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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 1.1970
Seite: 65
(PDF, 15 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-01/0069
Die Trennung zwischen Städtli und Au besteht fort, wenn auch in freundlicher
Weise; so in den in neuerer Zeit gegründeten Zinken „Städtli" und „Auma", Vereinigungen
Erwachsener, welche besonders bei Fasnacht in Aktion treten. Nicht verwunderlich ist
auch, daß man den ins Städtli zugezogenen Leuten beim Narrenumzug eine Rüge austeilte
, indem auf einem Wagen zu lesen war:

Einst wohnten in der Altstadt die edlen Ritter,

hüt sin's nur no d'Gammler, das isch bitter!

Zänkereien an der Fahrnauer Gemarkung

In der Nähe des Hühnerberges kam es alle paar Wochen während der Sommer- und
Herbstferien zu einer Auseinandersetzung zwischen den Buben von der Au, Städtli, Himmelreich
- und Wehrer Straße einerseits und den Fahrnauern andererseits. Für diese Zeit
war dann die Streiterei innerhalb Schopfheim begraben und man zeigte sich den Fahrnauern
gegenüber geschlossen. — Die größte Schlägerei, die von beiden Orten geführt
wurde, fand an einem Sonntagvormittag um die Jahrhundertwende statt. Mit Trommelmusik
marschierten mindestens 150 Buben aus Schopfheim (bis zu 18 Jahren) gen Eichen.
Die Fahrnauer, in etwa gleicher Stärke, kamen am Schlierbach entlang. In der Nähe des
Eichener Brückleins gerieten die beiden Lager aneinander. Zum Angriff blies ein Schopf-
heimer mit einer Trompete das Signal. Der Anführer der Schopfheimer war der nun schon
seit einigen Jahren verstorbene Schreiner Ernst Itzin, genannt „Itzi-Nagel". Die Schopfheimer
drängten die Fahrnauer allmählich aus dem Feld, die sich nun das Wiesental aufwärts
zurückzogen. Auf dem Eichener Sträßlein stellten sich die Schopfheimer dann zum
Weitermarsch wieder zusammen. Mit Gesang ging es nach Eichen, wo viele der Bewohner
hinter den Fenstern hervorschauten und manch einer einem Bekannten zuwinkte. Beim
Haus Schaubhut links herum gelangten sie dann bei Nägelis auf die Wehrer Straße, von
dort weiter durch den Hohlweg hinauf zum „Chilchrai". Die Fahrnauer hatten sich
unten in der Ebene versammelt und waren keinesfalls untätig, hatten doch einige von
ihnen den Standort der Schopfheimer ausgekundschaftet, so daß der Plan der Schopfheimer
, die Fahrnauer im Rücken anzugreifen, scheiterte. Die Schopfheimer stürmten vom
Chilchrai gegen die Wallmatt und jagten die Fahrnauer bis in die Nähe ihres Ortes.
Dabei machten sie noch 10—12 Gefangene, die sie später wieder entließen. — Nachdem
es mittlerweile Mittag geworden war, zog man heimwärts.

Die Schützenhilfe

An einem anderen Tag lagerten 25—30 Schopfheimer wieder einmal am Chilchrai.
Unten auf der Wallmatt standen die Fahrnauer (30—40), unter ihnen sogar ein Feldhüter;
sie versuchten, den Hügel zu erstürmen. Doch dies gelang nicht, denn auf der Seite der
Schopfheimer trugen mehrere Mädchen aus dem rückwärtigen Gebiet eifrig Steine in den
Schürzen herbei, so daß die Fahrnauer sich der Wurfgeschosse kaum erwehren konnten.
Nach einer halben Stunde stürmten die Schopfheimer den Hang hinunter und jagten die
Fahrnauer nach Hause.

Der verhängnisvolle Kuhritt

Ein andermal saßen drei Schopfheimer an einem Nachmittag am Chilchrai und weideten
Kühe. Nicht weit von ihnen war ein Fahrnauer ebenfalls beim Viehhüten. Den
Schopfheimern war dieser kein Unbekannter, war er doch bei einer Auseinandersetzung
immer zu sehen. Sie umstellten ihn und befahlen, er müsse auf einer Kuh reiten. Da
dieser der Aufforderung nicht Folge leistete, setzten sie ihn mit Gewalt auf eine Kuh
und trieben sie den Hang hinunter. Der Fahrnauer konnte sich nicht lange in seinem
Sitz halten; da die Kuh Sprünge machte, fiel er ins Gras. Er rannte nach Hause und
erzählte das Vorgefallene. Während die Schopfheimer ein Feuerchen anzündeten und sich
des gelungenen Streiches freuten, kamen in der Ebene von Fahrnau 20—25 Buben daher,
unter ihnen auch der Vater jenes unglücklichen Reiters. Einer der Schopfheimer bemerkte
sie und rief: „Au, d'Fahrnauer chömme!" Sie waren aber schon auf 30 Meter heran-

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