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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0041
Deutschland. Auch Isaac Gmelin mit seiner Familie erlebte und erlitt ähnliches
wie sein betagter Vater zu Auggen. Gleich im folgenden Jahr, am 10. Januar 1689
wurde dem Britzinger Pfarrer sein 9. Kind geboren, das Rosina genannt wurde.
Ihr war es bestimmt, das Gmelin-Geschlecht mit dem Dörflinger Geschlecht zu
verbinden. Doch auch schmerzliche Erlebnisse blieben nicht aus: Am 4. April 1690
starb Gmelin's dreijähriges Töchterlein Anna Maria. Im folgenden Jahr 1691 ging
des Pfarrers Stiefmutter zu Auggen heim. Als am 13. Oktober 1693 wieder ein
Töchterlein im Britzinger Pfarrhaus geboren wurde, das 10. und letzte Kind,
wurde es, wie das verstorbene, Anna Maria genannt. Noch während des Krieges
vermählte sich Isaac's ältester Sohn, der Theologe Jeremias Gmelin, am 8. Februar
1697 in Malter dingen mit Sibylle Kr Ottendorfer, der Tochter des Waldnerischen
Schaffners zu Schweinhausen. Bei der Trauungsfeier gab Isaac Gmelin das
goldene Kelchlein an ihn weiter. Im Spätjahr kam es zum Frieden von Ryswyk.
Während der kurzen Friedensjahre starb zu Auggen Isaac's Vater Jeremias Gmelin
am 5. März 1698.

Pfarrer Isaak Gmelin hatte in Britzingen genug zu tun mit der Wiederaufrichtung
seiner Gemeinde. Auch mit Instandsetzung von Kirche und Pfarrhaus. Verpflichtet
zu den Bauarbeiten war das Johanniter-Ordenshaus in Heitersheim, das
aber sehr säumig seine Pflicht tat und oft gemahnt und durch die Herrschaft
Badenweiler getrieben werden mußte. Der Britzinger Pfarrer hatte bei seinem
Haus einen kleinen Garten, etwas weiter entfernt einen großen Gras-, Kraut-
und Obstgarten sowie Reben. Zu seiner Besoldung bezog er jährlich 250 fl. bar,
dazu den großen Zehnten von Roggen, Weizen, Gerste, Haber, Nüsse, Wein,
Stroh. Dazu den kleinen Zehnten von Kraut, Rüben, Erbsen, Ferkeln, der sehr
spärlich ausfiel und oft mehr Verdruß als Genuß brachte.

Er mußte den Kampf um die nur halb gereichte Besoldung mit dem Johanni-
terorden in Heitersheim fortsetzen, welcher darauf antwortete, der Markgraf
zahle ja dem Ordensmeister auch die Zinsen eines schuldigen Kapitals von 8000 fl.
nicht. Aus dem Lagerbuch (Fol. 236 b) geht nicht der Zweck hervor; es steht
lediglich geschrieben: „1604 ist Vogt, Richter und eine ganze Vogtey Britzingen
für unseren gnädigen Landesfürsten und Herrn, gegen den Herrn Johanniter-
meister zu Heitersheim wegen 8000 fl. Kapital Bürge geworden, laut Schadloshaltung
." Auch verdroß es Gmelin, daß um 1696/97 die Britzinger ihn verdächtigten
, daß er zur Erlangung der Gesundheit für sich und seinen Sohn ein schwarzes
Lamm in einer katholischen Kirche opfere. Er verlangte eine obrigkeitliche Untersuchung
der Verleumdung zu seiner Rechtfertigung.

Bald brach der 3. französische Krieg aus, der spanische Erbfolgekrieg (1701
bis 1714). Vorerst war keine Gefahr. Isaak Gmelin tat seinen Pfarrdienst in Britzingen
. Er predigte sonntäglich und hielt Wochengottesdienste mehrere Male in
der Woche, auch am Sonntag Kinderlehre. Den Erstkommunikanten (Konfirmanden
) gab er Unterricht im Pfarrhaus. Die Leichentexte, die er wählte, waren oft
sehr originell, wenn nicht sogar sehr frappant, und zeigten seine Bibelfestigkeit.
Als 1679 ein gottloser junger Mann, Fritz Huttinger, überfahren wurde und zugleich
starb, predigte er über Prediger 7, 18: „Sei nicht allzu gottlos und narre
nicht, daß Du nicht sterbest zur Unzeit." Als am 31. 1. 1691 Ulrich Kibiger im
Walde von einem Ast erschlagen wurde, wählte er Pred. 10, 9: „Wer Holz spaltet,
der wird davon verletzt." Der 70jährige Klaus Waldmann hatte mit seinen Mitbürgern
einen Trunk getan, doch in rechter Bescheidenheit und Gebühr und starb
in des Wirts Scheuer. Gmelin nahm 1. Kor. 7, 29-31: „Die Zeit ist kurz, und die
sich freuen, sollen es tun, als freuten sie sich nicht, und die diese Welt gebrauchen,
daß sie dieselbe nicht mißbrauchen, denn das Wesen dieser Welt vergeht."

Nun war es wieder Krieg. Am Oberrhein standen deutsche Truppen von Müllheim
bis Weil a. Rh. Die Gemeinde hatte Lieferungen und Schanzarbeiten zu übernehmen
. Der Landsturm wurde aufgeboten. Im Oktober kamen die Franzosen
bei Neuenburg über den Rhein. Die Schlacht bei Weil und am Tüllinger Berg
(17. 10. 1702) verhinderte vorerst die Franzosen an der geplanten Vereinigung

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