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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1968-01/0031
und hier blieben. Ein Beispiel bietet die Familie Roß köpf, die heute noch in der
Gegend verbreitet ist und drüben in der Schweizer Uhrenfabrikation einen Namen
hat. Die Kanderner Roßkopf waren Hafner; eine Tochter heiratete den Hafner
Hans Kaspar Walzel von Stift Waldsax in der Oberpfalz. Zwei Töchter aus
dieser Ehe nahmen wieder Hafner: die eine einen Johann Silberrad aus
Frankental, die andere 1739 den Johann Heinrich Milgay aus Frankfurt, dessen
Namen wir auf dem Zunftschild lesen. Auch durch das Bergwerk kam viel fremdes
Blut, besonders aus Tirol, hierher.

Schon früher lassen sich Einwanderer nachweisen durch das Kopialbuch der
Landvogtei Rötteln in Lörrach. Dort finden wir Auskunft über alle Familien, die
sich zwischen 1557 und 1570 in der Markgrafschaft niederließen. Sie mußten dem
Markgrafen „eigen schwören", wenn sie sich niederließen und ihren Beruf ausüben
wollten. Ich nenne hier nur einige Namen, die zeigen, wie das Handwerk
von allen Seiten her Zuzug bekam: 1557/1558 wurden vereidigt der Schreiner
Hans Müller von Memmingen, der Pfister Hans Fislich von Ramsberg (Bayern),
der Glaser Hans Schmidt aus Schlesien, der Schmied Martin Spinnhim von
Blumberg, Hieronnymus Beck von Rheinau (Elsaß), der Sattler Friedlin Gieß-
müller aus Rheinfelden, der Sattler Jakob Truchseß und seine Frau Elsi
Rickenbach aus Zeiglingen, der Sattler Jakob Küni und Anna Ulin, seine
Ehefrau aus Kempten, der Küfer Felix Frauenknecht von Algentzhausen in
der Grafschaft Toggenburg, der Hammerschmied Wolf Tibit aus der Grafschaft
Handenberg (Schweiz), der Schlosser Bastian Tanner von Memmingen und
Anthoni Clemens von Pyrmont, der die Katharina Scher er aus Kandern
heiratete.

Bekannt ist, daß der 30jährige Krieg unsägliches Elend brachte, vor allem auch
durch die Seuchen. Viele Menschen wanderten damals aus in die Schweiz, wo sie
nicht alle im Grenzgebiet bleiben konnten und wollten. Zumal später neue Kriegszeiten
kamen. Aber im Vergleich zu den Orten entlang des Rheines waren hier
die Kriegsfolgen weniger stark zu spüren. Ebenso war die Zahl der Einwanderer
aus der Schweiz nicht allzu groß. Nach den Kirchenbüchern wurden hier zwischen
1648 und 1730 zusammen 655 Paare getraut; bei 47 Trauungen findet sich ein
Vermerk, daß wenigstens ein Teil aus der Schweiz stammt. Ein Beispiel für viele:
1665 hatte Andreas Bickel, der Färber hier, Hochzeit. 1680 nimmt seine Witwe
den Christian Berner von Kulm im Bernbiet zum Mann. Sie hatte Grund zur
Flucht: 1676 hören wir von schweren Verwüstungen in allen Gemeinden. In dieser
Zeit wurde auch das „in den vorigen Kriegen verderbte Forsthaus" hier sowie
die Sausenburg und Rötteln ausgebessert. 1678 berichtet das Kirchenbuch, daß auf
der Flucht im Walde ein Kind getauft worden war. Es ist das Jahr der Zerstörung
der drei Burgen im Markgräflerland. 1679 erfolgte der Friedensschluß. Es ist also
anzunehmen, daß die Witwe Bickel sich im Berneroberland aufhielt und dort den
zweiten Mann kennen lernte und mit ihm nach Kandern zog. Aber schon nach
vier Jahren starb die Frau im Alter von 37 Jahren. Ein kurzes Leben, erfüllt von
Krieg und Kriegsfolgen! Der Witwer heiratete nach acht Monaten eine Witwe,
deren Mann kaum ein Jahr tot war. Von ihnen stammen die heutigen Berner
— auch der Dichter Karl Berner — ab. Krankheiten, besonders Seuchen,
Unterernährung und die Strapazen der Flucht lassen die Leute jung sterben. Und
locken Einwanderer an.

Seit 1751 geben uns die Gemeinderechnungen sichere Auskunft über den Zuzug
derjenigen Familien, die sich hier bürgerlich niederließen. Bei der Verbuchung der
Taxsätze für die Bürgerannahme wird der Herkunftsort angegeben. Es können
hier nicht alle Einwanderer aufgezählt werden. Doch soll ein Blick ins Kirchenbuch
aufzeigen, wie stark trotz aller Not und allem Elend der Wille zum Weiter-

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