Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0021
Die Legende eines leichtsinnigen Lebenswandels ist somit ad absurdum geführt
.

Wir kommen nun zu den Auswirkungen dieser Studentenzeit auf Hebels
späteres Leben. Ohne Zweifel haben die Erziehungsmethoden innerhalb der
„Mosellaner" und „Amicisten" einen besonderen Einfluß auf den jungen Hebel
ausgeübt, der mit 18 Jahren die Universität bezog und mit 20 Jahren schon wieder
verließ. Die gemeinsamen Erlebnisse im engen Freundeskreis, die auf ein
junges Gemüt starken Eindruck machenden feierlichen Zeremonien, das pflichtgemäße
Eintreten für die Gemeinschaft, aber auch die zeitweise tollen Ausgelassenheiten
mußten lebendige Erinnerungen für das ganze Leben hinterlassen.

Nicht nur, daß in den Erzählungen des „Rheinländischen Hausfreundes" dieses
oder jenes Erlebnis seinen Niederschlag gefunden hat, hat Hebel auch sich noch
gerne seiner Duelle erinnert, bei denen sein Sekundant Rheinwald eine pathetische
Anrede vor Beginn des Duells hielt und die Hebel dann bei der Erzählung auf

Ausschnitt aus einem Hebelbrief, Erlangen 1779 • Heimatmuseum Lörrach

unnachahmliche Weise zum Ergötzen seiner Zuhörer wiederholte. Auch noch als
Prälat soll er öfters seiner flotten Studentenzeit gedacht und sogar in einem Briefe
geschrieben haben, wie er auf einer Inspektionsreise mit mehreren Freunden zusammengesessen
, Lieder gesungen und den alten Landesvater gestochen habe. In
seinen Briefen finden sich unzählige Anklänge an diese Zeit. So zum Beispiel
schrieb er u. a. am 25. Dezember 1795 an Gustave Fecht:

„Sie sehen so feierlich und so heilig aus, als wenn Sie einen Engel gesehen und mit
ihm von der Auferstehung der Toten, vom jüngsten Gericht und vom ewigen Leben
geredet hätten. Was hat er Ihnen denn schönes erzählt und entdeckt, was wir anderen
nicht wissen? Ist es wahr, daß die erste Station von der Erde zum Himmel auf dem
Belchen ist und die zweite im Mond und die dritte auf dem Morgenstern und daß
dort alle 8 Tage ein Komet als Postwagen ankommt und die angelangten Fremdlinge
von aller Welt Ende ins himmlische Jerusalem zur ewigen Heimath fährt? Dort soll
gar kein Wölklein mehr am lasurenen Himmel bestehen können und soll keine Nacht
dasein und keine Leuchte und doch auch kein Licht der Sonne, denn Gott der Herr
soll sie erleuchten und regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Hats Ihnen der Engel
auch so gesagt? oder wie? Und hat er Ihnen nicht von D. Brodhag erzählt?

19


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0021