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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0026
Oh, nichts trug solch ein Unheil in die Welt
Als Gold! Die Städte stürzt es in den Staub,
Die Menschen treibt es weg von Haus und Herd,
Des Mannes Sinn betört's mit arger Lehre
Und bringt den Guten selbst zu böser Tat.
Zur Schurkerei treibt es den Menschen an,
Es lehrt ihn jede gottvergeßne Tat . . .
Indes zuletzt trifft doch die Strafe jeden,
Der um des Goldes willen solches tut.

Sophokles, „Antigone"

Als vor wenigen Wochen in Mexiko City sich die Jugend der Welt zu den
Olympischen Spielen einfand, erinnerten wir uns hier in der Heimat eines Mannes
aus Kandern, der zu einer Zeit als Kalifornien noch zu Mexiko gehörte, Oberst
der mexikanischen Miliz und „Commandante militar de las fronteras del norte y
encargado de la justicia" (Militärbefehlshaber an den Nordgrenzen und oberster
Gerichtsherr der nördlichen Provinzen Kaliforniens), war — Johann August
Sutter, genannt „Der Kaiser von Kalifornien".

Seit dem Erscheinen des Romans „Gold" von Blaise Cendrars im Jahre 1925,
der in packender Form den Aufstieg zum Herren von Neu-Helvetien und den
steilen Abstieg beschrieb, sind in den letzten Jahrzehnten unglaubliche Dinge über
Sutter geschrieben worden.

Auf seinem Land in Kalifornien fand ein Arbeiter 1848 Gold. Dieser Goldfund
leitete einen „run" nach Kalifornien ein, der in der Geschichte Amerikas
einmalig war.

Ein Goldrausch erfaßte nicht nur die Menschen in Amerika, sondern auch in
Europa, ja, in der ganzen Welt. Abenteurer und Glücksritter zogen in den
„Goldenen Westen", um ihren Anteil an diesem Fund zu erhaschen. Was Johann
August Sutter in jahrelanger und mühevoller Arbeit auf seinem Land aufgebaut
hatte, war in wenigen Wochen zerstört, oder von den Goldgräbern in Besitz
genommen worden.

Vom Auswanderer, Händler, Farmer und General der kalifornischen Miliz
erzählen viele Romane, die über J. A. Sutter geschrieben wurden. Der Film hat
die tragische Gestalt des Pioniers im Westen Amerikas als Symbol für den Kampf
um die gerechte Sache auf die Leinwand gebannt. John Ford und Eisenstein, die
großen Filmschöpfer, haben Filme über den General gedreht. 1936 spielte Louis
Trenker die Hauptrolle in seinem Film „Der Kaiser von Kalifornien".

Das Bild Sutters schwankt in der „Darstellung seines Lebens", je nachdem es
von europäischer oder amerikanischer Seite aus gezeichnet oder beschrieben wurde.
Die Benützung amerikanischer Quellen sollten eine möglichst objektive Darstellung
von der Tragödie eines Lebens geben und die Wahrheitsfindung erleichtern.

Mit der „Researcher Identification Card Nr. 708-1617" forschte der Verfasser
in den National-Archiven in Washington. Die Lektüre der am europäischen Markt
erschienenen Romane boten einen Vergleich mit amerikanischen Biographien.

Das Lebensschicksal dieses Mannes hat viele Menschen fasziniert, denn nie ist
ein Mensch höher gestiegen, nie aber auch tiefer gesunken. Seine Ansprüche an die
Regierung der Union beliefen sich auf über 350 Millionen Dollar. Nach Abzug
der Rechtsanwaltskosten konnte er sich in Lititz, Pennsylvanien, noch ein Haus
für 10 000 Dollar kaufen.

Julian Dana schreibt in seiner Biographie „Sutter of California":

„Viele Männer suchen das Abenteuer, oder träumen zumindest vom Abenteuer
in der weiten Welt, aber wenige vermögen die Ketten, die sie binden, zu
sprengen. Die Sehnsucht nach der Ferne ist da, jedoch der Wagemut fehlt den
meisten. Johann August Sutter war ein solcher Mann, dem es an Wagemut nicht
fehlte, um Dinge zu tun, von denen wir nur träumen können. Er hat das Abenteuer
nicht gesucht, denn er wurde in das Abenteuer getrieben. Die Notwendigkeit

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