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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1966-01/0037
H. Kasper schreibt dazu: „Die alte Jergene, das Sieglibäbi, empfahl mir in
meiner Jugend gegen Struma (Kropf): ,Wenn dr Mond wachst, gohsch unbschraue
ins Frei, luegsch dr Mond a; mit dr linke Hang grifsch an Hals un seisch —
was i sieh usw. — und derno dreimol die drei höchste Name aruefe.' Ich befolgte
den Rat. Genützt hat's nichts, allerdings dem Hals auch nicht geschadet; mit dem
Alter wurde er von selbst normal."

Quacksalber auf dem Lande gingen sozusagen nie aus sich heraus. Sie waren
eher verschlossen. Ein solcher war auch der alte „Jergadel", dem nur durch Zufall
bei einem guten Tropfen Wein sein Geheimnis gegen das Versprechen entlockt
werden konnte, daß man ihn nicht verrate. Der heutige, vernünftige Mensch muß
derartige Methoden als lächerlich bezeichnen. Er wird es kaum verstehen können,
wie Menschen auf solche Machenschaften hereinfallen konnten. Dies ist nur dadurch
einigermaßen verständlich, wenn man sich bewußt ist, daß die früheren
Mediziner noch rückständig waren und ein allgemeiner Ärztemangel herrschte.

Über „Sympathie", d. h. Formeln zum „Brauchen und Besprechen" führte
Jergadel aus: 1) „Gebraucht" wird gege Kropf,Uberbein,Geschwulst,Schußblatter,
Drüsen, Verrenkung, Blutung, Quetschung, Warzen, Brennen, Haarwurm, Anwachsen
der Kinder, Kolik der Pferde usw. - 2) Immer muß e männlichs ame
weibliche brauche un umgekehrt, sonst batt's nix. - 3) Diese Regel gilt auch,
wenn jemand brauche lerne will. Eine Frau kann einem Mann und umgekehrt
ein im Brauchen eingeweihter Mann einer Frau das Brauchen lehren, d. h. mitteilen
, wie man's macht. Wenn's aber e Weibsbild ame Weibsbild lehre will,
batt's nix. - 4) Nach jedem Spruch muß ma die drei höchste Name dreimol
hinterenander arufe, sonst batt's a nix. - 5) Wenn der oder die, wo gebraucht
hat, fortgeht, derf nit gedankt were, sonst batt's wieder nix."

Von den unzähligen Zaubersprüchen seien hier nur drei aufgeführt:

Gegen „Brennen" (verbrannte Glieder, Haut etc.):

„Unser Herr Jesus ging über Land,

Er hat ein Buch in seiner Hand,

Damit stillt er den heißen und den kalten Brand.

Im Namen ..."

Blutstillen, gegen Eiterung, Krampf, Blutvergiftung: Wenn durch Eisen verwundet:

„Nagel, Hochmut!

Du bist Gott nicht gut,

Du bist Gott nicht lieb,

Gott nicht angenehm. Erhebe Dich!

Du sollst nicht sehen weder Eiter noch Blut!

Im Namen ..."

Gegen Anwachsen und kurzes Schnaufen der Kinder:

„Man legt so e kleins Kindche auf en Tisch un zwar auf en Rücke. Dann macht
me Spauzich (Speichel) auf d'Hand, streicht die Rippe nach auße un sagt dezue:

Herzzwang un Anwachs geh weg vom Kind seine Rippe

Wie Jesus aus der Krippe.

Im Namen . . .

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