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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1966-01/0055
Wyhlener „Muhnematten" stets dem Farrenwärter, der „Weibel" dem Dorfboten
und der „Griebel" dem Totengräber, während das „Sigristengut" dem Sigristen
zur Nutzung überlassen wurde.

So geben uns noch viele Flurnamen einen Begriff von den mittelalterlichen

Dorfrechten.

Flurnamen und Wirtschaftsgeschichte

Die Rodeflurnamen vermögen uns nicht nur aufzuzeigen, wie ein Großteil der
Gemarkungsfläche im Laufe der Jahrhunderte urbar gemacht wurde, sondern wir
können mit ihrer Hilfe auch noch feststellen, wie sich die wirtschaftliche Entwicklung
auf die einzelnen Jahrhunderte verteilt. So ergibt sich z.B. für Grenzach
und Wyhlen die überraschende Tatsache, daß von allen seit dem 13. Jahrhundert
auftretenden Rodeflurnamen allein 45,7 °/o auf das 18. Jahrhundert entfallen,
so daß wir hier also den intensivsten Ausbau der Gemarkung anzusetzen haben.
Auch die sich auf Handel und Gewerbe beziehenden Flurnamen liefern für das
18. Jahrhundert allein einen Anteil von 37,2 °/o. Natürlich geben uns solche Flurnamen
nicht nur die wirtschaftlichen Höhepunkte wieder, sondern genauso auch
die Tiefpunkte der Entwicklung. So ist z.B. für das 17. Jahrhundert, also für
die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, kein einziger Rodeflurnamen für die beiden
Gemarkungen überliefert, und auch bei der sich auf Handel und Gewerbe beziehenden
Namengruppe ist dieses Jahrhundert nur mit einem Anteil von 5,8%
beteiligt. Die den Weidebetrieb bezeichnenden Namen sind für das 18. Jahrhundert
allein mit 36,8% vertreten, während auf das 19. und 20. Jahrhundert zusammen
nur noch 16% entfallen, was mit den umwälzenden Änderungen (Stallfütterung
und Rückgang der Landwirtschaft) zusammenhängt. Diese Umstrukturierung der
Landwirtschaft zeigt sich auch in den Flurnamen, die sich auf Flurrecht und Flurverfassung
beziehen. Im 19. und 20. Jahrhundert erscheinen nur noch 15,3%
dieser Namengruppe, wogegen das 18. Jahrhundert allein 23% davon aufwies.
Im 16. und 18. Jahrhundert scheinen die Gemarkungen auch mit Hilfe vieler
Wege erschlossen worden zu sein, denn 49,3 % aller überlieferten Wegnamen
entfallen allein auf diese beiden Jahrhunderte, während das 17. Jahrhundert mit
seinen kriegerischen Erschütterungen nur 12,4% neuer Wegnamen verzeichnet.

Wenn diese Prozentzahlen auch kein ganz exaktes Bild von der wirtschaftlichen
Entwicklung der beiden Gemarkungen geben können, da viele Fehlerquellen
berücksichtigt werden müssen, wie etwa die verschieden gute Überlieferung
der Namen, so können wir aber doch ein ungefähres Bild über Blütezeiten und
Tiefpunkte gewinnen, was für die Aufhellung der Geschichte einer Gemarkung
sicher sehr wesentlich ist. Ohne die Flurnamenforschung wären jedenfalls solche
Erkenntnisse nie zu gewinnen gewesen, da uns Aufzeichnungen darüber meist
ganz fehlen.

Hinweise für das Sammeln von Flurnamen

Die obigen Ausführungen wurden in der Absicht geschrieben, möglichst viele
zum Sammeln von Flurnamen anzuregen. Deshalb sollen hier zum Schluß noch
einige praktische Hinweise gegeben werden, um zeitraubende Umwege zu ersparen
. Da uns als Fernziel ein Markgräfler Flurnamenarchiv vorschwebt, wäre
es schon aus diesem Grunde begrüßenswert, wenn sich alle Sammler nach folgenden
Leitsätzen richten würden:
1. Die in die Grundbücher aufgenommenen Flurnamen sind mit dem Vermerk
„amtlich" zu versehen.

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