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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0022
$ CO Abra # cad $ Abra

Über diesen Brodhag haben sich schon viele den Kopf zerbrochen; es soll der
exzentrische und ungläubige Arzt Karl Friedrich Brodhag sein, der am 25. April
1794 als Physikus der Herrschaft Rötteln im Alter von 59 Jahren gestorben war,
dem die Anwartschaft auf das himmlische Jerusalem wegen seiner Ungläubigkeit
zweifelhaft sein sollte. Uns interessieren bei diesem Briefe Hebels die von ihm
unter die letzte Frage gesetzten Zeichen, denn es sind dies die Geheimzeichen der
ersten drei Grade des „Harmonisten-Ordens" oder auch „Orden der schwarzen
Brüder" bezeichnet; also die seiner Gegner in beiden Duellen. Der erste Grad
wurde durch einen Stern, der zweite durch den Mond, der dritte durch die Sonne
gekennzeichnet. Abra-cad-Abra ist ein bei dem römischen Dichter Sevenus Sa-
monicus (um 200 n.Chr) erstmalig vorkommendes Wort, das als magische Heilformel
benutzt wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach war dieser D. Brodhag ein
„Schwarzer Bruder"; also ein Mitglied des „Harmonisten-Ordens". Die Verbindung
der Geheimzeichen der „Schwarzen Brüder" mit der Heilsformel könnte
also so ausgelegt werden, daß Hebel dem Brodhag, nachdem er verstorben war,
also nach seiner Erlösung vom „Harmonisten-Orden", die Aufnahme in das himmlische
Jerusalem durch die von ihm angewandte magische Heilsformel ermöglichen
wollte, denn nach altem studentischen Brauch war nach dem Tode des Gegners
auch jeder Groll begraben. Hebel bekräftigt diese Formel durch sein eigenes
Symbol — das Zeichen des Gottes „Proteus", das auffallenderweise bereits im
Jahre 1776 in einem Tübinger Studentenstammbuch vorkommt.

Wenn Hebel den Straßburger Freundeskreis in ein Kaiserreich umwandelt,
in dem er selbst als Wild- und Rheinkönig Peter I. von Aßmannshausen der Fürst
und die geistreiche Gattin des Fabrikanten Haufe sein „lieber geheimer Staatsminister
und Intendant der Künste und Wissenschaften" war, so ist dies nichts
anderes als eine Reminiszenz an die „Hofstaaten" der Landsmannschaften.

Aus Hebels Briefen tritt uns ein Geheimbund entgegen mit Pfarrer Güntert
aus Weil als „Vogt" mit dem Decknamen „Zenoides"; mit Hebel als „Stabhalter"
und dem Decknamen „Parmenides" und dem „Bammert"; der Belchen war der
„Altar". Es war dies der von Hebel in Lörrach ins Leben gerufene Geheimbund
der „Proteuser" mit dem „Belchismus". Aufgrund der vorangegangenen Ausführungen
über den „Elsässer-Orden" kann gefolgert werden, daß die Wurzel
dieses Geheimbundes in Erlangen lag. Hier wie dort gab es „Siegel", „Geheimsprache
", „Geheimschrift", „Decknamen" für jeden Ordensbruder, entnommen
der römischen und griechischen Geschichte oder Mythologie und ähnliche Gebräuche
mehr. Wir müssen in dem Proteusertum mit dem Belchismus ein Weiterleben
Hebels in der Atmosphäre seines Studentenlebens erblicken. Wahrscheinlich
war auch Günttert ebenfalls Angehöriger der „Mosellaner-Landsmannschaft" und
Ordensbruder des „Amicisten-Ordens" gewesen, aber nur von einer anderen Universität
. So haben sich beide in Lörrach auf der Basis ihres Studentenerlebens
wieder gefunden.

Auch könnten noch viele Beispiele hier angeführt werden von der Opferbereitschaft
Hebels zu seinen Bundes- und Ordensbrüdern aufgrund der Verpflichtung
durch das Ordensgesetz. Das typischste Beispiel ist sein Berufsgenosse Eccard, für
den er sich immer und immer wieder eingesetzt hat, obwohl er ihn schon zur Studentenzeit
als ein verbummeltes Genie hat erkennen müssen.

Noch sind nicht alle Universitätsakten in Erlangen durchgesehen worden, auch
die Auswertung seines eigenen Stammbuches, sowohl in studentenhistorischer als
auch in familiengeschichtlicher Hinsicht, muß noch vorgenommen werden, um das
Bild seiner Studentenzeit abzurunden. Interessante Zusammenhänge der 170 Personen
, die sich hier verewigt haben, werden sich dabei uns kundtun. Leider sind
die Briefe zwischen Hebel und seinem Freunde Schmidt, dem Hügelheimer Pfarrer,
verloren gegangen.

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