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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 2/3.1970
Seite: 81
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-02-03/0009
Orden beigetretene Ritter unter der Leitung des Komturs zu ihrem Dienste tüchtig
machen sollten. Dazu genügte als Unterkunft eine Burg mit den nötigen Schlaf-
und Eßräumen, die in der frühen Zeit sehr primitiv waren; hatten doch die Ritter
laut Ordensregel in vergitterten, aber nur mit einem Tuch abschließbaren Zellen
zu schlafen, und bei den Mahlzeiten sollten immer zwei aus derselben Schüssel
essen. Darüber hinaus waren noch eine Kapelle für die Gottesdienste und Stallungen
für die Pferde nötig.

Die alte Burg Buckein auf der Anhöhe über dem Rheinknie bei Riedmatt (etwa
1 km flußaufwärts vom heutigen Beuggen entfernt), die der Orden 1246 geschenkt
erhielt, mochte immerhin doch zu eng und wohl auch zu baufällig gewesen sein.
Aber die 1268 am Rhein neuerbaute Burg entsprach allen damaligen so bescheidenen
Bedürfnissen.

Es war ein einziger wuchtiger Turm, 16 m im Geviert und etwa 25 m hoch,
oben wahrscheinlich mit einem Zinnenkranz und einer leichten Holzkonstruktion
abgeschlossen. Daneben auf der einen Seite (rheinaufwärts) eine Kapelle und schon
20 Jahre später auf der andern ein zweiter massiver, etwas weniger hoher Wohnturm
, die Infirmerie, welche für alte und kranke Ritter bestimmt war. Das Ganze
umschlossen von einer Schutzmauer. Das genügte für 10 bis 20 Ritter- und Priesterbrüder
, die hier unter der Leitung eines Komturs ihr streng geregeltes Leben
führten.

Ein Zeichen für das lebhafte Interesse, welches dem Ritterkloster in weiten
Kreisen entgegengebracht wurde, sind die vielen und reichen Schenkungen an
Ländereien und Gebäuden, die Beuggen damals erhielt — ein Kapital, von dem
die Kommende (Ordensniederlassung) bis zu ihrer Auflösung gezehrt hat.

Das spätgotische Schloß

Die spartanisch-asketische Anfangszeit war allerdings nicht von langer Dauer.
Der Kreuzzug gegen die heidnischen Preußen und Litauer verlor bald seine werbende
Kraft, was sich sinnfällig am Rückgang der Eintritte in den Orden und am
gänzlichen Versiegen der Schenkungen zeigte.

Damit wurden die Ordenshäuser im Westen aus einer Etappe für den fernen
Krieg zu einer Institution, deren Zweck je länger je mehr darin bestand, ihren
Besitz zu befestigen und sich immer komfortabler einzurichten. So wurde denn die
Kreuzfahrerburg um 1400 in ein spätgotisches Schloß verwandelt. Der Wohnraum
wurde durch einen entsprechenden Anbau verdoppelt, während zur gleichen
Zeit die Zahl der adeligen Bewohner auf die Hälfte herabsank. Jetzt war da nicht
mehr ein düsterer massiger Turm, der mit kriegerischen Zinnen mißtrauisch ins
Land hinaussah, sondern ein stattliches Schloß, rheinwärts wie bergwärts mit
schmucken Treppengiebeln geziert, in der Mitte von einem breiten hohen Gang
quer durchlaufen, in dem man hoch zu Roß bis vor die inneren Eingänge des
Schlosses gelangen konnte. Auch wurde die alte Kapelle durch eine neue gotische
Kirche ersetzt. Im alten Teil des Schlosses (gegen den Rhein zu) wurde im ersten
Stockwerk ein repräsentativer, für Festlichkeiten geeigneter Rittersaal eingerichtet,
und neben ihn kam ein Raum mit Kreuzgewölbe zu liegen, das Kapitelzimmer.

Es ist fast selbstverständlich, daß man diesem Schloß auch eine bessere Befestigung
geben mußte, eine Ringmauer mit Wehrgang und Schießscharten und drei
Tortürmen — einer am Rhein gegen Rheinfelden zu, einer bergwärts und wahrscheinlich
noch einer (der heute ganz verschwunden ist) rheinaufwärts.

Nachdem unterdessen die neuen Pulverwaffen erfunden worden waren, folgte
dann um das Jahr 1530 ein zweiter Schub vermehrter Befestigung, der auch allerlei
Verschönerungen brachte. Vor die nicht mehr zeitgemäße Ringmauer wurden —
wohl nicht zufällig kurz nach dem Bauernkrieg — ein System von Rundtürmen
und ein breiter, tiefer Schloßgraben gelegt. Auch wurden die Tore entsprechend
abgeändert. Für größere Bequemlichkeit und Gefälligkeit sorgten ein schmucker

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