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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1968-01/0009
das Landesarchiv Schleswig-Holstein bejahen, da aus einem Schriftstück hervorgehe
, daß über Lübeck Auswanderungen nach Rußland durchgeführt worden
seien. Namentliche Listen konnten jedoch nicht ermittelt werden. Auch das Archiv
der Hansestadt Lübeck konnte keine Namenslisten solcher Auswanderer ausfindig
machen 4).

b) Viborg: In der Handschrift „Pfälzische Kolonisten in der jütischen Heide"
(H 6 (2) — 6) schreibt Lorenz Christensen: „Dem Bericht, den die königlichen
Kommissare de Hofman und A. Diechmann am 3. Mai 1760 anfertigen, ist zu
entnehmen, daß 31 Familien von den am 1. und 2. Mai angekommenen Transporten
unter Leitung des Jürgen Beydeck standen. Die Kommissare meinen, daß
es sich bei diesen Kolonisten durchwegs um sehr gute Leute handelt. Trotz dieser
günstigen Voraussage ist aber sehr bald ein recht großer Teil der Angekommenen
wieder fortgezogen, darunter Transportleiter Jürgen Beydeck. Die Tabelle über
die 100 Kolonistenfamilien, die am 1. und 2. Mai (1760) angekommen sind, enthält
die Namen folgender Kolonisten, die ultimo 1761 schon wieder abgewandert
sind: Jürgen Martin Beydeck, 32 Jahre, aus Durlach, mit 2 Töchtern von 2—8
Jahren, luth. Er führte außerdem 3 Knechte mit sich, die zugleich Leineweber
waren. Guter Ackerbauer."

Hier findet sich also ein Beideck in der Stellung eines Transportleiters. Sollte
er nicht eventuell seine Gruppe weiter nach Jütland und später nach Rußland
geführt haben, wo er das Dorf Beideck an der Wolga gründete?

c) Kopenhagen: Laut „Rapport over de 3nde Colonier paa Randbolle
Heede...", datiert den 5.11.1761, sind insgesamt 93 deutsche Kolonisten am
13. 5. 1761 auf Randbol Heide eingetroffen, nachdem sie den Winter in Kolding
und Fredericia zugebracht hatten. Darunter war Martin Beydeck mit Frau und
drei Kindern. Ein Rapport vom 31. 12. 1763 erwähnt diese Familie im Dorf
Molkenborg auf Randbol Heide. Die Zahl der Kinder hat sich inzwischen auf
vier erhöht. Gleichzeitig wird ein vermutliches Waisenkind Jacob Beydeck genannt
. In einem Rapport vom 31. 12. 1764 und in späteren Berichten sind Siedler
namens Beideck nicht mehr aufgeführt. Dieser Umstand läßt die Vermutung sehr
wahrscheinlich werden, daß im Laufe des Jahre 1764 die Abwanderung der
Beideck-Kolonisten aus Jütland an die Wolga erfolgte, wo für das gleiche Jahr
1764 die Gründung des Dorfes Beideck feststeht.

Wie verlief nun das Siedlungswerk an der Wolga? F.-K. Hüttig 3) schildert
es sehr anschaulich. In Lübeck sammelten sich die Siedler zu Tausenden. Neben
ordentlichen und redlichen Leuten war viel liederliches Gesindel dabei, das sich
in Rußland in dem verheißenen Paradies ein faules Leben versprach. Nach der
Ankunft im Hafen von Kronstadt mußten die Auswanderer der Zarin den Untertaneneid
leisten. Trotz des Versprechens, sich in Rußland an einem freigewählten
Ort aufhalten zu dürfen, hatte man sich seitens der Regierung entschlossen, den
Strom der Neusiedler an die untere Wolga zu lenken, um dort ein Bollwerk gegen
die Nomaden zu errichten und damit die wichtigste Handelsstraße Rußlands —
eben die Wolga — zu schützen. Drei Wege wurden im allgemeinen eingeschlagen:
der Landweg über Moskau und Pensa, der Wasserweg über den Ladoga-See und
die Wolga oder der Weg über Kolomna auf der Oka der Wolga zu. Nach der
Ankunft in Saratow, der Hauptstadt des Siedlungsgebietes, erfolgte die Verteilung
der Kolonisten auf das Land. Obwohl auf dem Papier alles gut vorbereitet war,
sah die Wirklichkeit doch sehr ungünstig aus: es gab keine Unterkunftsmöglichkeiten
, es mangelte an Bauholz und Lebensmitteln, und das Saatgut wurde verspätet
geliefert. Die Ungunst der klimatischen Verhältnisse und die Unkenntnis
der Eigenart des Bodens ließ es zu Mißernten kommen. Krankheiten und vor allem
ständige Einfälle der Kalmücken und Kirgisen dezimierten die Zahl der Siedler.

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