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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 2/3.1970
Seite: 107
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-02-03/0035
Besitzer vorstellte. Die großzügig gebauten Wirtschaftsgebäude, Ställe und Scheune
unter einem Dach über der Straße, wurden laut der Inschrift über dem Scheunentor
im Jahre 1751 erbaut. Aus seiner 1. Ehe mit Maria Vögtlin („MV") entsproß
als 2. Sohn im Jahre 1750 Georg Konrad Guldenschuh, dem der Vater, nunmehr
als Meister auf der Weiler Mühle, den „Löwen" zuschrieb. Doch schon im Jahre
1767 hatten Vater und Sohn keine rechte Lust mehr, die Wirtschaft weiter zu
führen; sie baten, wie die Vorgängerin, um ein Stillhalten des Rechts, weil sie im
Lande keinen rechtschaffenen Pächter finden konnten, der mit Vorteil und Nutzen
den Betrieb weiterführen könnte. Die ausländischen Beständer hatten das wegen
„vorgegangenen Lastern sehr verschreyete" Gasthaus bei der Behörde in schlechten
Ruf gebracht. Das Schild wurde vorübergehend eingezogen, und Guldenschuh
bezahlte für das Realrecht weiter 2 fl 15 Krz. Anerkennungsgebühr.

Seit 1775 wirtete Jakob Sattler-Autenrieth auf dem „Löwen" zunächst als Pächter
, seit 1780 aber als Besitzer, ein gut beleumundeter und tüchtiger Mann, welcher
dem Oberamt großzügig statt den pflichtigen 50 fl Siegelgeld sogar 55 fl bot,
wenn er unter dem für ihn günstigeren „Akkord" ausschenken dürfe. Er wollte
damit die übliche und umständliche Weinaufnahme durch die amtlich bestellten
Weinsticher vermeiden: Weil in seinem Wirtshaus an der belebten Post- und Landstraße
Leute aus „sehr verschiedenen Ständen, aus den geringsten bis zu den
hohen", einkehrten, mußte er für deren Wünsche mancherlei Weine halten, jedoch
alle nur in geringer Menge, die beim öfteren Abstechen durch die Bewegung verdorben
würden; damit wollte er seinen gepflegten Weinen die erforderliche Ruhe
gewährleisten. Der Akkord, also eine vertraglich vereinbarte Jahrestaxe, wurde
ihm auch aus persönlichen Gründen gewährt: Er war ein baufreudiger Mann, der
viel und mancherlei Bau- und Dienstleute beschäftigte, was einen beträchtlichen
Verbrauch — 21 Saum — an Hauswein erforderte, allein für 10 Maurer und
Zimmerleute in 10 Wochen täglich je 2 Maß (= ca. 3 1), insgesamt 14 Saum und
1 Ohmen. Sattler besserte nach und nach das Haus und seine Einrichtung und
baute verschiedene kleine Nebengebäude. Die Gäste stellten nämlich schon zu seiner
Zeit an die Küche und den Keller der Landgasthöfe bemerkenswerte Ansprüche.
Die Speisekarte bot 3 Mahle: 1. Das sog. Her renmahl, an Fleischtagen mit einer
guten Suppe, einem Stück Rindfleisch, Gemüse mit Schweine- oder Hammelfleisch,
Kresse mit jungem Hahn oder Taube oder Kalbfleisch oder Rot- oder Schwarz-
wildpret, Salat, Brot und Dessert; 6 verschiedene Speisefolgen für je 45 Kreuzer.
Sodann ein 2., geringeres „Mittleres Mahl" und 3. das Fuhrmanns- oder Bedientenmahl
mit 3 Speisen zu 45 bis 20 Krz.: Suppe, Rindfleisch, Gemüse zur Genüge,
Brot.

Für ein Bett zum Ubernachten zahlte der Gast 4 Krz., für ein Nachtlager auf
Stroh 1 Krz.

Der Witwer Jakob Sattler starb kinderlos mit 67 Jahren im Jahre 1795,
mitten aus dem Bauen und Planen. Sein Gut erwarben in der unruhigen und
teuren Zeit der Revolutionskriege und der fremden wechselhaften Besatzung
Johann Gisin und seine Ehefrau A. Dorothea Specht. Die Inschrift über dem
Eingang zum Gasthaus - „A.D.S. 1806" - erinnert an diese Wirtsleute, welche
die Wirtschaft vergrößert und zu ihrer Zeit in besten Stand gebracht hatten.
Nach dem Tode des Wirts vermachte die Witwe ihrer Tochter, Anna Maria Gisin
(* 1790) i. J. 1811, das Anwesen als Morgengabe bei der Heirat mit dem Metzger
Johann Jakob Riedmeier aus dem „Ochsen" zu Binzen. Der junge Löwenwirt
ereiferte sich nun gegenüber der badischen Behörde, welche beabsichtigte, das
Hauptzollamt bei der Brücke mit dem „Ochsen", wie nun der „Steinkellerhof"
hieß, zusammenzulegen. Riedmeier wünschte vielmehr den Bau eines selbständigen
Zollgebäudes zwischen den beiden Gasthäusern zu Eimeidingen, wobei er
selbst die Hälfte der Baukosten übernehmen würde. Die Behörde beruhigte den
Löwenwirt mit dem Hinweis, daß der fragliche Bau erst nach dem Wiederaufbau
der zerstörten und festen Brücke, wie sie vor dem Hochwasser im Jahre 1811
bestanden hatte, möglich sei. Die 2. steinerne Brücke wurde im Jahre 1838, nach

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