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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1966-01/0050
mittelhochdeutsch die, dicke noch zur Bezeichnung eines dichten, undurchdringlichen
Waldes gebraucht werden konnte. In dem Namen „Engeltal" stoßen wir — wenn
wir die frühen Belege kennen — auf das mittelhochdeutsche enke = Viehknecht,
und in „Griebel" ist die einstige Benennung für Totengräber verborgen. Daß man
früher Fels und Steine auch in unserer Gegend mit „Lei, Leie" bezeichnete, beweist
der Flurname „Leuengraben", dessen alte Belege „Leiengraben" lauten. Da dieser
große Grabenbruch an der Gemarkungsgrenze Wyhlen—Herten in seinem oberen
Teil tatsächlich von Felsen eingesäumt ist, passen auch die topographischen Gegebenheiten
zu dieser Deutung. Ein schmaler und tiefer Flußarm wurde früher Giese
genannt, woran noch heute der gleichlautende Grenzacher Flurname erinnert.

Dies ist nur eine bescheidene Auswahl von Flurnamen, in denen altes Sprachgut
in oft verstümmeltem Gewände weiterlebte. Volksetymologische Umformungen
haben nicht selten dazu beigetragen, daß man die ursprüngliche Bedeutung
nur noch mit Hilfe der frühen urkundlichen Belege klären kann.

Flurnamen und Siedlungsgeschichte

Mit Hilfe bestimmter Ortsnamentypen ist es uns möglich, die Anlegung von
Siedlungen in ihrer zeitlichen Schichtung ziemlich genau aufzuzeigen. Diese noch
heute lebenden Ortsnamen können uns aber natürlich keine Aufschlüsse darüber
geben, in welchem Maße sich das Siedlungsbild in den letzten Jahrhunderten
verändert hat. Viele alte Ansiedlungen sind ja im Verlaufe von Kriegen, Hungersnöten
und Seuchen aufgegeben worden und zu Wüstungen geworden. Doch die
Namen dieser abgegangenen Siedlungen leben sehr oft noch in Flurbezeichnungen
weiter, so daß es uns mit Hilfe der Flurnamen nicht selten möglich ist, die genaue
Lage eines solchen vergessenen Dorfes oder Weilers wiederzufinden. So gelang
es z.B. erst kürzlich Fritz Schülin, an Hand des Binzener Flurnamens „Äppliker"
das lange gesuchte, 767 erstmals genannte Eppalinchova genau zu lokalisieren. Wie
sehr die Wüstungsforschung auf Flurnamen angewiesen ist, zeigt sicher überzeugend
die Tatsache, daß allein auf den beiden Gemarkungen Grenzach und
Wyhlen zwei völlig in Vergessenheit geratene Weiler in Flurbezeichnungen weiterlebten
, nämlich Büttikon und Linda.

Da heute erst relativ wenig Flurnamenarbeiten vorliegen, ist die Siedlungsgeschichte
zumeist auf die noch jetzt lebenden Flurnamen angewiesen. Doch auch
diese können uns schon oft wichtige Hinweise geben und uns helfen, das frühere
Siedlungsbild in großen Zügen zu rekonstruieren. Wollen wir aber das siedlungsgeschichtliche
Werden eines einzigen Dorfes erforschen, dann ist es unerläßlich
, alle in den Archiven auffindbaren Namen zu sammeln und auszuwerten.
Zu welchen Einsichten uns dann solche alten Flurnamen verhelfen können, habe
ich in meinem anläßlich der Frühjahrstagung 1965 in Grenzach gehaltenen Vortrage
darzulegen versucht. (6) Deshalb sollen sich die folgenden Ausführungen
nur auf das Wesentliche beschränken.

In Wyhlen ermöglichen es uns einige typische Flurnamen, den alten Siedlungskern
genau festzulegen. Seit Victor Emsts Forschungen wissen wir, daß die
Namen Breite, Brühl, Anger, Hofacker und Kelhof das ursprüngliche Herrengut
der alemannischen Besiedler bezeichnen. (7) Da in Wyhlen diese Flurnamen vorkommen
, ist es ein leichtes, die alemannische Ursiedlung im Gebiet der heutigen
katholischen Kirche zu lokalisieren. Bei den ausgedehnten Fluren der Urorte
kommt es nicht selten vor, daß schon früh an den Rändern der Gemarkung neue
Wohnstätten angelegt wurden. Solche Außensiedlungen lassen sich auch für Wyhlen

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