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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0010
ziskaner-Klosterkirche und der immer wieder auf dem gleichen Platz errichteten,
durch die Kriege zerstörten Nachfolgekirchen erbaut ist, wird die Monstranz des
untergegangenen Münsters aufbewahrt. Das Kellergewölbe des Pfarrhauses gehörte
einst zu diesem Kloster. Das Kruzifix, das im letzten Weltkrieg an der Außenwand
der in Flammen aufgegangenen Pfarrkirche seine schweren Wunden erhielt,
hatte in den verflossenen Jahrhunderten alle Zerstörungen der Stadt unversehrt
überdauert, hatte nach dem Spanischen Erbfolgekrieg allein noch aufrecht stehend
auf die niedergebrochene Stadt geschaut während der folgenden zehn Jahre, in
denen den in der Umgegend zerstreuten Bürgern der Wiederaufbau und die Rückkehr
verboten waren. Heute ist dieses Kreuz der Mittelpunkt des Mahnmals für
den Frieden, nachdem im letzten Weltkrieg die Flammen die Stimme einer der
ältesten Glocken Deutschlands auf dem Turm der Pfarrkirche zum Verstummen
gebracht haben, auf der die Worte eingegossen standen: „Anno Millesimo Ducen-
tesimo, O Rex Glorie, Veni in Pace!" — Im Jahre 1200, O König der Herrlichkeit
, komme in Frieden! — Schließlich steht seit kurzem wieder über dem Hochufer
am Altrhein die Statue des heiligen Nepomuk, den 1739 der Bildhauer Joseph
Dietschi aus Thiengen schuf. Einige niedrige, geduckte Häuschen zeugen noch von
der Armut des notvollen Wiederaufbaus nach 1715.

Unverwischbar durch alle Nöte und Zerstörungen durch Strom und Kriege
blieb der Grundriß der Stadtanlage und läßt als ihren Gründer den Zähringerherzog
Berthold IV. erkennen. Zwei sich rechtwinklig schneidende breitangelegte
Straßen bilden die Achsen der Stadt. Etwas westlich der Marktstraße mit ihren
Lauben (der Ratslaube, Gerichtslaube, Brotlaube, Tanzlaube), die als ein Stück der
Rheinstraße (dem heutigen Rheinsträßle) von Norden nach Süden die Stadt vom
Niederen zum Oberen Tor durchzieht, lag das Münster. Nördlich des Münsterplatzes
hatten die Geistlichkeit und die Freiburger Dominikaner ihre Häuser. In
der Schulgasse dahinter, deren Stummel heute noch diesen Namen führt, lagen die
Schule und das Heiliggeistspital.

Die zahlreichen Häuser der öffentlichen Wohltätigkeit zeugen von einer echten
bürgerlichen Gesinnung und einem brüderlichen Verantwortungsgefühl. Selbst
heute, wo von einer alteingesessenen Bürgerschaft, die in ihren Wurzeln bis über
den Dreißigjährigen Krieg zurückreicht, wenig mehr vorhanden ist und die Wanderungszeit
nach 1945 eine neue Bevölkerung schuf, in der die alemannischen Laute
immer mehr untergehen, ist durch die zwingende Aufgabe, die Lage und Bestimmung
dieser Stadt den Bewohnern stellte, der Charakter im wesentlichen erhalten
geblieben.

Vom Rheintor zum Müllentor zog von Westen nach Osten die zweite Straßenachse
. Sie führt heute noch in ihrem Kernstück den Namen Schlüsselstraße. Bis auf
den heutigen Tag hat sich die Vertiefung des östlichen und nördlichen Stadtgrabens
erhalten. Der westlich der Rheinstraße gelegene Teil der Stadt mit dem Münster,
der Johanniterkirche und den Patrizierhäusern des Stadtadels lag auf einer in die
Rheinniederung vorspringenden Halbinsel. Stück um Stück wurde dieser Teil von
den reißenden Überschwemmungen des Stromes weggespült. Gleich hinter dem
großen Straßenkreuz bricht die Ostwestachse jäh ab, die in den ersten Jahrhunderten
der Stadt noch ungefähr zweihundert Meter in gerader Richtung weiterging.
Die Nordsüdachse wurde ebenfalls kurz nach dem Straßenkreuz ihres größten südlichen
Teiles beraubt. So vorteilhaft die Lage auf der Halbinsel für die Verteidigung
war, so verhängnisvoll wurde sie durch die Angriffe des Stromes.

Als die Stadt Ende des 15. Jahrhunderts Kaiser Maximilian I. berichtete, daß
„unsre Stat Newemburg durch den Rheinstrom den mereretail zerrissen und hin-
gefurt" sei, gab dieser der Stadt folgende Antwort: „Da nun uns, dem heiligen
Reich und unsern erblichen Landen an derselben Stadt marklich und Ziel gewesen
ist", wünschen wir, „doß sy von Grundt sin Newe Stat von der alten Stat, hinauf
bis an den Reggenhag, wie ihnen dann das durch unsern Landvogt in Elsaß aufgezeigt
wirdet, pawn und dieselb mit Muren, Thurm, Graben und anderem zu der
weer nach notdurfften einfassen, zu michter und befestnen sollen." Es war ein

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