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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 2/3.1970
Seite: 115
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-02-03/0043
Wirtschaft heißt heute noch so und befindet sich in Straßburg in der Route de
Polygone.

Hebel verbrachte manchen Sommer in Baden-Baden und kannte deshalb die
dortigen Häuser. An Hitzig schreibt er (am 9. August 1811), daß er neben einer
brillanten Ehrendame das heißt Bad hure saß. Das war aber im Hirsch. Und ein
Jahr später (am 20. Juli 1812): Es speisten gestern . . . in dem badischen Hof 180,
gewiß ebensoviel im Hirsch. Daneben erscheinen noch das Lamm, der Salmen
(Denn im Salmen logiren keine Ehrendamen, sondern kommen höchstens Abends
wenn gespielt wird) und die Sonne. Alle diese Häuser bestehen noch heute, nur
das „Lamm" ist in Holland-Hotel umbenannt worden.

Auch Calmbach im Schwarzwald kann sich rühmen, Hebel beherbergt zu
haben. In einem Brief vom 15. August 1795 berichtet Hebel, daß ihn der Regen
gezwungen habe, 24 Stunden in Calmbach auszuharren, die ich bey der Frau
Rößliwirthin und den ab und zugehenden Gästen sehr erträglich zubrachte. Das
Rößle war alt, vermutlich kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg erbaut, und
brannte 1881 ab. Es wurde neu aufgeführt und ist heute noch Gasthaus.

Naturgemäß nehmen die Karlsruher Wirtschaften einen breiten Raum in
Hebels Leben ein — lebte er doch die längste Zeit seines Lebens in dieser Stadt.

Neun Gasthäuser nennt Hebel, meistens in Briefen, zwischen 1795 und 1823,
außer den schon erwähnten drei aus der Geschichte Jacob Humbel. Das ist der
Adler, den Hebel nicht schätzte: Was mir der Adlerwirth in Knielingen und der
Posthalter in Durlach auftischt, muß ich freilich annehmen, ohne zu fragen, welches
Jahrgangs Kind es sey (an Gustave Fecht am 10. März 1795). Und er vergleicht
das Bild des Adlers an der Wirtschaft mit dem Adler, der auf der Vignette
der hallischen Grammatik so kühn schaut (an Engler im Mai 1800). Der Adler
bestand im 18. Jh. und ging dann ein. Näheres ist nicht in Erfahrung zu bringen.

— 1800 spricht Hebel einmal von einem Ochsenwirt, der zu den Geschädigten
eines Bankrotts gehörte (an Haufe am 28. November). Da sich die Wirtschaften
zum Ochsen, zum goldenen Ochsen, zum roten Ochsen, zum weißen Ochsen und
zum schwarzen Ochsen alle nicht über das Jahr 1800 hinaus nachweisen lassen, ist
es schwer, sich auf ein bestimmtes Gasthaus festzulegen. Der „Ochsen" in Durlach
(Pfinzstr. 64) besteht noch heute und wird seit dem 17. Jh. betrieben, kommt aber
hier wohl nicht in Frage. — Von 1803 an wird der Bären wichtig. / ha die Nemtig
au ane Stei gschmeckt, woni usem Bäre cho bi (an Gyßer am 13. Februar 1803);
auch Nüßlin meinen Gruß. Sag ihm, daß ich seither nicht mehr im Bären gewesen
sey, daß kein Tropfen Klingenberger meine Lippen berührt (an Hitzig Anfang
März 1803); Kaps hat die trockene Zunge eine halbe Elle weit her ausgestreckt, als
ich ihm sagte, daß er 54 fl. bei Ihnen zu erheben habe, und wird sie auf dem
Heimwege im Vorbeygehen im Bären wohl in ein Halbschoppenglas gehengt
haben (an Engler am 21. März 1803). Im „Bären" müßte man Aufschlüsse über
die 42 bösen Buben finden können, schreibt Hebel an Engler (16. Juli 1804). Und
noch einmal, viele Jahre später (an Haufe am 25. Mai 1823): Ich schreibe, wie
Bärenwirth Reuther und Elkan Reutlinger nichts auf. Der Bären, auch zum
schwarzen Bären genannt, stand an der Ecke Marktplatz und Karl-Friedrich-
Straß (früher Bärengasse) und wurde unter diesem Namen von 1722 bis 1830 betrieben
, danach bis 1907 als „Englischer Hof". Heute befindet sich an der Stelle
das Hotel am Markt. Im oberen Geschoß hatte Hebel seine erste Karlsruher Wohnung
. — Der Darmstädter Hof kommt 1804/05 in Briefen vor. Der Darmstädter
Hofwirth dauert mich. Ich kann ihm nicht helfen, ob ich gleich iezt vis a vis bey
der Nothardin wohne (an Engler am 16. Juli 1804). Und in einem Brief an Sophie
Haufe (vom 16. Juni 1805) erwähnt er die Kellerinnen im Darmstädter Hof.
Diese Wirtschaft aus dem 18. Jh. in der Kreuzstraße 2 wurde 1944 zerstört. Es
gibt heute wieder ein Gasthaus gleichen Namens in der Auer Straße 18 in Durlach.

— In Hebels Scherzbrief an Engler vom 16. Juli 1804 kommt auch der Römische
Kaiser vor. Er stand in der Waldstraße 32 und ist bis 1870 nachweisbar. — 1805
verbrachte der Dichter manche Stunde im „Drechsler". Es handelt sich um ein

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