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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 133
(PDF, 16 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-02-03/0071
Der sagenumrankte Ort „Greifenweiler" und der „Ring" im stillen Wollbachtal.

(Aufn. F. Scbülin)

Die geschichtliche Erfahrung überläßt der Sage die Überlieferung von einem
Kloster oder gar von einer Abtei oder einer Kirche an diesem verlassenen Ort,
solange die urkundlichen Belege, Beraine und Urkunden keine Grundrechte oder
übliche Standortmerkmale nachweisen. St. Blasien hatte vorübergehend nur unbedeutende
Grundzinsen eingezogen. Das Basler Frauenkloster Klingental genoß
wohl in der Gemarkung Wollbach bedeutende Grundrechte über 8 Hofstätten
mit 11 Häusern und ungefähr 100 Jucherten Äcker, Matten und Holz, reine
privatrechtliche Einkünfte. Die Anwesenheit eines Gotteshauses hier im stillen
Tal kann geschichtlich nicht bestätigt werden. Was verursachte nun wohl die Sage?

Unweit von der „Brandstatt" am aufgelassenen Ort Greifenweiler liegt der
Ort „Chilchhof". Der ursprünglich anders lautende Flurname wurde mit der Zeit
nicht mehr verstanden, vom Volksmund mit neuem Sinn unterlegt, umgestaltet
und nun wieder verständlich gebraucht, und danach mit der Sage geschmückt.
Wäre hier in der Tat eine Kirche oder ein Kloster durch Brand oder Krieg zerstört
worden, hätten die Chronisten oder Urkundsbeamten der zuständigen geistlichen
Organisation die damit verbundenen Grundrechte auch nach dem Untergang
sicher nicht vergessen!

Dem Ursprung dieses merkwürdigen und die Fantasie anregenden Namen
in der abgelegenen Flur des aufgelassenen Ortes Greifenweiler kommt W. Schoof
überzeugend nahe: Der Namensforscher leitet den Begriff von einem alten Gemarkungsnamen
mit der Urform „Kir" her, der soviel wie „eingehegtes Grundstück
der Gemeinmark" bedeutet. Der „Chilchhof" war demnach ursprünglich
ein — von einem Hag — eingehegter Platz einer Markgenossenschaft und einem
Hof, zum Schutze aller beweglichen Habe. Als mit dem Wandel der Weidewirtschaft
später auch der Sinn des Namens vergessen wurde, hatte der Volksmund
zur Zeit des sich ausbreitenden Christentums die Begriffe um „Chilene" lautlich
und begrifflich vermengt.

Eine gleiche Aufgabe, zu hegen und zu schützen, hatte wohl einst auch der
südlich benachbarte „Ring", ein Schutzwall.

Angebliche Urkunden, welche das untergegangene reiche Kloster oder vergrabene
Schätze an diesem Ort, bestätigt hätten, lösten jene Sensation der Schatzgräber
im Wollbachtale aus, welche Jahrzehnte die Bewohner und Behörden be-

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