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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1967-02/0054
steht — stand die Fronmühle, nicht weit davon entfernt eine Hanfreibe. Ein
Markt bestand bereits im 14./15. Jahrhundert. Marktplatz war die breite Straße
vom ehemaligen Rathaus (Gebäude der heutigen Stadtapotheke) an bis hinauf
zur Fridolinskirche. Der jetzige Marktplatz, der sich zwischen katholischem Pfarrhaus
und dem Gasthaus „Drei-König" befindet, entstand erst nach dem großen
Brand des Jahres 1818.

Als Wasserkraft diente der Wiese-Fluß, der schon in frühen Jahren angelegte
Gewerbekanal und der Himmelsbach (Kuhlochbach, Kühllochbach). Westlich des
Himmelsbaches, der in der Nähe des Zeller Blauens seine Quelle hat und in die
Wiese mündet, lagen saftige Matten. Viehzucht, Ackerbau, der Anbau von Roggen,
Hafer, Flachs und Hanf, die Baumfällerei und Waldarbeiten — die naheliegenden
Bergkuppen waren zum Teil nur spärlich bewaldet — bildeten über mehrere Jahrhunderte
hinweg für die Einwohner die einzige Existenzgrundlage. Später kam
ein kleiner Handwerkerstand und einzelne Gaststätten hinzu. Als Zell im späten
Mittelalter Sitz der Gesamtvogtei wurde, erhielt der Zeller Markt neue Impulse.

Ein großer Geschäftsmann und bedeutender Sohn des Ortes war Meinrad
Montfort. Im Jahre 1764 errichtete er auf dem Bündtenfeld eine Rasenbleiche,
1776 auf dem Mühlteich neben der alten Fronmühle eine Hammerschmiede, die er
aber bald wieder wegen der Gefahr von Feuersbränden für die umliegenden Anwesen
aufgeben mußte. Statt dessen erstellte Montfort am südwestlichen Ausgang
des Ortes, beim Grendel, eine neue Hammerschmiede, die nach wechselvollen Jahren
später in den Besitz der Firma Bernauer kam. Um diese Zeit ließ er auch
einen Stamm Weber aus Augsburg kommen. Im Amt Zell waren für das Mont-
fort'sche Unternehmen, das um 1807 einging, über 500 Haushaltungen mit etwa
2000 Personen beschäftigt. Seine Waren fanden bis in entfernte Länder, nach England
, Amerika und Rußland einen guten Absatz.

Den Grundstein zur heutigen Industrie in Zell legte Peter Koechlin aus Lörrach
. Es war für die Bevölkerung ein glücklicher Umstand, als der „Vater der
Wiesentäler Textilindustrie" mit dem Plan an die Stadtväter herantrat, eine
Handweberei auf dem Gewann „Aiele" zu erstellen. Bereits 1820 konnte das Werk
in Betrieb genommen werden. Wenige Jahre später beschäftigte Koechlin in seiner
Handweberei und in Form von Hausarbeit über 500 Personen. Im Jahre 1837
ersteigerte er die Karle'sche Mühle, auf deren Platz vor dem Brande die Fronmühle
gestanden hatte, und richtete darin eine Schlichterei für seine Handweberei
auf dem Aiele ein. Sein Sohn, Albert Koechlin, baute dann in den 50er Jahren
des vorigen Jahrhunderts gegenüber der Schlichterei, am anderen Ufer des Gewerbekanals
, eine große Weberei. Inzwischen im Besitz des Bankhauses Mez
aus Freiburg i. Br., fiel sie 1909 einem Brand zum Opfer, wurde aber dann wieder
neu erstellt. Unter der Führung des im Jahre 1957 verstorbenen Direktors, Georg
Färber, hat sich das Werk zu einem der bedeutendsten deutschen Textilbetriebe
entwickelt.

Die Handweberei auf dem Aiele ließ Albert Koechlin 1862 abtragen; im Neubau
richtete er dann eine Spinnerei ein. Diese Spinnerei gelangte 1883 in den Besitz
der Fabrikanten Fessmann und Hecker. Infolge der Auswirkungen des Deutschen
Zollvereins wurde 1835/36 das in schweizerischem Eigentum befindliche Markus
Bölger'sche Unternehmen gegründet, das heute zur Schappe-Tex-Industriegruppe
zählt.

Als Folge der Industrialisierung des Ortes verdoppelte sich die Bevölkerung
von 1250 Einwohnern im Jahre 1830 auf 2500 im Jahre 1880. Die Matten und
Wiesen im Westteil der Stadt mußten nun für die Erschließung neuer Wohngebiete
dienen. Mit den aus dem Markgräflerland angeworbenen Arbeitskräften kamen
die ersten evangelischen Glaubensgenossen nach Zell, nachdem bis zum Anschluß
des vorderösterreichischen Gebietes an Baden die Bevölkerung der Stadt ausschließ-

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