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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 1.1970
Seite: 22
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-01/0024
Bergschmiede wird ein geschmiedeter Ambos auf 13 Gulden geschätzt, ein gegossener
auf 5Vs Gulden. Das Zimmermannsgeschirr besteht aus Beilen, Sägen und
Bohrern. Dann gibt es 20 eiserne Fäßle (für den Erztransport), Draht, Nägel und
für 192 Gulden Pulver.

Bei den Wohnungen im Karlstollen sind einige Tische und Schäfte angeführt,
Wert 1 Gulden. Im Pochwerksgebäude Vogelbach, das eine Wohnung enthält, ist
wenig ärarisches Mobiliar. Im Schmelzhaus sind 2 hölzerne Bälge mit 20 Gulden
gewertet, 1 große Waage, viel Gewichte und 40 Pfund geschmiedetes Eisen sind
auch dort. — Liegenschaften und Fahrnisse der drei Werke werden auf 7475 Gulden
geschätzt; Noblecourt hat also billig gekauft.

Unser Obersteiger ist unglücklich, daß ihn der Staat nicht mehr beschäftigen
will, und daß er nun in den Dienst eines Privatmannes und dazu eines Ausländers
treten muß. Er pocht mehrfach darauf, daß er vom Staat angestellt sei. „Es kann
nicht Intention des gnäd. Fürsten sein, einen Familienvater . . . einem Privatmann
und dessen Launen auszusetzen".

Schon im November 1830 fürchten die Bergleute wieder, stellenlos zu werden.
Die Bergwerksdirektion in Karlsruhe sorgt dafür, daß 6 Mann bei der Hüttenverwaltung
Kandern und zwar bei den Auggener Bohnerzgruben unterkommen,
die Steiger Burgert und Meyer sollen auf Haus Baden die Aufsicht führen. Der
Familie Leichsenring wird geraten, nach Urberg (in ihre Heimat) zu ziehen, um
dort auf den Gruben „Neue Hoffnung Gottes" oder „Neu Glück" Arbeit zu
finden. Georg Schwab kann nicht berücksichtigt werden. Die Invaliden sollen aus
der „Sustentationskasse" unterstützt werden, das ist eine Art von Alters- und
Krankenversicherung, die wir schon ums Jahr 1600 (!) unter dem Namen „Bruderbüchse
" treffen und in welche die Bergleute freiwillig Beiträge bezahlen.

Der Grubenbetrieb schleppt sich unter unerfreulichen Umständen bis 1833
dahin. Die Besitzer (Noblecourt hat noch einen Teilhaber, Mr. Cuignot angenommen
), geben den Arbeitern nur den Erlös aus den Hafnererzen, die vom Handelsmann
Sexauer in Sulzburg zum Preis von 8V2 bis 9 Gulden pro Zentner laufend
gekauft werden. Doch dies Geld reicht nicht für die Löhne. Die Besitzer sind
uneinig, sie wollen allerlei „Fabrikeinrichtungen" erstellen, verstehen aber nichts
davon. Die Arbeiter lassen sich nicht mehr hinhalten, sie kündigen, der Betrieb
steht still. „Wir säumen nicht, ihr Unglück und ihre Wünsche zur Kenntnis einer
hochpreislichen Direktion zu bringen", schreibt Bergverwalter Schmidt aus Münstertal
, offenbar Knittels Nachfolger (bald darauf in Oberweiler). Es wird wieder
einmal beraten, wie man die Leute unterbringen könne.

Vom 31. Januar 1833 haben wir einen sehr interessanten Bericht über die
Verhältnisse, verfaßt vom Bergpraktikanten Bausch in Münstertal. Er stellt fest,
daß in Haus Baden nicht einmal so viel Schmelzerze und Schlich vorhanden seien,
als früher im Jahr produziert worden seien. Die Inhaber könnten nicht einmal
den Fuhrlohn aufbringen, um das Erz aufs Pochwerk zu führen. Große Vorräte
von unaufbereitetem Erz seien allerdings da, aber an einen Handelsmann von
Mülhausen verpfändet! Noblecourt sei vermögenslos, der andere habe schon viele
Opfer gebracht. Im Vogelbach habe man zwar Grundmauern zu einem neuen
Betrieb erstellt, aber nur zur Propaganda, „um anderen Sand in die Augen zu
streuen". Als Guignot unlängst abreisen wollte, arretierten ihn die Bergleute, bis
er Geld herausgab. Dieser Auftritt fand in Badenweiler statt. — Die Unternehmer
tun nun nichts mehr für den Versuchsbau; sie zeichnen sich aus durch „gänzlichste
Ignoranz in der Bergbaukunde" (sagt Bausch) und es wäre schrecklich, wenn auch
der Münstertäler Bergbau in die Hände dieser Aventuries geriete. Gewisse Leute
treiben nur Bergbau, weil sie wähnen, ihre zerrütteten Vermögensverhältnisse wieder
ordnen zu können; sie suchen ihre Lage einige Zeit durch Windbeuteleien zu
bemänteln, sie schämen sich nicht, bei ihren hungernden Arbeitern sich zu zeigen.
Das gilt nicht nur für Noblecourt und Co., sondern auch für einige „Unternehmer"
aus unserm Land.

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