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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 1.1970
Seite: 25
(PDF, 15 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-01/0027
Unter „Salz" rinden wir die durch ihren Silberbergbau berühmt gewordene Stadt
Sulzburg in unserer Gegend. Dagegen ist das Salzbrünnele zwischen der St. Johannisbreite
und Sitzenkirch nicht genannt.

In der Karbonmulde von Badenweiler rührt der Flurname Schwärze von einem
nur geologisch interessanten Anthrazitvorkommen her. Im benachbarten Britzingen
gibt es den Namen Kohlgrub, wo 1812 erfolglos nach Steinkohle geschürft
wurde. Auch der Flurname Steinkohlen am Fliederbach südlich Sulzburg stammt
von einer nicht fündigen Kohlenschürfung.

Besonders der Abschnitt über „Flurnamen aus dem Bergwerksbetrieb" gibt zu
mancherlei Fragen Anlaß. Die Bezeichnung Bergwerk wurde früher auch für reine
Verhüttungsbetriebe gebraucht, ohne daß ein Grubenbetrieb in der Nähe zu sein
brauchte: so in Hausen/Wiesental, in Wehr und in Albbruck, wo Eisenerze aus
weiter entfernt liegenden Bergbaubetrieben geschmolzen wurden. Wir nehmen
hierzu gleich aus dem Abschnitt „Flurnamen aus der Aufbereitung", was dort
über „Platz" steht: „Montanen Ursprungs ist der Name Platzhof bei Schlächten-
haus, wo das Bohnerz von Kandern umgeladen, verwogen, bemustert und zum
Schmelzwerk Hausen weitergeschickt wurde. Auf einer Karte der Badischen Markgrafschaften
von etwa 1668 ist diese Stelle bereits als Canderblaz eingetragen.
Da die Eisenhütte Hausen erst 1684 in Betrieb kam, muß das Kanderner Bohnerz
schon vorher in sicher viel kleineren Mengen an die seit 1207 nachweisbaren
Schmelzen am Hochrhein geliefert worden sein. „Dazu ist festzustellen, daß der
Platz, heute die Jugendherberge Platzhof, auf Gemarkung Kandern liegt. Das ist
das Bemerkenswerte, daß die Gemarkungsgrenze, die sonst dem Kamm entlang
läuft, um den Platz herum auf die andere Seite des Gebirgs führt, weil eben der
Markgraf diesen Umschlagplatz in der Gemarkung seines Marktfleckens Kandern
haben wollte, wie er auch die Sausenburg in die Kanderner Gemarkung einbezog.

Doch zurück zum Abschnitt über „Berg". Albiez fand es auffällig, daß eine
Reihe sehr alter Ortsnamen ursprünglich die Endsilbe -berg enthielt, die später
zu -bürg verändert wurde: Sulzibergeheim 840 zu Sulzburg oder Mahtols-
perc 1301 zu Malsburg. Und er glaubt, daß das mit dem Bau von Burgen im
11. und 12. Jahrhundert zusammenhängt. „Oft war der Bergbau gerade der Grund
für die Errichtung einer Burg." Nun kennen alte Urkunden zwar einen Rodolf
von Matholdsperc (1120), aber von einer Burg ist nichts bekannt. Auch steht fest,
daß die einzelnen Ortsteile der Vogtei Vogelbach auf der Höhe östlich der Kander
lagen (außer Vogelbach): Kaltenbach, Lütschenbach, Höfe; erst seit 1832 gibt es
eine Gemeinde Malsburg. Wie sich aus Matholdsperc Malsburg (mundartlich
Malschberg) entwickelte, mögen Philologen entscheiden. Hierher gehört auch die
Deutung des Ortsnamens Lipburg. „Lipburg ist 774 erstmals erwähnt als Litaber
(statt -berc). Da ahd. lita, mhd. lite den Berghang bedeutet und die Benennung
„Berghangberg" keinen Sinn ergibt, muß der Wortstamm Berg wohl als Bergwerk
erklärt werden, also „Bergwerk am Hang". Vielleicht steckt darin auch das ahd
leita = Erzgang. Falls eine der beiden Erklärungen zutrifft, wäre dies die älteste
genau datierbare Kunde vom Schwarzwälder Bergbau." E. Scheffelt hat in Heft
1/1967 dieser Zeitschrift eine andere Erklärung: „Lipburg kommt von Lito, einem
Alemannen, der auf dem Litoberg (Lipberg) ein festes Haus baute." Es darf in
diesem Zusammenhang auch einmal darauf verwiesen werden, daß die ältesten
Erwähnungen von Ortsnamen in unserer Gegend entweder aus Schenkungen an
das Kloster St. Gallen oder aber an das Kloster Lorsch bekannt sind. Die Mönche
des Klosters St. Gallen mögen die Sprache unserer Vorfahren wohl verstanden
haben; aber die Mönche des Reichsklosters Lorsch, die Franken waren, werden
wohl manche Worte der alemannischen Mundart so wenig genau verstanden
haben, wie es heute manchem Lehrer geht, der von wer weiß wo hierher verschlagen
wird. Vor Jahren haben mir einmal Kinder in der Schule gesagt, ihr
neuer Lehrer müsse schwerhörig sein, weil er alle ihre Antworten zwei- oder dreimal
wiederholen lasse.

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