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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0020
welche gute Zeugnisse erhielten, wurden bei Anstellungen besonders bedacht, die
anderen verwarnt. Diese Maßnahme hat zweifellos auch auf die in Erlangen studierenden
„Ausländer" einen großen Einfluß gehabt. Hebel, der von Haus aus
keine Veranlagung zu einem „Haupthahn" oder „Renommisten" hatte, war aufgrund
der Ordensgesetze und der Universitätsbestimmungen angehalten, sein Studium
fleißig zu betreiben, und daß er das auch getan hat, wird durch den Abschluß
desselben nach genau zwei Jahren eindeutig bewiesen. Wenn er sein Examen
nicht zur Zufriedenheit der Prüfer abschloß, so dürfte es nur an der Auslegung
der Bibel, des Katechismus und anderer theologischer Schriften gelegen
haben, die den Herren Theologen in Karlsruhe nicht gefallen haben dürfte, da
Hebel in Erlangen, wie Altwegg es sicherlich richtig erfaßt hat, die Vorlesungen
bei Vertretern einer menschlich anständigen, aber nicht sehr tiefdringenden supranaturalistischen
Theologie hörte.

Selbstverständlich hat es nicht an übermütigen Studentenstreichen in Erlangen
gefehlt. Manche Fensterscheibe mißliebiger Professoren mag eingeworfen, die
Schilder der Handwerker abgehängt und irgendwo anders wieder angebracht, die
Schaarwache der Schnurren, so wurde die örtliche mit Gewehren bewaffnete
Polizei genannt, scherzweise oder auch ernsthaft gestürmt und was sonst noch
zu jener Zeit zum Studentenulke gehörte, verübt worden sein. Sehr beliebt
waren die maskierten Schlittenfahrten und die Abhaltung der „Hoftage" in
Baiersdorf, wo die Mitglieder der Landsmannschaft als Kaiser, König, Herzog
usw. bis herab zum Knappen auftraten und es hierbei sehr hoch zuging. Der
Name Hebel ist aber bisher in den Strafakten der Universität Erlangen noch nicht
gefunden worden, ein Beweis dafür, daß er immer in den zulässigen Grenzen
sich bewegt hat. Wegen der beiden Duelle, die von ihm auf der Duell-Liste standen
, hatte er insofern Glück, daß die Universitätsbehörde nicht die darauf gemachten
Zeichen erkannte und bei den Verhören von den Schuldigen irgend eine
faule Ausrede vorgebracht wurde; außerdem hatte er ja Erlangen im Juni 1780
verlassen und stand daher zur Zeit der Untersuchung nicht mehr unter der Jurisdiktion
der Universität, als „Ausländer" auch nicht unter den dortigen Gesetzen.

Wenn wir die Einträge Hebels in die Stammbücher seiner Freunde betrachten,
so müssen wir feststellen, daß er nie in irgend einer Form seine Zugehörigkeit zur
„Mosellaner-Landsmannschaft" und zum „Elsässer-Orden" zu erkennen gegeben
hat; eine Vorsichtsmaßnahme, die auch von anderen Studierenden angewandt
wurde, aufgrund der schlechten Erfahrungen bei den Untersuchungen der Universitätsbehörden
. Bisher sind drei Einträge von ihm aufgetaucht. Zwei im
Stammbuche des späteren Hügelheimer Pfarrers Schmidt, von denen der erste
eingangs zitiert wurde; der zweite ist datiert: Erlangen am 25. Januar 1780 und
gezeichnet als „Bruder J. P. Hebel aus dem Sausenburgisch-Badisch./ sozusagen
ein Landsmann". Sein Symbolum lautet: „Es ist vielmehr so bös, daß es ganz
bös ist." und „Wir lernen wie wir leben sollen Und leben wie zuvor." Ein Einzelblatt
an einen Unbekannten trägt den Ausspruch von Hebel:

„Es muß an meiner Stirn, wenn auch die Erde bebt,
Der göttliche Gedanke schimmern:
Daß Jugend glücklich ist, und meine Seele lebt,
Auch unter ganzen Welten Trümmern."
Erlang, den 3. Herbstmon. 78

Hochedler Herr, Angenehmster Freund!

Symb. Non omnia possumus omnes.

Laß dich dieses Blatt, auch in der Ferne erinnern an Deinen Dich ewig liebenden
Freund, Diener und Br.(uder) J. P. HEBEL der h. Gg. B. aus dem Badischen.

Wir können als Ergebnis unserer Untersuchungen feststellen, daß Hebel wie so
viele seiner Berufsgenossen jener Zeit Angehöriger der „Mosellaner-Landsmannschaft
" und des „Amicisten-Ordens" war und das damals übliche Studentenleben
genossen hat, ohne seine Studien zu vernachlässigen.

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