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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0036
Schiffe lagen im Hafen still, weil Mannschaften und Offiziere auf Goldsuche
gegangen waren, Maurer ließen die Häuser halbfertig stehen, die Farmer verließen
ihre Felder, Rechtsanwälte ihre Klienten, Hausfrauen legten die Stricknadeln
nieder, packten die Waschschüsseln und Bratpfannen ein, um damit Gold
zu waschen — alle waren vom Goldrausch erfaßt.

Jahre 1845 kamen 150 Männer und 100 Frauen nach Kalifornien. 1849 fielen
allein 42 000 Goldsucher in Neu-Helvetien ein. Im Jahre 1850 gab es in Kalifornien
92 000 Einwohner, 10 Jahre danach schon 380 000.

Durch das Vermieten seiner Räume im Fort kam viel Geld und Gold in
Sutters Tasche, aber die russischen Forderungen waren immer noch zu bezahlen.
Sutter mußte für 6000 Dollar seine Sägemühle verkaufen.

Eine große Stütze in jenen Tagen war ihm sein ältester Sohn Johann August jr.,
der im August 1848 nach Neu-Helvetien gekommen war.

Sutter schrieb in seinem Tagebuch von seinen guten Geschäften mit den Goldsuchern
. Er versorgte sie mit Pferden, Mulis, Kühen etc. Täglich schickte er Wagen
voll mit Proviant nach Coloma. In Sutterville und Coloma eröffnete er Handelsgeschäfte
. Aber seine Geschäftspartner betrogen ihn. Jedem Hilfesuchenden wurde
geholfen, meistens wurde Sutters Hilfsbereitschaft mit Undank vergolten.

Banden zogen in jenen Jahren durch Kalifornien. Sie holten sich das Vieh von
Sutters Weiden, erschossen seine Indianer. Unsicherheit und Unmoral breiteten sich
aus. Zwischen 1849 und 1854 wurden mehr als 4000 Personen in Kalifornien ermordet
. Man nannte Kalifornien damals „Das Paradies der Mörder". Das Jahr
1849 brachte den Verkauf von Land an die Goldsucher, die wild um Sutters Fort
sich angesiedelt hatten. Grundstücke zu 500 Dollar in der Nähe des Flusses, und
zu 250 Dollar in der Nähe des Forts wurden verkauft.

Ralph K. Andrist schreibt in seinem Buch „The California Gold Rush" (Der
Goldrausch von Kalifornien): „Die meisten Siedler kauften nicht das Land von
Sutter, sondern ließen sich einfach nieder, um später das Land an andere zu verkaufen
. Recht und Gerechtigkeit waren nirgends mehr, sie hatten aufgehört zu
existieren".

Sutters Leben ist eng verknüpft mit der Geschichte des Staates Kalifornien.
Als am 1. September 1849 die erste verfassungsgebende Versammlung des Staates
Kalifornien zusammentrat, war Sutter in dieser Versammlung als Abgeordneter
für Sacramento. Man hatte ihn sogar als Präsident der Versammlung vorgeschlagen
. Am 13. November 1849 erhielt er bei der Gouverneurswahl 2 201 Stimmen,
die ihn an die 3. Stelle brachte. 1851 kamen seine Frau und die drei Kinder aus
der Schweiz nach Amerika.

Nachdem Kalifornien im Jahre 1850 der 31. Staat der Union geworden war,
konnte Sutter seine Ansprüche anmelden. Sie beliefen sich auf die Summe von
350 Millionen Dollar. Am 15. März 1855 wurden Sutters Ansprüche von dem
obersten Richter in Kalifornien, Thompson, anerkannt.

Das Urteil löste einen Aufruhr in Kalifornien aus. Der Justizpalast wurde
niedergebrannt, Besitzungen von J. A. Sutter vom Mob verwüstet.

Die Farmer fürchteten, daß man ihnen das Land, das sie in Besitz genommen
hatten, wieder wegnehmen würde. Die Farmer mußten mit einer Enteignung
rechnen.

1858 anerkannte die Regierung in Washington lediglich den Besitz von Neu-
Helvetien, die anderen Besitztitel wurden für ungültig erklärt.

„Es ist gegen das öffentliche Interesse, daß ein Mann so viel Land im Besitz
hat", war die einfache Erklärung.

Die ganze Prozeßangelegenheit ging an den Kongreß in Washington. Jahrzehntelang
zog sich der Prozeß hin. Sutter verließ Kalifornien, nachdem am 21.
Juni 1865 sein Haus auf der Hock-Farm, in der Nähe von Marysville, abgebrannt
war. Die Kalifornische Regierung hatte ihm eine Pension von 15 000 Dollar ausgesetzt
, die ihm in monatlichen Raten zu 250 Dollar ausbezahlt werden sollte.

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