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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1967-02/0061
dienst tätig. Von 1937 an lehrte er in Karlsruhe an der Hochschule für Lehrerbildung.
1942 wurde er als Leiter des neu errichteten Instituts für Volkskunde an die Universität
Freiburg berufen. Forschung und Lehre ergänzten sich so in vorzüglicher Weise. Am
27. November 1944 wurde das Institut mit allen Beständen und Sammlungen total zerstört
. Unersetzliche Manuskripte, insbesondere zur Auswandererforschung, gingen dabei
verloren.

Nach dem zweiten Weltkrieg erwuchsen Künzig neue Aufgaben. Als Flüchtlingsreferent
des Caritasverbandes der Erzdiözese Freiburg erkannte er die Notwendigkeit
einer Bestandsaufnahme des reichen volkskundlichen Überlieferungsgutes der Vertriebenen,
das in der Vereinzelung seiner Träger, losgelöst von Heimat und Gemeinschaft, zu versinken
drohte. Im Namen des „Verbandes der deutschen Vereine für Volkskunde" wurde
die „Zentralstelle für die Volkskunde der Heimatvertriebenen" aufgebaut, ein Archiv
der Volksüberlieferung aller einstigen deutschen Siedlungsgebiete. Kernstück dieses Instituts
ist das Tonarchiv, in dem die Mundarten, das Brauchtum, das Lied- und Erzählgut,
sowie die frühere Lebens- und Arbeitswelt der Vertriebenen in authentischen Aufnahmen
festgehalten wurden.

Eine Auswahl aus dieser unwiederholbaren Sammlung wertvollsten Volksgutes erschien
1958 unter dem Titel „Ehe sie verklingen . . . Alte deutsche Volksweisen vom Böhmerwald
bis zur Wolga". Diesem Ton-Bild-Buch sind neben 24 Bildtafeln 4 Schallplatten
beigegeben, die in eindringlichen Beispielen das Lied- und Musikgut der deutschen Ostsiedlungen
aufzeigen. In den folgenden Jahren wurden weitere Schallplatten herausgegeben
: „Märchen aus dem Ungarischen Schildgebirge", „Balladen", „Legendenlieder",
„Passionslieder" und „Gottscheer Volkslieder".

Neben dieser neuen Aufgabe widmete sich Künzig weiterhin der Volkskunde der
badischen Landschaften. Im gesamten badischen Raum wurde die Mundart in exemplarischen
Beispielen auf Tonband festgehalten. Tonaufnahmen aus dem Lebensbereich und der
Berufswelt der Gewährsleute erbrachten zahlreiche Belege für aussterbendes Handwerk
und Gewerbe, wie zum Beispiel die Lachsfischerei und das „Wacke-richte" am Rhein.

Die Grundlage zu seinem Lebenswerk erarbeitete Künzig in unermüdlicher Feldforschung
. Angesichts des fortschreitenden Verlustes von traditionellem Kulturgut waren
Sammeln und Bewahren vordringliches Anliegen. Dabei ging er in thematischer und
arbeitstechnischer Hinsicht immer wieder neue Wege. So gehört er zu den Wegbereitern
der phonographischen Aufnahme. Mit der Edison-Wachs-Walze und den verschiedenen Entwicklungsstufen
der Schallplatte, recht umständlich zu bedienenden Apparaturen, gelangen
ihm in den dreißiger Jahren Aufnahmen, die heute einen unschätzbaren dokumentarischen
Wert besitzen. Seit 1950 wurde mit dem Tonbandgerät eine Fülle authentischen Materials
aufgezeichnet.

Im Bemühen um möglichst wirklichkeitsnahe Erfassung und Darstellung volkskundsicher
Brauchtumsabläufe wurde auch die Filmdokumentation eingesetzt. Nur so konnte
z. B. ein lebensnaher Einblick in die Markgräfler Frühjahrsbräuche „Hißgier und Uffert-
brut" gewonnen werden. Aber auch selten gewordene Handwerkstechniken und im Bereich
der Erzählforschung die Sprache der Gebärde wurden filmisch festgehalten.

Eine zum Ehrentag des Jubilars herausgegebene „Bibliographie der volkskundlichen
Veröffentlichungen" veranschaulicht den Umfang der außergewöhnlichen Lebensarbeit
von Prof. Dr. Johannes Künzig.

H. Witte, Freiburg

Bericht über die Frühjahrstagung der »Arbeitsgemeinschaft
Markgräflerland« e.V. am 28. Mai 1967 in Zell i. W.

Zum ersten Mal in ihrer langjährigen Tätigkeit tagten die Freunde und Mitglieder
der „Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland" in der einst vorderösterreichischen
Nachbarschaft in Zell i. W. Ein gut vorbereitetes Programm und ausgezeichnetes
Wetter machten diesen Versuch zu einem befriedigenden Erlebnis für die
rund 30 erschienenen Teilnehmer.

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