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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 2/3.1970
Seite: 118
(PDF, 15 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-02-03/0046
(Der fremde Herr), er erlebt dabei nichts Aufregendes. In Der Zirkelschmied
reagiert der Wirt alles andere als lammfromm, dabei gehört ihm das Goldene
Lamm. Und wie kontrastiert das Weiß des Schwans mit dem Blut, das in der
Geschichte Wie eine greuliche Geschichte durch einen gemeinen Metzgerhund ist
an das Tageslicht gebracht worden, vergossen wird!

Geradezu symbolisch wirken die Namen in Einträglicher Rätselhandel (1810),
wo man sich vom Wirtshaus zum Kopf weg auf die Reise macht, auf der Rätsel
gelöst werden, oder in Das wohlfeile Mittagessen (1804), wo die alten Fabelfiguren
Löwe und Bär in den Personen des Löwenwirts und Bärenwirts wieder
auftauchen, die gegeneinander ausgespielt werden. Der schon erwähnte Zirkelschmied
möchte durch Betrug zu Geld kommen, er geht zu diesem Zweck in das
Goldene Lamm, das für ihn zur Goldgrube wird. In Die Bekehrung (1811) streiten
sich die Brüder im Roten Adler, aber im Grünen Baum nähern sich ihre Standpunkte
dann. In Der Zahnarzt spielt die rote Farbe eine gewisse Rolle: das Einwickelpapier
für die betrügerischen Tabletten ist rot, und die Gauner suchen sich
den Roten Löwen als Treffpunkt aus.

Weitere Namen von erfundenen Wirtschaften findet man in Geisterbesuch auf
dem Feldberg (z'Todtnau im Leue), Die Marktweiber in der Stadt (sie . . . holen
e frische Muet im Adler und bym Schwane), Das letzte Wort (1810: im Roten
Rößlein), Der Rekrut (1812: der Schwanenwirt), Der Herr Wunderlich (1814:
beim Roten Löwen), Verloren oder gefunden (1815: Straßwirtshaus), Der Tal-
hauser Galgen (der Rote Löwen), Gleiches mit Gleidiem (1815: Herr Adlerwirt),
Der vorteilhafte Roßhandel (1819: Löwenwirt und Ritterwirt), Rechnungsexempel
(1819: Adler), Der geschlossene Magen (1819: Adler). Im Volkslied wird ein
Gasthaus zuem Goldne Bock genannt. Und in einem Brief an Engler vom Mai
1800 schreibt Hebel: wenn ein Wirthshaus zum Sternen in Schöpfen etabliert sein
sollte, was ich iedoch nicht weiß . . . (einen Sternen gab es in Schopfheim nicht).

An 49 Stellen in seinem Werk fügte Hebel den Namen einer Wirtschaft ein.
Welche Namen bevorzugte er? Welche Beobachtungen macht man dabei?

Manche Namen kommen nur in seinen Briefen, aber nie in Gedichten oder im
Schatzkästlein vor: Baldners Garten, Drechsler, Badischer Hof, Darmstädter Hof,
Engel, Kaiser, Römischer Kaiser, Ochsen, Salmen und Sonne. Andere finden wir
nur in seinem Werk, aber nicht in seinen Briefen (was nicht ausschließt, daß Hebel
sich hier wirklicher Gasthäuser erinnerte): Drei Kronen, Drei Rosen, Goldener
Bock, Goldenes Lamm, Goldene Linde, Grüner Baum, Meerwunder, Ritter, Roter
Löwen, Roter Ochsen, Rotes Rößlein, Roter Adler, Straßwirtshaus, Vogel Greif
und Wilhelm Teil. Einige Namen übernahm der Dichter von der Wirklichkeit in
sein Werk: Adler, Bären, Kreuz, Löwen, Rößlein, Schwanen, Sternen und Wilder
Mann.

36 verschiedene Namen verwendet der Dichter in seinem Werk, davon als
beliebteste neunmal den Löwen (viermal mit dem Zusatz rot), siebenmal den Adler
(zweimal Roter Adler), fünfmal das Rößlein (zweimal als Rotes Rößlein), viermal
den Wilden Mann, dreimal den Schwanen und je zweimal Grüner Baum, Bären
und Drei Könige. Das häufigste Eigenschaftswort ist rot: Roter Adler, Roter
Löwen, Roter Ochsen, Rotes Rößlein, daneben golden: Goldener Bock, Goldenes
Lamm, Goldene Linde.

Hebel hat nicht nur Gasthäuser erfunden, sondern für seinen Kalendergebrauch
auch ein par Dörfer. Brassenheim, Gillmannshofen und Trudenbach wird man vergeblich
auf einer Landkarte suchen. Ein Segringen gibt es tatsächlich, bei Dinkelsbühl
. Die erfundenen Dörfer sind natürlich mit Gasthäusern ausgestattet. So besitzt
Brassenheim einen Wilden Mann (Der fremde Herr, 1811), die Goldene Linde
(Die Schlafkameraden, 1814), den Roten Löwen (Brassenheimer Siegesnachrichten
vom Jahr 1813, 1815) und das Wirtshaus zu den drei Rosen (Hilfe in der Not,
1815). In Gillmannshofen gibt es ebenfalls einen Roten Löwen (Der Talhauser
Galgen). Segringen hat einen Adler (Rechnungsexempel, 1819).

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