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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1967-02/0017
Bekanntlich trafen von Gagern und Hecker auf der Brücke am Ortsausgang
von Kandern nach der Scheideck zusammen. Jeder versuchte den andern zu überzeugen
, daß er nachgeben solle. Das Generallandesarchiv in Karlsruhe"') hat dazu
folgenden Bericht: Pfarrer Karl Müller in Betberg schrieb am 14. Mai 1848 an
Herrn Staatsrat Mathy in Karlsruhe, daß der Bruder seines Tochtermannes, der
damals als Grenzzollgardist in Neuenburg war, dem General von Gagern als
Wegweiser auf dem Weg zur Scheideck zugeteilt worden sei. Er sei so nahe neben
dem Pferd des Generals gelaufen, daß sie mehrmals miteinander gesprochen hätten
. Er habe denselben wiederholt gebeten, sich der Gefahr nicht so sehr auszusetzen
, weil er an der Spitze der Hessen vorausritt. Aber der General habe jedesmal
erwidert, daß er die beste Hoffnung habe, die Sache ohne Blutvergießen abzu-
tun. Darauf erhielt das Amt Bonndorf, wo der oben genannte jetzt als berittener
Grenzaufseher Dienst tat, den Auftrag, diesen Karl Heimle zu vernehmen.
Heimle bestätigte die obigen Angaben.

Das Bezirksamt Lörrach hatte im Amtsgefängnis einen verwundeten Freischärler
. Auch seine Aussage stimmte mit den andern überein. Doch hat das Amt
einen Plan der beiderseitigen Stellungen, den Bezirksförster Dengler in Kandern
gefertigt hat, der mit der Truppe auf der Scheideck gewesen war. Diesen Plan
hat der Amtsvorstand lithographieren lassen. Schließlich liegt noch die Aussage
des Knechts von Altbürgermeister Schanzlin vor. Dieser Johann Georg Scheer
gibt u.a. an, daß er die Pferde seines Dienstherrn vor den Geldwagen der
Soldaten spannen mußte. So kam er auf die Scheideck. „Ich sah in der Nähe,
wo die Freischaren angegriffen wurden, ganze Haufen von weggeworfenen Sensen,
wenigstens 80 Stück herumliegen und etwa 10 tote oder verwundete Freischärler."

Der Vorgang auf der Scheideck ist bekannt. Hecker rief den Soldaten zu:
„Schießt nicht auf deutsche Brüder!". Als von Gagern merkte, daß die Truppe
unruhig wurde, befahl er den Angriff und zog den Degen. Einer der ersten
Schüsse traf ihn tödlich. Nun griffen die Hessen erbittert an, aber schon nach
kurzer Zeit wurde das Gefecht abgebrochen. Die Freischärler gaben die Leiche
des Herrn von Gagern heraus und erhielten dafür eine erbeutete Fahne. Als
dann der Kampf wieder begann, liefen die Aufständischen davon.

Dem Obristen Hinkeldey wurde später ein scharfer Vorwurf daraus gemacht,
daß er nach Gagerns Tod überhaupt noch mit den Freischärlern in Verbindung
trat, anstatt die militärische Überlegenheit auszunützen. Es gibt wohl keinen
Zweifel, daß bei einem ernsten Gefecht die Freischärler der gut geführten Truppe
nicht gewachsen waren. Man hat schon die Frage aufgeworfen, ob ein anderer
Führer als Gagern die Truppe hätte davon abhalten können, zu Hecker überzugehen
. Mit dem Gefecht auf der Scheideck hatte Hecker ausgespielt.

Die Leiche des Generals von Gagern wurde erst in Müllheim beigesetzt, später
aber nach seiner Heimat überführt. Der Müllheimer Stadtpfarrer Th. Roth schrieb
am 5. Mai 1848 in das Kirchenbuch: „Im Jahre Christi 1848 den 20. April morgens
um 1 Uhr starb auf der Scheideck bei Kandern, meuchlings erschossen von
der Aufruhr-Rotte des Advokaten Hecker . . .". Er fährt dann fort: „Vom
Schlachtfeld hierhergebracht, wurde der Leichnam auf dem hiesigen Gottesacker
mit allen militärischen Ehren beigesetzt den 23. April morgens 7 Uhr in Gegenwart
des Großherzoglich badischen Kriegsministers Generallieutenant Hoffmann
und des Obersten des ersten badischen Dragoner-Regiments von Heidelberg." In
seiner Grabrede, die gedruckt vorliegt, sagte Stadtpfarrer Roth zum Tode von
Gagerns „Flüchtig und hinfällig ist des Menschen Leben auf der Erde, das ist
die Wahrheit, an die wir so ernst erinnert werden an dem Sarge dieses Kriegers,
der in der Hälfte seiner Tage, in der Fülle seiner Gesundheit und rüstigen Tat-

*) Abt. 236 Nr. 8496 Verbrechen (Hochverrat) Tod des Generals von Gagern.

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