fastnachtstreiben wurde zum eigentlichen Feste. Gleich nach Neujahr
begaben sich die Schulbuben der obersten Klassen an freien Nachmittagen in den
Wald, um im Moos „Mörli" zu machen. Dieselben wurden in einem Stollen
verborgen, und am Samstag vor der Bauernfasnacht sammelte man mit dem Ruf
„Welle her, Welle her!" möglichst viele Wellen. Solche wurden auf den Lielberg,
den Rebstl oder auf den Lettebuck geführt. Am folgenden Sonntag wurde beim
Eindunkeln in Anwesenheit von jung und alt das „Fasnechtsfüür" abgebrannt.
Im Dorf läutete die Glocke. Nach kurzer Pause kam Leben in die Sache. Von
überall her leuchteten die Höhenfeuer, und die Schulbuben und ältern Burschen
traten zum Scheibenschießen an. Zu Hause erwarteten die Mütter ihre Schäflein
zu „Fasnechts-Chüechli", während die älteren Burschen mit ihren Liebsten zum
Tanz ins Rößle wanderten.

Erhebend war für die Familie stets das Abendläuten. Die Abendglocke veranlaß
te die Kinder und auch die 14-bis 20jährige Dorf jugend zur Ein- und Heimkehr
. Während des Läutens wurde gebetet:

„Selig Stündli geb is Gott
In Lebiszit und Sterbensnot,
Und mach e fröhlich Auferstehn,
Wenn mir ins ewig Leben gehn!"

Man war gesittet, steckte, wenn es notwendig war, auch Prügel ein, ohne daß
je einer daran gestorben wäre. Die Hauptsache war für die Kindererziehung zu
deren Segen das Zusammenarbeiten zwischen Elternhaus, Schule und Kirche.
Durch vernünftige Erziehung suchte man der Kinder Vertrauen zu gewinnen.
Kasper bemerkt dazu:

„Zieht aber eins hüst, das andere hot,
Dann bleibt der Wagen stehen und steckt im Kot!"

In diesem Zusammenhang dürfen die alten Volkssitten in den Gemeinden
nicht unerwähnt bleiben, so der Weidgang. Vor und nach dem „Herbst" fuhren
die Buben mit dem Hornvieh jeweils auf die Weid. Solche dauerte bis zum Frosteintritt
. Zum Zeitvertreib wurden „Füürli" gemacht und darin Äpfel, Kartoffeln
und anderes gebraten. Nach der Weinlese wurden auch die Reben durchstreift
und nach vergessenen Trauben abgesucht. Auch Äpfel-, Birn- und Nußbäume
wurden nicht vernachlässigt. Bei Eintritt der Dunkelheit gings jeweils unter Peitschengeknall
nach Hause.

Im 19. Jahrhundert existierte noch die Gemeinde-Schäferei. Die „Weidgerechtigkeit
", das Weidrecht, auf der Gemarkung Hertingen besaß bis zur Ablösung
dieses Rechtes der Grundherr des Ortes, Freiherr von Rotberg und sein Schwiegersohn
und Rechtsnachfolger, Freiherr von Leutrum. Der Schäfer wurde durch die
Gemeinde angestellt. Seine Verpflegung mußten die Schafbesitzer im sogenannten
„Umessen" übernehmen. Je nach Anzahl der Schafe waren Schäfer und Hund
einen Tag oder mehrere Tage zu verköstigen. Im Frühjahr wurde zur Schafschur
geschritten. Die Schafe wurden durch den Schäfer geschoren, die Wolle gewaschen
und getrocknet und vielfach im Haushalt verwendet. Wie schön war's damals, den
Frauen zuzusehen, wie sie das Spinnrad in Betrieb hielten! Als Schäfer wurden
seinerzeit in der Hauptsache ältere Schafsknechte von der „Rauhen Alb",
„Schwobeschöfer" genannt, engagiert.

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