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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 1.1970
Seite: 49
(PDF, 15 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-01/0053
St. Cyriak, Sulzburg, vor der Renovation St. Cyriak, Sulzburg, nach der Renovation
(Aufn. Bürgermstr. Hochstatter, Sulzburg) 1969 (Aufn. Sehülin)

sehen: Seine beiden Wangen dehnten sich kugelig hinaus, der dichte Schnauz zog
sich in die Breite und seine helle Zahnreihe bleckte uns an. Schulaufgaben? Nein,
er gab uns keine. Schönschreiben war nur am Mittwochnachmittag, und wer schön
schreiben konnte, hatte frei. Da ging's gar nicht lange, bis auch der Stumpe-Seppli
und der Gusti, unsere Dolkenkleckser, an diesem Nachmittag frei hatten. Auch
eine Methode! Und was für eine gute! Und ohne das fitzige Meerröhrchen! Sollte
man sich da nicht auf die Schule freuen, wenn man in den Ferien zuhause tagelang
krumme Nägel geradhämmern mußte? Auf dem Gelände des früheren Klostergartens
spielten wir in jeder Pause Barlauf. Ho! Wenn ich je wieder eine Schar
sähe in diesem männlichen Wettkampf, ich würde sofort mitsäckeln (mitrennen)!
Wir spielten aber auch mit solchem Feuer, daß Lehrer Seyfarth oft zusah und mehr
als einmal die Pause verlängerte, wenn's gerade spannend hin- und herwogte.

Dies alles mußte berichtet werden, um das Folgende besser verständlich zu
machen. Ich glaube, es war auch keiner in dieser uralten kärglichen Schulstube,
der diesen Lehrer nicht gern hatte. So waren wir auch alle mäuschenstill, als er
mit uns in die Klosterkirche hinüberging und erzählte: „Die Kirche steht seit 993.
Der Raum ist aber inzwischen ganz verbaut worden. Hier, zum Beispiel, diese
merkwürdigen Holzkäfige stammen aus der Barockzeit. Da drin saßen damals die
markgräflichen Herrschaften während des Gottesdienstes, um ja nicht mit dem
gemeinen Volk in Berührung zu kommen." Seyfarth konnte uns auch erklären,
woher die geheimnisvollen dunklen Placken (Flecken) an den Rücklehnen des
Gestühl herrührten. Unter uns ging das Gerücht, hier hätten sich die Bußgewänder
der Nonnen abgezeichnet, wenn sie zur Strafe wochenlang da sitzen mußten. Die
Flecken waren aber ganz einfach Abdrücke von Perücken und Zöpfen. Ich sah
nie mehr etwas Ähnliches. Einer fragte nach dem Eingang zum unterirdischen Gang,
der von diesem Nonnenkloster quer durch den Berg zum Männerkloster nach
Sankt Trutpert ins Münstertal hinüberführen sollte und worin auch Gerippe von
Kindern gefunden worden seien. Das sei eine Sage, meinte der Lehrer, und er

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