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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 2/3.1970
Seite: 112
(PDF, 15 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-02-03/0040
Goethes Aufenthalt angebracht. — Der Rebstock in Waldshut gehörte zu den ältesten
Häusern der Stadt. Zu Hebels Zeiten war Stadtrat Bolle Besitzer der Wirtschaft
. Das Gebäude wurde 1957 von der Stadt an ein Kaufhaus verkauft. —
Hebel nannte den Goldenen Adler in Konstanz einfach „Adler". Umgekehrt ergeht
es ihm in Lörrach: er nannte den Ochsen „Goldener Ochsen". Hat die Erinnerung
an das Gratisschöppchen oder an seine Lörracher Zeit die Wirtschaft
vergoldet? Der Ochsen war das Zweitälteste Gasthaus der Stadt. Bis zur Errichtung
des Rathauses 1756 befand sich darin auch die „Stube", in der die Ratsgeschäfte
erledigt wurden. Der Präzeptoratsvikar Hebel verkehrte von 1783 bis
1791 viel in dem Hause. Die Wirtschaft steht heute noch, wurde aber 1890 in
„Storchen" umbenannt. Der „Ochsen" in der Baumgartnerstraße hat mit dem von
Hebel erwähnten Gasthaus nichts zu tun. — Der Pflug in Schopfheim ist seit 1700
bekannt und besteht heute noch, allerdings nicht mehr als Wirtschaft. 1957 wurde
in dem Haus eine Diskothek eingerichtet. — Hebel behauptet, in der Mühle in
Utzenfeld Wein getrunken zu haben. Ein Gasthaus „zur Mühle" oder ähnlich ist
in dem Ort nicht bekannt, soll es auch früher nicht gegeben haben. Allerdings
stand eine Mühle im Ort: sie brannte 1884 ab, wurde wieder aufgebaut und vor
1900 verkauft. Der neue Besitzer baute sie zu einem Elektrizitätswerk um. Es ist
möglich, daß Hebel auf seinen Wanderungen in der Mühle einkehrte. Eine regelrechte
Gastwirtschaft scheint aber in dem Gebäude nicht bestanden zu haben. —
Das Schwert in Freiburg existiert nicht mehr. Es hieß eigentlich „Rotes Schwert"
(1577) und wird 1300 zum erstenmal erwähnt (Oberlinden). 1777 wurde „der
Schild zum Schwert" verkauft, das weitere Schicksal liegt im dunkeln. Hebel hat
offenbar die Wirtschaft zum Schwert noch kennengelernt. — Die Fortuna in Offenburg
wurde nach 1849 geschlossen. Danach befand sich eine Eisenhandlung in
dem Hause. Heute findet man in dem Gebäude, das noch immer in der Hand der
gleichen Familie ist, eine Lebensmittelgroßhandlung. — Das Lamm zu Kehl, wie
Hebel es nennt, hieß eigentlich „zum weißen Lamm". Es war die Posthalterei und
daher jedem Reisenden bekannt. Die Wirtschaft wurde 1930 geschlossen und in
ein Geschäfts- und Wohnhaus umgewandelt. (Das „Goldene Lamm" ist mit dem
von Hebel erwähnten Gasthaus nicht identisch.). Hebel läßt übrigens die Handlung
des Stückes Drei Wünsche von 1809 im „Weißen Lamm" spielen; es beginnt
mit den Worten: Drei lustige Kameraden saßen beisammen zu Kehl im Lamm ...
— Der Adler in Ulm bei Lichtenau (Bühler Gegend) wird heute noch betrieben.
Der Name des Hauses und die Bauart mit Pferdeställen deuten auf eine alte Posthalterei
hin. Außer einer Jahreszahl (1828) im Gebälk weist nichts auf das Alter
hin. Vielleicht ist es nach Hebels Besuch umgebaut worden. Heute befindet sich
außer der Wirtschaft noch eine Bäckerei im Hause. — Beim Kreuz in Rastatt hat
Hebel wieder das Adjektiv unterschlagen: der volle Name lautet „zum goldenen
Kreuz". 1806 wurde im oberen Saal der Wirtschaft die Hochzeit des späteren
Großherzogs Karl mit der Adoptivtochter Napoleons, Stephanie, gefeiert, wobei
112 Gedecke aufgelegt waren. Der Betrieb wurde 1933 wegen Unrentabilität eingestellt
. Heute befindet sich in dem Gebäude ein Konfektionshaus. — Bei dem
erwähnten Herrn Schlick mag es sich wieder um eine private Weinquelle handeln.
Vielleicht ist die Erwähnung im Kalender eine Huldigung für ein genossenes
Viertele.

Drei weitere Wirtschaften nennt Hebel in der Erzählung Der schlaue Pilgrim
(1808): Er fragte schon in Müllheim an der Post: „Wie weit ist es noch nach
Jerusalem?" Und weiter unten geht es so fort: Wenn er nämlich irgendwo so ein
braves Wirtshaus an der Straße stehen sah wie zum Exempel das Posthaus in Krozingen
oder den Baselstab in Schliengen, so ging er hinein.

Bei der Müllheimer Wirtschaft handelt es sich um die bekannte Alte Post,
heute Euromotel, an der Bundesstraße 3, der früheren Landstraße Nr. 1 von Basel
nach Frankfurt. Das Gebäude wurde 1745 erbaut und erhebt sich an der Stelle,
wo früher einmal das Kloster Rheintal stand. Die gleiche Wirtschaft besingt der
Dichter in Der Schwarzwälder im Breisgau:

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