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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1967-02/0065
in der Fülle der vielen geschilderten Einzelheiten, die als ein buntes Mosaik ein lebendiges
Bild der Jahrhunderte enthüllen, ihrer Meinungen, Vorstellungen und Lebensgewohnheiten
, die uns manche nachdenkliche Stunde bereiten werden. Die Haltinger Chronik ist
so ein Buch für Jahre, das man als fast unerschöpfliches Nachschlagewerk immer wieder
zur Hand nehmen wird. (G. Moehring)

Binzen. Schülin, F.: Beiträge zur Orts- und Landschaftsgeschichte. Schopf heim 1967.

Zur 1200-Jahr-Feier der Gemeinde hat Oberlehrer Fritz Schülin die von der Gemeindeverwaltung
Binzen herausgegebene Ortschronik vorgelegt. Sechs Jahre hat der
bekannte Heimatforscher an dem stattlichen Werk gearbeitet, unterstützt von dem Arbeitskreis
Binzen, den Archivaren und Bibliothekaren in Karlsruhe, Freiburg, Basel und
Pruntrut, Oberstudienrat Dr. Wittmann und Altpfarrer H. Einwächter, und nun sind alle
Arbeiten und alle Mühen im rechten Augenblick abgeschlossen worden. Man weiß nicht,
was man mehr bewundern soll, diese erstaunliche Präzision oder die gewissenhafte Gliederung
eines fast unübersehbaren Materials. Archivbände, Urkunden, darunter eine von
Karl dem Großen, Dokumente, Geschichtsbücher mußten sorgfältig durchgearbeitet werden
, damit in diesem 556 Seiten umfassenden Leinenband ein lebendiges Bild des Heimatdorfes
entstehen konnte.

Wer Heimatgeschichte als für den Hausgebrauch destillierte Weltgeschichte verstünde,
müßte sich bei der Lektüre dieser Chronik belehren lassen, daß sie alles andere ist als
das, nämlich durch die Lupe des Dorfes nahegerückte Geschichte. Das macht Fritz Schülin
besonders in den ersten Kapiteln deutlich, das zeigt sich aber auch in den Beiträgen zur
neueren und neuesten Geschichte, in denen, von Max Bachmann geschrieben, noch etwas
vom Pathos der jüngsten Vergangenheit nachklingt. Nach der genauen Beschreibung der
Lage und des Untergrundes durch Otto Wittmann, den Geologen, ohne dessen ausgezeichnete
Kenntnis des Bodenaufbaues keine zuverlässige Chronik denkbar ist, nach dem Abriß
der Urgeschichte, in dem noch die Entdeckung eines wichtigen Gräberfeldes durch Rechtsanwalt
Mayer, Lörrach, festgehalten werden konnte, führt Fritz Schülin seine Leser gleich
zu den ersten Urkunden, in die alemannischen Ursiedlungen der -ingen- und wohl auch
-heim-Orte, d. h. ohne lange Vorbereitung in die Forschung.

„In der erstbekannten Urkunde", heißt es da, „in einem der ersten schriftlichen Zeugnisse
hierzulande, stellen sich neben Binzen die Nachbarorte Rümmingen, Wollbach, Tum-
ringen, Haltingen, Eimeidingen und zwei weitere, inzwischen aufgelassene Siedlungen
vor, eine davon, „eppalinchova", im „Eppliger" in der heutigen Gemarkung Binzen",
und wir erfahren, daß diese Urkunde vom 17. Juli 767 ein Kaufvertrag zwischen den
Vertragspartnern des fränkischen Grafen Chrothard oder Ruthard und des Abtes Fulrad
vom Königskloster St. Denis ist und in ihm der Ankauf der genannten acht Siedlungen
durch den Grafen und ihr Weiterverkauf an den Abt festgelegt wurde. Binzen und Rümmingen
erscheinen in dem Passus „in marcas binusshaime sibi romaninchova et in alia
locca ... in eppalinchova ..."

So also macht der Verfasser seinen Lesern gleich begreiflich, daß er ihnen zunächst
einiges abverlangt, ehe sie gemütlich in dem Buch ihrer Geschichte lesen können; sie müssen
teilnehmen an seiner Forschungsarbeit und ihm willig folgen, wenn sie die Geschichte
ihres Dorfes, einverwoben in die großen und oft groben Muster der Weltgeschichte, von
ihrem Beginn her recht verstehen wollen. Dann allerdings öffnet sich ein befreiender Weg
durch das Unterholz der Herrschaftsverhältnisse, zu den Freiherren von Grünenberg, den
Edelherren von Baldegg, denen von Rötteln bis hin zur Burgvogtei Binzen. Immer wieder
erweist Fritz Schülin sich als ein zuverlässiger Kenner der Geschichte, die er von der
Reformation bis in unser Jahrhundert nachzeichnet.

Im Rahmen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, die einen breiten Raum einnimmt,
zeichnet Bürgermeister Schweigier mit sicheren Strichen ein Bild der Gemeinde, wie es
sich ihm beim Blick aus dem Rathausfenster zeigt. Dabei umreißt er auch die zukünftigen
Aufgaben der lebendig wachsenden Gemeinde am Ausgang des Kandertales. Daß nichts
vergessen wurde, was die Züge des Dorfes mitbestimmt und geprägt hat, zeigen die
Kapitel über die Namen der Fluren und Gewanne, über die Handwerker, Arbeiter und
Bauern, über die Mühlen, die Gasthäuser und die Kandertalbahn. Anschaulich erzählt
Max Bachmann in der Mundart vom heimatlichen Brauchtum, in dem das Uferbrütli und
Brunnenschmücken kostbare Juwelen sind. Verdienstvoll der Hinweis auf die mundartlichen

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