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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 1.1970
Seite: 54
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-01/0058
Die Mutter erklärte das Gesichtchen und strich über das Genannte:
Chinimümpfeli, Müüli, Nasegipfeli, Augeträneli, Ohreläppeli:
Hörli tschipp, tschipp, tschipp! — und zog daran.

Beim Spiel hielt das Kind die Nase der Mutter zu und sagte:
„Hesch d Geiß tränkt?" — „Jo!" — „Wie mänggi?" — „Zwoo"!
„Loß mer doch mii Nase goh!" und sie schüttelte den Kopf dabei.

Die Mutter streckte ihren Zeigefinger gegen das Kind und sagte:
„Dä het kei Hern aa!" Das Kind bezog es auf sich und wehrte sich:
„Un doch, i ha e Hern aa!"

Schaukelte der Vater das Kind auf den Knien, sang er:
So reiten die kleinen Herrenkinder, wenn sie noch kleinwunzig sind.
Wenn sie größer werden, reiten sie auf Pferden,
wenn sie größer wachsen, reiten sie nach Sachsen,
wenn sie wieder kommen, schlagen sie die Trommen:
Tromm, tromm, tromm un drüber ab!

Oder:

Wer will unter die Soldaten, der muß haben ein Gewehr,
das muß er mit Pulver laden und mit einer Kugel schwer.
Büblein, wirst du ein Rekrut, merke dir dies Liedchen gut.
Hopp, hopp, ho-opp,

hopp, hopp, hopp, Pferdchen lau-auf, lauf Galopp,

immer im Galopp, Pferdchen lau-auf, lauf Galopp!

Der muß an der linken Seite einen scharfen Säbel haben,

daß er, wenn die Feinde streiten, schießen und auch fechten kann.

Büblein, wirst du ein Rekrut . . .

Und das folgende Reiterliedchen:
Rite, rite, Rosse, z Basel isch e Schlosse,
z Chander isch e Guggehus, s schliefe schöni Jumpfere drus.
Die einti spinnt Siide, die anderi schnipflet Chriide,
die dritti näiht e rote Rock für unsere liebe Herrgott!

Kleinere Kinder faßten sich gerne an den Händen, drehten sich im Kreis und sangen:
Reihe, Reihe, Rose, Kirsch und Aprikose,
Veilchen und Vergißmeinnicht, alle Kinder setzen sich.
Adje, Mama, adje Papa! Ringeli, Ringeli hopsassa!

Hatte sich ein Kind weh getan, sprach die Mutter mit leichtem Blasen über die wehe

Stelle einer der folgenden Heile-Verse:
Heile, heile Sege, s Chätzli uf der Stege,
s Müüsli uf em Mischt, bis morn alles gheilet ischt.
Heile, heile Sege, s Chätzli uf der Stege,

s Müüsli uf em Dach, wenn s abe gheit, no lacht s. (gheie = fallen)

Im selben Rhythmus, mit dem einst „d Wagle" — die Wiege mit den runden Kufen
geschaukelt wurde —, sang die Mutter eines der zarten Wiegenliedchen, in die
Lämmlein und Schaf hineinspielen, weil früher jeder Bauer diese um Wolle und
Fleisch auf dem Hof gehalten hat:

Schlof, Chindli, schlof, der Vater hüetet d Schof,

d Muetter hüetet d Lämmeli, bhüet mer Gott, mii Engeli!

Nina Wiegeli, uf em Dach sin Ziegeli,

in der Schüre Lämmeli, bhüet di Gott, lieb Engeli!

Nina Wiegeli, uf em Dach sin Ziegeli,

uf em Baum sin Maideli (Büebli) zwei, Hundeli, biß mer s nit ins Bei.
Nei, nei, nit eso, loß mer doch mii Maideli goh!

Wenn „d Betzitglocke", die Abendglocke, die zum Beten mahnte, läutete, beteten

die Erwachsenen wie früher in schweren Zeiten:
Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ, weil es nun Abend worden ist.
Dein göttlich Wort, das helle Licht, laß ja bei uns auslöschen nicht.
In dieser letzten betrübten Zeit, verleih uns, Herr, Beständigkeit,
daß wir dein Wort und Sakrament, rein behalten bis an unser End. Amen!

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