Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 1.1970
Seite: 17
(PDF, 15 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-01/0019
Nun werden, wie zwar vorher schon, die fürstlichen Einnehmereien gezwungen,
Gelder zur Deckung der Bergschulden aufzubringen. Für Haus Baden zahlt die
Herrschaft Rötteln (Sitz Lörrach) 400 Gulden und die Herrschaft Badenweiler
(Sitz Müllheim) die gleiche Summe. Selbst weit entlegene Ämter wie Durlach und
Bretten werden zu Zahlungen verpflichtet! Ein Teil der Bergleute arbeitet die
Erzvorräte auf, die noch auf den Halden liegen; im Vogelbach wird dieses Material
gepocht.

Ein erfahrener Sachverständiger, Herr von Beust, rät dem Markgrafen ab,
weiteres Geld in die Gruben zu stecken, er solle sie verpachten. Dies geschieht
schließlich; im Jahr 1338 pachtet der Basler Bürger Jakob Brandmüller alle Gruben
bei Badenweiler und Sulzburg. Bei Badenweiler sind beschäftigt: ein Bergmeister,
4 Steiger, 18 Mann im Grubenbetrieb, 3 an der Poche, 2 Boten, 9 Waschkinder an
der Erzwäsche. In Sulzburg erstellt Brandmüller große Betriebsanlagen und opfert
sein ganzes Vermögen. Er hatte guten Willen, aber keine Fachkenntnisse. Nach
seinem Tod 1763 schulden seine Erben der Herrschaft so viel Geld, daß der Staat
die Gruben wieder übernehmen muß.

Regent ist nun der vielseitige und kluge Markgraf Carl Friedrich, der einen
jungen, eifrigen Techniker auf die sächsischen Bergakademien schickt. Dieser kommt
voller Optimismus zurück und weiß auch den Markgrafen für den Bergbau zu
begeistern. Er führt ihn und die Fürstin ins Bergwerk Haus Baden; in Sulzburg
wurde ihm ein Bergamt errichtet. Der Eifer des Bergmeisters Erhardt war anfänglich
auch von Erfolg gekrönt; aus 6 Gruben (Haus Baden, Fürstenfreude usw.)
gewann man in 6 Jahren 280 Kilo Silber und 4400 Zentner Blei. Doch um die
Jahrhundertwende mußte man die meisten Gruben wieder schließen, nur in Haus
Baden wurde weiter gearbeitet, aber nicht unter staatlicher Leitung, sondern unter
zwei tüchtigen Pächtern, Dr. Sulzer und Klais, beide Schweizer. Diese brachten
frisches Leben in den Betrieb und beschäftigten etwa 60 Personen, erstellten auch
ein neues Pochwerk im Vogelbachtal. Die Chronik der Vogtei Badenweiler berichtet
, daß Dr. Sulzer nebenbei auch künstliche Mineralwässer fabrizierte und
damit guten Absatz hatte; sein Laboratorium war da, wo sich jetzt das Hotel
zur Sonne befindet. Zur Unterbringung der Bergknappen pachtete die „Klais'sche
Societät" das Amthaus zu Badenweiler (nachmals großherzogliches Schloß) mit
Mobiliar und Garten (Schloßpark) um jährlich 270 Gulden. Der Bergmeister hieß
Paul. — „Es soll ein stattlicher Aufzug gewesen sein, wenn die ganze Knappschaft
in ihrer eigentümlichen Tracht, schwarze, mit Silber eingefaßte Tschakos mit Busch,
Gurt und Arschleder, mit einer 20 Mann starken türkischen Musik und dem Obersteiger
zu Pferd an den Feiertagen zur Kirche nach Neuenburg marschierte. Die
Bergleute waren fast durchgängig katholisch."

Dem Obersteiger Burgert, aus Untermünstertal gebürtig, verdanken wir eine
Anzahl von Einzelheiten über den dortigen Betrieb. Im Jahr 1824 bittet Burgert
um die Erlaubnis, in seiner Wohnung Wein und Bier ausschenken zu dürfen. Er
denkt hierbei weniger an den Durst der Bergleute wie an die Bedürfnisse der
Kurgäste, die aus dem nahen Badenweiler oft nach Haus Baden spazierten, um
sich den dortigen Betrieb anzusehen und um dem kurzen Gottesdienst der Knappen
beizuwohnen. — Burgerts vorgesetzte Behörde, die Bergwerks-Inspektion Münstertal
, befürwortet das Gesuch. Bergmeister Knittel ist ein Mann, der für die Nöte
seiner Angestellten und Arbeiter volles Verständnis hat und dem tüchtigen Obersteiger
einen kleinen Nebenverdienst herzlichst gönnt. Die Bergwerkskommission
will nun auch Zins aus Burgerts kleinem Gästebetrieb. Dieser macht geltend, daß
sein Geschäft nur drei Monate blühe, nämlich während der (damals noch sehr
kurzen) Fremdensaison Badenweilers. An den Bergleuten wird er ja wenig verdient
haben! Die „Werkswirtschaften", so betont Burgert in einem Gesuch, hätten Jahresbetrieb
, er meint damit die Wirtschaften bei den Eisenhütten Oberweiler, Kandern,
Hausen und Albbruck, wo außer den Bergleuten auch Händler, Fuhrleute und
Schmiede täglich verkehrten. Fürs Jahr 1825 wird dem Obersteiger der Zins er-

17


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-01/0019