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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1966-01/0051
belegen. Schon im 13. Jahrhundert wird der Ort Linda am Rhein erwähnt, der
heute noch im Flurnamen „Lindhölzle" weiterlebt. Um die gleiche Zeit wird auch
schon die Rodesiedlung Rührberg urkundlich genannt. Durch die Jahrhunderte
hindurch können wir nun mit Hilfe vieler Rodenamen den fortschreitenden Ausbau
der Gemarkung verfolgen. So wurde von der alemannischen Ursiedlung aus
das einst zum großen Teil mit Wald bestandene heutige Feld urbar gemacht, und
allmählich drang man auch in die steileren Berghänge vor, wo die heutigen Täler
entlang dem Ruschbach und der Rührberger Straße dem Walde abgewonnen wurden
. In Grenzach liegen dagegen die Verhältnisse ganz anders. Hier weisen keine
Flurnamen auf die alemannische Ursiedlung hin, obwohl der Ort auf uraltem
Siedlungsboden liegt. Aus dieser Tatsache dürfen wir wohl schließen, daß sich die
Alemannen nach ihrem Vorstoß zum Rhein nicht gleich in der römischen Siedlung
Carantiacum niedergelassen haben. Als sie sich dann schließlich doch hier ansiedelten
, war ihre Wirtschaftsform bereits eine andere und der Sippenverband
existierte nicht mehr. Aus diesem Grunde sind nun wohl auch keine Flurnamen
überliefert, die auf den einstigen Herrenhof hinweisen könnten. Schon früh —
etwa im 7. und 8. Jahrhundert — gründeten die Alemannen noch zwei Außensiedlungen
, das 1284 erwähnte Bertlikon am Rhein und das 1438 erstmals genannte
Büttikon in der Nähe des Hornes, das bis zum Jahre 1809 im Flurnamen
„Büttiker" weiterlebte. Im Gegensatz zu Wyhlen können wir die Urbarmachung
der Gemarkung kaum verfolgen, da aus den frühen Jahrhunderten nahezu
keine Rodeflurnamen überliefert sind. Daraus dürfen wir aber den siedlungsgeschichtlich
wichtigen Schluß ziehen, daß schon im 13. und 14. Jahrhundert der
waldfreie Teil der Gemarkung in seiner ganzen heutigen Ausdehnung urbar gemacht
war.

Flurnamen und Archäologie

Die Archäologie hat schon seit langem den Wert der Flurnamen für die Erforschung
der Ur- und Frühgeschichte erkannt, denn in vielen Fällen weisen
allein nur noch Flurbezeichnungen auf solche Bodenfunde hin. So haftete z.B. in
Wyhlen an dem unter einem Erdhaufen vergrabenen römischen Brückenkopf am
Rhein gegenüber Kaiseraugst der Flurname „Altes Gemäuer" (1570) oder „Heidnisch
Gemäuer" (1456). Als dann in den Jahren 1886—1889 dieser Hügel von
E. Wagner untersucht wurde, traten drei mächtige römische Rundtürme zutage. (8)
Das Gewann, auf dem sich der 1934 entdeckte große Alemannenfriedhof in
Wyhlen befindet, hieß vom 14.—18. Jahrhundert „im Lewe" Dieser Name geht
auf althochdeutsch hleo, hlewes zurück und bedeutet soviel wie Hügel, Grabhügel.
Zwar wurde dieser alemannische Friedhof aus dem 7. Jahrhundert nicht mit Hilfe
dieses am Gelände haftenden Namens gefunden, sondern durch zufällige Ausgrabungsarbeiten
, was aber nicht gegen den archäologischen Wert solcher Flurnamen
spricht.

Flurnamen und Volkskunde

Auch für die volkskundliche Forschung können Flurnamen von großer Wichtigkeit
sein, wie dies am Wyhlener Namen „Wolfsgalgen", der schon 1301 erwähnt
ist, sehr schön gezeigt werden kann. Nach E. Christmann besteht kein
Zweifel, „daß man in einem Raum, der mindestens von Schweden bis nach der
Schweiz reichte, den Wolf an eigens errichteten Galgen an öffentlicher Straße aufhing
und daß dies als Strafgericht, als Rechtshandlung aufzufassen ist". (9) Christmann
bringt diese Rechtshandlung mit dem Werwolfglauben in Verbindung. Auch

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