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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0014
geben. Hebel bestand das Examen, obwohl es ein Examen rigorosum, verbunden
mit einer öffentlichen Verteidigung lateinischer Thesen und einer Predigt war, und
wurde 1778 auf die Universität entlassen.

Er bezog die markgräflich Bayreuthische Universität Erlangen, da dort Theologen
lehrten, die auf die jungen Akademiker eine große Anziehungskraft ausübten
. Er wurde am 8. Mai 1778 daselbst immatrikuliert.

Über sein dortiges Studentenleben liegen sehr gegensätzliche Meinungen vor.
So schreibt Georg Längin in seinem in der „Allemannia" erschienenen Aufsatz
über das Stammbuch Johann Peter Hebels im Jahre 1877:

„Über die Universitätsjahre hat bald nach Hebels Tod der Adjunkt des Rheinländischen
Hausfreundes, Legationssekretär Koelle, der seit 1809 mit Hebel bekannt war,
im Stuttgarter Morgenblatt (Nr. 63. 1827) einige Mitteilungen gemacht. Darnach
trat Hebel in Erlangen in die Studentenverbindung der Amicisten ein, er sei in
ein Duell verwickelt worden, aber mit einer leichten Wunde davon gekommen. Nach
einer anderen Lesart war die Gesellschaft, in die er eintrat, nicht die der Amicisten,
sondern der Mosellaner. Jedenfalls habe sich Hebel dem lustigen Burschenleben so
sehr hingegeben, daß er darüber die Kollegien versäumte und im theologischen Examen
durchfiel, so daß er ein zweites machen mußte.

Wenn man nun auch nicht sagen kann, daß Hebel sein Examen glänzend bestand,
so wissen doch die noch vorhandenen Akten nichts von einem Durchfallen Hebels
und einer Einberufung zu einem zweiten Examen. Es unterliegt zwar keinem Zweifel
, daß Hebel nach seinem mehr weiblichen Naturell ein ausdauerndes Studieren
und eine ernste nachhaltige Vertiefung in eine wissenschaftliche Frage nicht liebte,
sondern mehr da und dort herumnippte, allein es liegt kein Grund vor, anzunehmen,
daß das studentische Treiben Hebels eine Macht über ihn gewonnen hatte, wie es
Koelle vermutet."

In „Johann Peter Hebels Werken" gibt uns Wilhelm Altwegg folgendes Bild
über Hebel:

„und besuchte er die Lateinschule im nahen Schopfheim. Gewiß nicht alle Zeit als das
brave, schulgerechte Schülerlein! Er kannte recht wohl den Ubermut des gesunden
Burschen dieses Alters, wußte die Wege auch auf die fremden Apfel- und Zwetschgenbäume
zu finden und dem Bannwart einen Possen zu spielen. Nicht von ungefähr
hat er auch später noch an allen vergnüglichen Schelmen seine Freude gehabt.

Frohe Jahre waren nicht minder die der weiteren Ausbildung fern der Heimat.
Auf der markgräfisch-bayreuthischen Universität Erlangen war das fröhliche Studententreiben
so wichtig wie das Hören der Vorlesungen bei den Vertretern einer
menschlich anständigen, aber nicht sehr tiefdringenden supranaturalistischen Theologie
. Ein Hund begleitete den Burschen; die nie verlernte Lust am Tabakqualmen trug
ihm den Beinamen Knaster ein; die Tradition weiß zu berichten von der Mitgliedschaft
bei einer verbotenen Verbindung und der Teilnahme bei einem Duell, und die
Gegenden — Das Hohenlohische — die Städte und Dörfer — Dinkelsbühl, Ellwangen
, Segringen, Fürth — die am Reiseweg nach und von Erlangen lagen, kehren in
den Erzählungen des ,Hausfreundes' wieder, vielleicht mit ihm sogar das eine oder
ändere eigene Reiseabenteuer. Dann aber muß irgend etwas geschehen sein, oder das
Schlußexamen in Karlsruhe für die Kandidaten des geistlichen Amtes im Herbst 1780
entsprach nicht ganz den Erwartungen. Die früheren Gönner zogen sich jedenfalls
zurück."

Nun soll auch noch Dr. Wilhelm Zentner zu Worte kommen, der in seinem
in „Johann Peter Hebels Werken" einführenden Lebensbild folgendes ausführt:

„Zum ersten Male konnte sich Hebel, soweit es seine bescheidenen Verhältnisse zuließen
, freier regen. Da er gelernt hatte, mit den Fröhlichen fröhlich zu sein, schlürfte
er die akademische Ungebundenheit in vollen Zügen. Der muntere studentische Ton,
den später ein paar Kalendergeschichten des ,Rheinländischen Hausfreundes4 anschlagen
, ist damals geübt und erlebt worden. Das Dasein lud zum Genüsse ein; Hebel
wußte, daß die schönen Tage doch nur kurz bemessen seien. Die Examenschraube
preßte den unbemittelten Studiosus, der möglichst rasch zu einem Abschluß gelangen

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