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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 2/3.1970
Seite: 135
(PDF, 15 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-02-03/0063
allein: „Ach Mann, du mußt zu Hause bleiben, jerussa - - - Du mußt dem Kind die Zeit

vertreiben, jerussa---" Der Mann schüttelt den Kopf und singt: „Zu Hause bleiben mag

ich nicht, jerussa---(stampft auf) Die Kinder hüten will ich nicht, jerussa---. Da nahm

die Frau den großen Stock, jerussa (singen die Kinder) Und klopft dem Mann die Hosen
aus, jerussa---" (sie tut es), und nun dürfen andere in den Kreis.

DHex vuBinze

spielten wir oft in der Schulpause. Was es mit dieser Hexe für eine Bewandtnis hatte,
suchte ich damals vergeblich zu ergründen und habe es viel später erst erfahren. Zur
„Hexe" wurde gewöhnlich ein großes, etwas beschränktes älteres Mädchen bestimmt,
welches das Spiel von Binzen mitgebracht hatte. Ihre „Hütte" hatte sie in einer schmalen
Ecke zwischen Waschküche und Schopf im Schulhof. Mit gräßlich verzogenem Gesicht und
zu Krallen gebogenen Fingern suchte sie die Mädchen zu erhaschen, die sich in ihre Nähe
wagten und ihr „Hex, Hex" zuriefen. Die Gefangenen schleppte sie in die Ecke, stellte
sich davor, damit sie ihr nicht entwischen konnten, bis keines mehr hineinging. Es war
kein schönes, aber ein aufregendes Spiel, denn dabei wurde „d Hex" kaum weniger gefürchtet
als „die Hexe von Binzen", von der die Sage erzählt.

Jungfrau, die soll tanzen

hieß ein anderes Spiel, bei dem die Kinder ebenfalls sich im Kreis singend drehen,
während „die Jungfrau" im Kreis geht:

„Nodle, Fade, Fingerhuet, stoht der Jungfrau noh so guet. Jungfrau, die soll tanzen
(sie tanzt) mit ihren schönen Fransen, Jungfrau, die soll stillestehn, um sich dreimal um-
zudrehn (tut es), Jungfrau, die soll knieen und sich eine ziehen!" Der Kreis bleibt stehen,
die Jungfrau kniet vor ein Mädchen und zieht es in den Kreis. Diese Mädchen fassen sich
ebenso zum Kreis, drehen sich entgegengesetzt, und wenn der innere Kreis zu groß wird,
umschließt er den äußeren Kreis, bis alle aufgerufen sind.

Himmel und Hölle:

Das dürfte wohl eines der ältesten Spiele der Mädchen gewesen sein, das nur ein
Mädchen allein, schweigend und ungestört spielen wollte. Ein Rechteck wurde in den
Boden geritzt, in sechs Quadrate geteilt, das dreieckige Dach, „der Himmel", in zwei
Dreiecke. Die beiden untersten Quadrate waren „die Hölle". Nun mußten aus einigem
Abstand kleine Steinchen von unten nach oben in die einzelnen Felder geworfen werden.
Das Mädchen mußte versuchen, auf einem Bein hüpfend ohne abzusetzen über die bereits
belegten Felder bis in den Himmel zu kommen. Gelang es ihm aber nicht, je ein Steinchen
in die Felder des Himmels zu werfen, kam es schon in der Hölle auf beide Füße
oder trat es gar auf einen Strich, mußte es aufgeben und von vorn anfangen. Dasselbe
galt auch, wenn es zum Sprechen gezwungen wurde.

Stelzelaufe

im Frühling übten auch die Mädchen. Zu Stelzen mußten Rebstecken oder Bohnenstecken
herhalten, auf welche mehr oder weniger schön geschnitzte Brettchen als Fußstützen aufgenagelt
wurden. Je älter die Stelzenläufer waren, je höher kamen diese Brettchen.

R e i f s c h 1 a

wurde ebenso gerne ausgeübt, wozu kleinere und größere Faßreifen, gebraucht und
einigermaßen gerade, besonders gut waren. Mit einem Stecken und mit Ausdauer wurden
sie bergauf und bergab geschlagen.

Tanzchnopfschla:

Zu diesen Geschicklichkeitsspielen gehörte auch der „Tanzchnopf". Die vom Drechsler
gedrehten Kreisel wurden mit einer an einen Stecken gebundenen Schnur, am liebsten
mit einem „Zwick", einer Peitschenschnur, angetrieben.

D Riti

Besonders viel Freude bereitete den Kindern eine „Riti", eine Schaukel, die Platz
für eins bis zwei Kinder bot. Gewöhnlich wurde dafür ein mehr oder weniger glattes
Brettchen mit einer dünnen Kette, die auf beiden Seiten darum gelegt wurde, an einem

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