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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1968-02/0051
t 1892 als lediger Landwirt daselbst) wider. In sorgfältiger, schwungvoller Schrift
trug er die Noten für den ersten Baß und die Liedertexte ein. Ein l.Baß setzt
einen Männerchor voraus, und wir können mit Sicherheit feststellen: 1844 gab
es in Wittlingen eine Vereinigung von Männern, die auch durch Chorgesang ihre
Entschlossenheit zur Freiheit bekräftigten. Wegen der Seltenheit solcher handschriftlicher
Liedersammlungen gehen wir näher auf diese Kostbarkeiten ein.

Wir rinden darin an erster Stelle patriotische Lieder. Gleich das erste Lied
dieser Art stimmt einen Hymnus auf Baden an: „Von allen deutschen Landen
mein Baden keins erreicht, von allen Stammverwandten der Badener keinem
weicht. Er darf zum Himmel schauen, des eignen Werts bewußt, es schalle durch
die Gaue sein Lied aus freier Brust!" Dann wird uns versichert, daß der Badener
des Fürsten Bild im Herzen trage und daß dem „Vater Leopold" die Herzen
geweiht sind. Die vierte Strophe besingt die Verfassung: „Die uns, den Blick
nach oben, noch sterbend ,Karl' vermacht, die uns zum Volk erhoben, die uns
das Heil gebracht, die wir im Herzen tragen, im Herzen stark und heiß, laß
tief die Wurzeln schlagen, Verfassung, junges Reis!" und die fünfte, letzte Strophe
gibt schon eine Vorahnung des Badenerliedes und des Badischen Sängerspruchs:
„Heil Dir, Du Volk von Baden! Heil Dir, Du schönes Land! Vom Main zum
Seegestade umschlingt uns all ein Band. Gleich unseren Vätern bieder, der goldnen
Freiheit wert, wer kommt und drückt uns nieder an unserm eignen Herd?" Es
folgt das bekannte „Wir fühlen uns zu jedem Tun entflammet", von dem wir
gerne den Schluß der dritten Strophe vernehmen: „Brüder, in Geist und Gemüte
verwandt, schirmet und zieret das Vaterland!" Wild entschlossen und schlachtenfroh
klingt dagegen „Hinein in die Schlacht, hinein in die Reihn! Wir wollen
befreien das heilige Land!" Es bedarf allerdings fünf Strophen, bis die Schwerter
„gleich flammenden Kerzen" gezogen werden. Mit einer Strophe kommt dagegen
das sympathische „Vaterland, teures Land" aus, das das Vaterland als Hort und
Wirkungsort des Mannes preist. Literatur ist Nr. 10, wo „alle, die von Hermann
stammen", kühn entflammt erscheinen. Auch die Frage: „Was ist des Deutschen
Vaterland?" wird erhoben. Mit dem Soldatenchor von Werner wollen wir „hurtig
in den Kampf ziehen", denn „junge Weiber, alter Wein, s'ist all Soldaten Beute!"

Gern übernahm man auch Liedgut aus der freien Schweiz. So weht in „Des
Sängers Vatersland" am Häuschen das eidgenössische Banner, und von ähnlichen
gemütvollem Geist ist auch das Lied „Der glückliche Deutsche" von Tobler getragen
. Sicher wurde auch in Wittlingen das „Heil Dir, Helvetia!" von Baumann
mit Begeisterung gesungen. Da durfte auch das Sempacherlied nicht fehlen, das in
einem „heiigen Lied" den Helden Winkelried rühmt. Warum sollten sich nur
Schweizer Sänger begeistern an „Speerwut, wildem Schwertkampf, Schlachtenstaub
und Blutdampf?" Das vielgesungene „Stehe fest, mein Vaterland" von Nägeli ruft
das Vaterland zur Wachsamkeit und Treue auf. Langsam und feierlich schreitet
das Leid vom noch nicht befreiten, aber noch zu befreienden Vaterland in „Jetzt!"
von Carl Scherer dahin, mit Kraft und Feuer dagegen erschallt die Volksweise
„Auf zum Kampfe, Deutschlands Söhne!" Das „In Gatten Arm, an Mutterbrust,
sie würgen Kinder uns und Frauen" ist nur ein Plagiat des französischen „Iis vien-
nent jusque dans vos bras egorger vos fils et vos campagnes", das in der französischen
Nationalhymne heute noch erklingt.

Auch heute noch recht ansprechend sind die Heimat-, Wander- und Jagdlieder
des Büchleins. Wer kennt nicht die altvertraute Weise „In die Ferne möcht ich
ziehen"? Der Wechsel der Jahreszeiten wird gepriesen, glücklich und froh scheint
man nur im Wald zu leben, wohin einzig der Sinn steht. Die ewig schönen Sterne
erglänzen, und das zauberhaft schöne „Die Kapelle" von Kreuzer hat noch unsere
Väter begeistert. Der Weidmann stößt in einem gemäßigten Allegro ins Horn, des
Ebers Wut vermag ihn nicht zu schrecken. Auch das Schweizer Alphorn darf nicht

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