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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1966-01/0032
Im August 1870 erklärte Frankreich den Krieg. Die Hertinger Reservisten
erhielten Befehl zum Einrücken. Vom Rathaus her eilten sie, in Zweierreihen
geordnet, unter dem Klang der Kirchenglocken ins Gotteshaus. Durch Gottes Wort
sollten sie dort auf den bevorstehenden Kampf gestärkt werden und Abschied
von der Heimat nehmen. Ängstliche Spannung lagerte auf den Gemütern. Man
erinnerte sich mit Schrecken an frühere Einfälle der Franzosen ins Markgräfler-
land, wobei Land und Leute ausgeraubt wurden. Alt und jung befaßte sich bereits
mit dem Gedanken, im Notfall in den Schwarzwald zu fliehen. An einem klaren
Augustmorgen überquerten französische Mobilgarden den Rhein, der damals hart
an Bellingen, unmittelbar unter dem Schloß „Graf vonAndlaw" vorbeifloß. Wagen
mit Kindern, Betten, Weinfäßchen, Mehlstumpen und heulenden Frauen erschienen
nun aus Bellingen, und angsterfüllte Stimmen riefen: „DTranzose sin über de Rhi
cho!" Die gegen 20 französischen Mobilgardisten, die in Bellingen eintrafen, zerstörten
neben anderm die Telegraphenleitung, trollten in die Reben und schnitten
dort prachtvoll behangene Weinstöcke ab, die sie im Triumphzuge ins Dorf zurückbrachten
. Im Gasthaus zum Adler nahmen sie Quartier und stellten vor diesem
ihre Gewehrpyramiden auf. Zwei Gardisten hielten Wache. Inzwischen hatte
sich der Hertinger Wirtssohn vom Rößle namens Eierich mit seinem Pferde in
rasendem Galopp nach Kandern begeben, um die dortige Schützengesellschaft zu
alarmieren. Wie die Franzosen in Bellingen gegen elf Uhr das Anrücken der
Kanderner Schützen bemerkten, zogen sie es vor, wieder über den Rhein zurückzukehren
. Sie blieben somit nur vier Stunden lang Herren von Bellingen, in welcher
Zeit sie indessen vieles zerstört hatten. Es fand nur ein kurzer Feuerwechsel
statt, bei dem es keine Verletzten gab.

Nebst andern Männern hielten nun die Kanderner Schützen Wache am Rhein.
Sie waren nur mit Heugabeln, Äxten und verrosteten Pistolen ausgerüstet, da die
Preußen 1849 die Waffen eingesammelt, nach Rastatt geführt und dort vernichtet
hatten. Die Regierung sandte nun sofort eine große Anzahl „Minisbüchsein" mit
Munition (Vorderlader). Die wehrfähige Mannschaft wurde von ausgedienten
Unteroffizieren eingeübt, und man richtete einen regelrechten Wachtdienst ein.
Bald darauf erschien eine württembergische Reserve-Batterie. Nun kehrte auf der
rechtsrheinischen Seite wieder Ruhe ein, die den Sommer und den Herbst über
anhielt. Vom Elsaß her aber ertönte der Kanonendonner. Straßburg wurde belagert
. Ein Hertinger, Hans Henn, der das eiserne Kreuz auf dem Münsterturm
krumm geschossen hatte, erhielt ein schriftliches Lob seitens seines Batteriechefs.
Nach der am 20. September 1870 erfolgten Ubergabe von Straßburg zog das
badische XIV. Armeekorps, unterstützt von preußischen und württembergischen
Landwehreinheiten (etwa 40 000 Mann), gegen das Oberelsaß und schritt zur
Belagerung der Festung Beifort. Weitere Einzelheiten würden im Bereich der vorliegenden
Arbeit zu weit führen. Im übrigen sind die großen Kriegsereignisse,
die auch Hertingen erschütterten, zur Genüge bekannt. Es seien nur die beiden
Weltkriege 1914—18 und 1939—45 erwähnt.

Ausgestorbene und ausgewanderte alteingesessene Geschlechter

und älteste eingesessene Familien

Ein durch Hermann Kasper auf Grund alter Akten verfertigtes Verzeichnis für
die Zeit von 1657—1930 ergibt die Tatsache, daß von den darin erwähnten
Geschlechtern ein Großteil im Laufe der Jahrhunderte ausgestorben, ausgewandert

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