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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-01/0049
und seiner Nachfolger (70 n. Chr.). Neben den Hauptverbindungen auf der linksrheinischen
Seite verkehrte damals auch gelegentlich im Dekumatenland der
„Cursus publicus" zur Personen- und Postbeförderung, wenn auch in erster Linie
für den kaiserlichen Hof und Militärs. Aber auch der Handel benutzte diese meist
nur schwach ausgebauten Wege. Zu ihnen zählen all die „Römerstraßen" rheinauf
und rheinab und gelegentlich in die angrenzenden Seitentäler oder auf deren
anliegenden Höhen.

Die Völkerwanderung löste alle bestehenden derartigen Organisationen auf.
Die Alemannen zeigten, nachdem sie wieder seßhaft geworden waren, zunächst
kein Bedürfnis nach postalischer Verbindung oder einer durch zentrale Macht über
weite Strecken gelenkten Verwaltung, die ein solches Straßennetz erforderte. Selbst
die alten römischen Städte am Rhein sanken zu bedeutungslosen und verkehrsarmen
Dörfern herab. Auch wirtschaftliche Beziehungen bestanden unter den weit
im Lande zerstreuten Orten kaum.

Erst das 6. und 7. Jahrhundert belebte durch die missionarische Tätigkeit mit
der Einführung des Christentums den Botenverkehr und den schriftlichen Meinungsaustausch
. Ein häufiger Kontakt zwischen den meist an alten Römerstraßen
gegründeten Klöstern und den von ihnen betreuten Gemeinden schien umso erforderlicher
, da die Alemannen zunächst zähe Feinde des Christentums waren.
Auch die seit Bonifatius eingetretene stärkere Bindung an Rom verhalf den altrömischen
Heerstraßen wieder zu neuer Bedeutung durch die Romreisen hoher
Geistlicher und Fürsten, aber auch durch den ständigen Briefwechsel, den Kunsthandel
und die Wallfahrten. Die Fahrten oder Ritte zu den Klöstern mit Sendschreiben
und Depeschen, der Besuch von Klosterschulen, der Frachtverkehr durch
die Zehntablieferungen schufen dann neuerdings Verkehrsprobleme, die dem
Straßenbau beträchtlichen Auftrieb gaben.

Die karolingisch-ottonische Zeit kann am ehesten wieder mit der römischen
verglichen werden, soweit strategische Notwendigkeit und zentralistische Verwaltung
ein ausgedehntes Straßennetz mit dem entsprechenden Verkehr bis in die
letzten Grenzmarken notwendig machten.

Während des Mittelalters waren es die rasch sich mit großem Reichtum entfaltenden
Klöster, die bereits einen regelmäßigen Botendienst einrichteten, der die
Verbindung zu den vielen, oft weit zerstreuten Besitztümern besorgte. Für den
Bau von Kirchen und Palästen bedurfte es des Austausches bedeutender Künstler
und Handwerker. Die Bau- und Malschulen schickten ihre Vertreter weit im Land
herum. Gerade das 14. und 15. Jahrhundert haben uns in den alten Kirchen des
Markgräflerlandes eine Fülle solcher Kunstwerke hinterlassen, die auf eine weitläufige
Verbindung der oberrheinisch-burgundisch-schwäbischen Künstlerschulen
schließen läßt. Aber auch hinter der Dichtung der Hohenstauferzeit verbirgt sich
mit dem Minnesang (Heidelberger Liederhandschrift) unzweifelhaft eine für damals
lebhafte Reise- und Wanderlust, bei der solche Kunst geübt und gepflegt
wurde. Daneben beginnt die Zeit der fahrenden Schüler, des hausierenden Handwerks
und die der Handwerksburschen, die das Land bereisen. Messen und Märkte
werden abgehalten, die nicht nur Mittelpunkt des Handels, sondern auch politischer
, juristischer, wissenschaftlicher und persönlicher Interessenverbindungen werden
. Hier konnte man auch den damals üblichen Städte- und Universitätsboten
von Basel und Freiburg begegnen, deren Missionen oft weit über unsere engere
Heimat hinausreichten.

Schließlich sei aus der Zeit zwischen 1000 und 1500 an die vielen Kreuzzüge
erinnert, die manchen Ritter oder Pilger aus ihrer gewohnten häuslichen Umgebung
hinaus ins Land zu den verschiedenen Sammelpunkten führte. Dabei sei auch der
Reisen Bernhards von Clairvaux 1146 von Heitersheim nach Basel und Säckingen
und des großen Zulaufs zu seinen Kreuzzugspredigten gedacht. Alle diese Unternehmungen
brauchten aber Wege und Straßen — soweit man nicht den Rhein
als Wasserweg benutzte —, von denen man aber nicht gerade sagen konnte, daß
sie in einem für den Verkehr erforderlichen Zustand gewesen wären. Außerdem

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