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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 93
(PDF, 16 MB)
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gelegte Raum nicht dem mittelalterlichen entspricht. Ähnlich haben sich die Grenzen
der Landschaftsbegriffe Baar und Allgäu geändert.

Die Herkunft des Gutedels kann noch weiter zurück in die Vergangenheit
verfolgt werden. Ein Oberregierungsrat Andor Teleki aus Wien teilte dem Professor
Karl Müller (S. 96) mit, daß Wandgemälde in den ägyptischen Königsgräbern
bei Luksor am Nil Rebenmotive zeigen mit unverkennbar deutlichem
Gutedelblatt. Das wurde auch im Waadtland bekannt, und eine geschäftstüchtige
Propaganda wollte gleich den Gutedel zum ältesten Wein der Welt machen.
Glücklicherweise blieb es beim Wollen. Doch können wir sicherlich Turcovic zustimmen
, wenn er beim weißen Gutedel schreibt: „Die Abstammung dieser alten
Sorte ist nicht bekannt. Eine der meistverbreiteten frühen Sorten in allen Weinbaugebieten
der Welt."

Unabhängig davon veröffentlichte ein französischer Forscher A. Berget die
Nachricht, daß in der Oase Fajum, südwestlich von Kairo, der Gutedel heute in
verschiedenen Variationen wachse. Der schon erwähnte Dr. Jacques Dubois ist
zur Überprüfung nach Ägypten gefahren. Er glaubt nicht, daß die Reben von
Fajum zur Gutedelgruppe gerechnet werden können. Wohl seien die Blätter in der
Jugend gutedelähnlich. Diese Blätter der alten Pflanze konnte ich in seinem Herbar
einsehen; sie haben freilich mit den uns geläufigen, tief eingeschnittenen Gutedel-
blättern nichts zu tun. Auch die Traubenform ist nach Dubois anders. Er meint,
der französische Forscher, dessen Lebensweg er genau kennt, habe seit vielen
Jahren keinen Gutedel mehr gesehen gehabt. Dagegen hat Direktor A. F. Wilhelm-
Freiburg i.Br., auf meinen Bericht hin geäußert, daß er diese Schlußfolgerung
anzweifeln müsse. Gerade die Tatsache, daß die fraglichen Rebenblätter in der
Jugend gutedelähnlich seien, spreche mehr für die Zugehörigkeit zur Gutedelgruppe
als dagegen; der Gutedel variiere ja sehr stark. Eine weitere Klärung
könnten wohl Kreuzungs- und Rückkreuzungsversuche erbringen. Dagegen würde
die serodiagnostische Methode der Königsberger Mez'sdien Schule zu keinem Erfolg
führen; die Verwandtschaft sei zu nahe, um ein Ergebnis zu zeitigen.

Die Schweizerische Ampelographie drückt sich vorsichtig aus: „Die Herkunft
des Gutedels ist sehr umstritten. Nach der neuesten Theorie soll er aus Ägypten
stammen, aus der berühmten Oase von Fajum, ungefähr 80 km südlich von Kairo.
In der Tat sind wir im großen Rebberg von Gianaclis auf eine Rebsorte gestoßen,
die den Namen Fajumi trägt und mit unserem Gutedel eine auffallende Ähnlichkeit
aufweist."

Zum Abschluß des diesjährigen Berichts wollen wir noch ein Ereignis aus dem
Jahr 1969 erwähnen. Ein Nachteil des Gutedels ist, daß er leicht verrieselt, weil
die Blüte gegen starke Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit sehr empfindlich
ist. Außerdem ergab sich bei Untersuchungen in einer dreizehnjährigen Beobachtungsperiode
des Staatl. Weinbauinstituts in Freiburg i.Br., daß die jährlichen
Erträge wie 1:9 schwanken. Daher wurde im Institut gleichzeitig mit der Klonen-
züchtung der Weg der Kreuzung beschritten. Es galt eine ertragreiche, an die
Landschaft angepaßte Sorte zu züchten. Es wurden Kreuzungen von Gutedel mit
Ruländer, Riesling, Silvaner und Elbling durchgeführt. Bei der Kreuzung Silvaner
x Gutedel fielen einige Sämlinge auf, die qualitativ und quantitativ positiv
bewertet wurden. Nach einigen Prüfungsjahren im Rebzuchtgarten erfolgten Testversuche
in Privatbetrieben. Auf dem Müllheimer Weinmarkt wird die Kreuzung
seit- einigen Jahren angestellt. Der Ertrag der Neuzüchtung liegt ertragsmäßig
etwa auf gleicher Höhe mit dem durch Klonenzüchtung verbesserten Gutedel,
übertrifft ihn aber im Mostgewicht um mindestens 10° öchsle und um geringes
in der Mostsäure. Der körperreiche Wein besitzt ein feines und spezifisches Bukett.
Auch besitzt er weinbaulich einige beachtliche Eigenschaften. Der späte Austrieb,
etwa eine Woche nach dem Gutedel, rückt die Sorte etwas aus der Spätfrostperiode
heraus. Stiellähme und -fäule treten so gut wie nicht auf. Mit dieser Neuzüchtung
Fr. 128—40 von Oberregierungsbotaniker Dr. Jobannes Zimmermann ist für die
Markgrafschaft eine Ergänzungssorte geschaffen worden, die eine wertvolle Be-

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